Die Weihnachtszeit ist für viele Menschen eine Zeit auf Vergangenes zurückzublicken und voller Hoffnung auf das kommende Jahr zu blicken. Für den schwerkranken Mike Bier aus Unterebersbach, seine Frau Nadja und den siebenjährigen Sohn Jan-Luca gibt der Blick in die Zukunft einen kleinen Hoffnungsschimmer. Von einem verbesserten Gesundheitszustand ist Mike Bier allerdings weit entfernt.
Ein Rückblick: Mike Bier lebt mit seiner Frau Nadja und Jan-Luca in Unterebersbach. Eine glückliche Familie: eine hübsche Wohnung, ein guter Verdienst bei einem Schweinfurter Großbetrieb – bis Juli 2015. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich das Leben für den 44-jährigen dramatisch. Bei ihm wird „ALS“ – Amyotrophe Lateralsklerose diagnostiziert.
ALS ist nicht heilbar
Im Krankheitsverlauf entstehen fortschreitende irreversible Schäden an Nervenzellen, die für die Muskelbewegungen verantwortlich sind. ALS ist nicht heilbar. Familie Bier wollte sich mit dieser Diagnose nicht abfinden. Der Heilpraktiker recherchierte, stieß auf eine private Tagesklinik in Cham, die therapeutische Apharese-Behandlungen, eine Art Blutplasmareinigung, durchführt. Die Hoffnung war, mit diesen Therapien eine Verbesserung des Gesundheitszustandes bei Mike Bier herbeizuführen.
Aber: Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für diese Behandlung nicht. Pro Behandlung sind das 1800 Euro plus 500 Euro an Medikamenten pro Monat, so Ehefrau Nadja.
Keine Vertragsleistung
Die Krankenkasse argumentiert, dass die Therapie keine Vertragsleistung darstellt. Die Familie legte Widerspruch ein. Die Klage vor dem Sozialgericht endete mit einer Niederlage.
Mit der letztjährigen Weihnachtsaktion unterstützte die Rhön- und Saalepost Mike Biers Kampf. „Ohne die Welle der Hilfsbereitschaft wäre es uns nicht möglich gewesen, die sehr teuren Behandlungen zu finanzieren“, sagt Nadja dankbar.
Es gibt Unterstützer und es gibt Neider: „Als wir im April eine behindertengerechte Wohnung bezogen, sagten manche, wir renovieren mit Spendengeldern. Menschen werfen Mike vor, die Apheresebehandlung sei Humbug, ihm sei sowieso nicht mehr zu helfen“, berichtet Nadja. Solche Äußerungen „ziehen Mike enorm herunter“.
Besonders trifft die Familie, dass solche Unterstellungen nicht nur von Unbekannten kommen. „Es soll sich jeder einfach mal vorstellen, er bekommt die Diagnose ALS, und aus dem engeren Kreis wird ihm dann gesagt, er soll aufgeben und einfach sterben“, berichtet Nadja. Obwohl sie durch den enormen seelischen Druck und die üblen Unterstellungen gesundheitlich mittlerweile auch angeschlagen ist, will sie den Kampf nicht aufgeben. „Ich glaube fest daran, dass Mike wieder ein lebenswertes Leben führen wird.“
Kleine Signale machen Hoffnung
Mike ist bei allen Tätigkeiten des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen, fortbewegen kann er sich nur noch im Rollstuhl. Seine Sprache hat sich verschlechtert, er hat teils starke Probleme beim Schlucken und starke Schmerzen in den Augen“, berichtet seine Ehefrau, aber auch davon, dass es „kleine Signale gibt, die uns Hoffnung machen.“ Seit März wird Mike in Erfurt behandelt. Dies hilft der Familie auch in finanzieller Sicht, weil die teuren Übernachtungen in Cham nicht mehr anfallen.
Der behandelnde Arzt setzt weiterhin auf die sehr kostenintensive Behandlung mit Apheresen, hat aber nun eine Chelat-Therapie vorgeschaltet. Hier handelt es sich um eine alternativmedizinische Schwermetallausleitung. Auch diese Therapie wird nicht von der Krankenkasse bezahlt. Erste kleine Zeichen von einem leicht verbesserten Gesundheitszustand waren durchaus sichtbar, sagt Nadja, aber: „Wunder dürfen wir keine erwarten“.
Da die Krankenkasse sich weiter weigert, die Behandlungskosten zu übernehmen, finanziert die Familie die Behandlung ausschließlich über die Spendengelder. „Wenn das Geld aufgebraucht ist, weiß ich nicht, was ich machen soll“, blickt Nadja Bier skeptisch in die Zukunft.
Neue Unterstützer
Nun hat sich ein neuer Unterstützer gefunden: Die Familie Manfred und Barbara Griebel mit ihren Kindern Johannes, Florian und Martina. „Der Kampf um sein Leben soll nicht in Vergessenheit geraten“, nennt Griebel als Beweggründe. „Es gibt Kraft und Mut zum Weiterkämpfen, wenn man merkt, dass man nicht alleine da steht“ freut sich Nadja Bier und ist dankbar für die enorme Hilfsbereitschaft von Menschen, die man zum Teil gar nicht kennt.
„Wir kämpfen weiter das wir für Mike wieder eine lebenswerte Zukunft erreichen und gemeinsam diese schweren Zeiten überwinden“ zeigt sich das Ehepaar kämpferisch.