Michael Tulit ist im Hauptberuf Maschinenbauprojektleiter. Außerdem ist er aber Landwirt aus Leidenschaft. Sein Engagement erstreckt sich von der extensiven Bewirtschaftung seiner Flächen, über die Haltung alter Tierrassen und dem Erhalt alter Kartoffel- und Getreidesorten bis hin zu alternativen Projekten in Kooperation mit benachbarten Landwirten und einem Bäckereibetrieb. Für sein vorbildliches Engagement wurde er nun als „Naturschutzpartner Landwirt 2018“ vom Bayerischen Umweltministerium in Kooperation mit dem Bayerischen Bauernverband ausgezeichnet.
Da er bei der offiziellen Preisübergabe in München nicht mit dabei sein konnte, kamen der Präsident des Unterfränkischen Bauernverbandes, Stefan Köhler, und Kreisobmann Matthias Klöffel nach Weisbach.
2009 übernahm Michael Tulit den landwirtschaftlichen Betrieb von seinem Vater. Schon damals wurden große Teil der Fläche im Vertragsnaturschutz bewirtschaftet. „Das wollte ich auch so weiterführen, doch vieles wollte ich neu und anders machen.“
So begann Michael Tulit mit der Imkerei sowie der Neuanlage einer Streuobstwiese mit circa 50 Bäumen. Das Obst wird als Most, Tafelobst und zum Schnapsbrennen verwertet. Mittlerweile engagiert sich Tulit auch beim Erhalt von alten, namenlosen Regionalsorten.
2013 folgte die Anlage einer ökologisch geführten Haselnussplantage, die als Versuchsfläche von der Landesanstalt für Landwirtschaft (Fürth) betreut wird. Auf der Anlage stehen circa 80 veredelte Kulturhaselnüsse aus elf Sorten. Ziel ist es unter anderem, Erkenntnissen zum Anbau der Nüsse in den klimatischen Bedingungen der Rhön, ohne intensive Düngung, Bewässerung und ohne chemischen Pflanzenschutz zu gewinnen.
Um die Streuobstwiese und Haselnussanlage nicht mit großem maschinellen Aufwand pflegen zu müssen, begann Tulit mit der Haltung und Zucht von Shropshire-Schafen und fränkischen Landgänsen. „Die Gänse sind Weidegänse, so wie es sie früher in jedem Dorf gab“, erklärt Tulit. Die Schafe werden in den Wintermonaten mit Heu von den eigenen Rhönwiesen gefüttert, die extensiv bewirtschaftet werden.
Tulit züchtet außerdem eine alte Rasse von Freilandhennen, die gemeinsam mit Schafen und Landgänsen auf den Streuobstflächen unterwegs sind. Probleme bereitet nur der Habicht, der sich gerne bei den Hühnern „bedient“. Pech hatte Tulit in diesem Jahr auch mit der Nachzucht der Gänse, die selbstständig brüten, doch Marder holten zwölf junge Küken aus dem Stall.
Den Ackerbau betreibt Tulit ohne chemischen Pflanzenschutz. Außerdem bringt er weniger Saatgut ausracht, so dass sich auf den Äckern auch seltenen Ackerwildkräuter vermehren können. „Die Äcker sind im Sommer ein wahres Blütenmeer von Kornblumen, die auch wichtige Trachtpflanzen für Bienen sind“, schwärmt Tulit. Er baut das Urgetreide Waldstaudenroggen an, das über die Urgetreideinitiative „Rhöner Kooperation für Nachhaltigkeit“ zu Mehl verarbeitet und von der Bischofsheimer Bäckerei Degetsmühle zum „Ackerritterbrot“ verarbeitet wird. Die Initiative baut außerdem Emmer und Dinkel an.
Tulit bewirtschaftet seinen Betrieb nach Richtlinien der biologischen Landwirtschaft. Er ist aber offiziell nicht zertifiziert. Obst, Eier, Kartoffeln, Honig und Schlachtgeflügel werden direkt vermarktet. „Ich baue nur so viel an, wie ich auch verkaufen kann. Wir haben Stammkundschaft und waren beim Oberelsbacher Bauernmarkt vertreten.“
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Tulit auch bei der Pflege von Hecken auf Lesesteinriegeln, der Entbuschung von Kalkmagerrasen (gemeinsam mit einem Partner) und der Anlage von Kopfweiden tätig ist. „Die Weiden sind für die Bienen die erste Nahrung im Frühling und stellen eine wichtige Nahrungsgrundlage dar“, sagt Tulit zu diesem Projekt. Im übrigen nutzt er das Schnittmaterial der Weiden für die Gestaltung von Spielplätzen.
Über den eigenen Betrieb hinaus engagiert sich Tulit im Gewässer- und Amphibienschutz als Gewässerwart im Fischereiverein. Tulit ist außerdem zertifizierter Natur- und Landschaftsführer und arbeitet eng mit dem Rhöniversum zusammen.