Eine Veröffentlichung im Hildburghäuser Stadtanzeiger sorgt seit einigen Tagen für Aufregung, wie auf dem Online-Portal Insüdthüringen.de der Tageszeitung „Freies Wort“ berichtet wird. Demnach erschien in dem amtlichen Mitteilungsblatt kürzlich ein Text, in dem für den 23. Februar 2019 zum Gedenken an die Opfer der Luftangriffe von 1945 aufgerufen wird. Darunter war eine historische Nazi-Anzeige aus dem Jahr 1945 zum gleichen Anlass gestellt worden. Wie die Zeitung schreibt, werden in der ohne Kommentar veröffentlichten Anzeige als Programmpunkte unter anderem „Worte des Führers“ sowie Reden des NSDAP-Kreisleiters und des Wehrmachts-Standesältesten genannt.
Empörter Ministerpräsident
Die Veröffentlichung schlug hohe Wellen _ sogar bis in die thüringische Landeshauptstadt. Gegenüber der Zeitung „Freies Wort“ äußerte sich Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) entsetzt. „Die Original-Anzeige aus der NS-Zeit und der damit verbundene Hinweis auf die Worte des Führers sind einfach unerträglich“, sagte er. So wie die Veröffentlichung erfolgt sei, knüpfe sie nahtlos an jenen Opfermythos an, den Alt- und Neonazis in Dresden, aber auch auf Rockkonzerten nicht nur in Themar zelebrierten. „Ich erwarte eine Klarstellung von Bürgermeister Holger Obst.“
Kritik von vielen Seiten
Auch andere Politiker wie der Linke-Landtagsabgeordnete und Obst-Vorgänger Steffen Harzer oder die stellvertretende Vorsitzende der Landes-SPD, Diana Lehmann, kritisieren ebenso wie Vertreter der Evangelischen Kirche laut „Freies Wort“ die Veröffentlichung der Nazi-Anzeige scharf. Den Schleusinger AFD-Politiker und Bundestagskandidaten von 2017 zitiert die Zeitung dagegen mit folgenden Worten: „Obst hat ja doch Humor“.
Obst räumt Fehler ein
Der Hildburghäuser Rathauschef, der bis Dienstagnachmittag für eine Stellungnahme gegenüber dieser Redaktion nicht erreichbar war, hat sich mittlerweile für die Veröffentlichung der Nazi-anzeige entschuldigt. „So wie es im Amtsblatt veröffentlicht worden ist, ist es ein Fehler, das nicht deutlich zu kennzeichnen und in einen Kontext zu setzen. Es hätte nicht so rüberkommen dürfen“, sagte Holger Obst (CDU) der Zeitung „Freies Wort“. Auf keinen Fall habe damit rechte Gesinnung verherrlicht werden sollen. „Ich bin Demokrat und werde mir so etwas nicht unterstellen lassen.“