Das Volksbegehren hat's erwiesen: Natur -und Artenschutz geht jede Menge Menschen an. Der Aufruf „Rettet die Bienen“ jedenfalls hat die Massen mobilisiert. Würden all diese Menschen, sinniert Franz Mock aus Brendlorenzen, ihre Garten- und Balkonflächen naturnah, also zum Vorteil für die geschädigte Natur, umgestalten, "wir entwickelten eine Stärke, die kein Gesetz braucht."
Franz Mock ist seit mittlerweile 50 Jahren Mitglied des Naturschutzverbands Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, hat diverse Lehrgänge besucht, unter anderem beim Landesbund für Vogelschutz und sich so das Prädikat Naturbotschafter im Ehrenamt erarbeitet. Seit Herbst ist der frühere Kardiotechniker nun in Rente und hat damit viel Zeit, sich wieder verstärkt seiner Leidenschaft, ja seiner Lebens-Philosophie zu widmen: dem Naturschutz.
Viele wollen etwas verändern, wissen aber nicht wie
"75 Prozent der Insekten, 25 Prozent der Vögel sind schon tot. Der Grund ist einfach: der ausbeuterische Mensch", sagt Mock. Die Bürger hätten das inzwischen verstanden. "Viele wollen etwas verändern, wissen aber nicht, wie sie es tun sollen", so seine Erfahrung. Das möchte er ändern. Und hat deshalb ein kostenloses Beratungstelefon ins Leben gerufen. Telefonisch (09771) 6373153 oder per Mail (franzmock@kabelmail.de) können sich interessierte Bürger bei Mock Tipps und Hilfe rund um die naturnahe Umgestaltung ihres Gartens holen. Wenn nötig, kommt Mock auch vor Ort, um die Gegebenheiten erst einmal in Augenschein zu nehmen.
Jeder Garten in jeglicher Form habe seine Berechtigung, das ist Franz Mock wichtig zu betonen. Er hält nichts vom erhobenen Zeigefinger, von Kritik und Schuldzuweisungen. Proteste, Geldsammeldosen - all das liegt ihm nicht. Statt zu reglementieren möchte er aufklären, überzeugen, Vorbild sein. Und - bei Wunsch - sein über Jahrzehnte erworbenes Wissen weitergeben.
Denn natürlich gibt es Gärten die vorteilhafter für die geschädigte Natur sind als andere. Kies- und Schottergärten mit Folie und Steinen - übrigens nicht zu verwechseln mit echten alpinen Steingärten - sowie Rasenrahmengärten mit Tuja, Rasen und viel Dünger verstärken laut Mock Umweltschäden. Dazu kommt, dass Schottergärten spätestens nach fünf Jahren durch die eingetragenen Blätter und das daraus erwachsende "Unkraut" hohen Arbeitsaufwand oder Kosten verursachen - das Gegenteil von dem, was die meisten Gartenbesitzer damit ursprünglich beabsichtigten.
Besser für Natur- und Artenvielfalt seien Hausgärten, besser noch naturnahe Gärten, noch besser Wildgärten, Naturgärten oder eben Naturschutzgärten. Mock selbst hat in Brendlorenzen seinen 1600 Quadratmeter großen Garten als Naturschutzgarten angelegt. In Bayern gibt es rund 200 derartige vom bayerischen Umweltministerium zertifizierte Gärten, in der Region Bad Neustadt sind es drei, Mock besitzt einen davon. Außerdem hat er ein 6000 Quadratmeter großes Biotop in Heustreu gekauft, das er derzeit zu einem "privaten Schutzgebiet" aufbaut.
Ungefüllte Blüten sind insektenfreundlich
Es summt, surrt, piept und flattert nur so in Mocks Domizil in Brendlorenzen. "Ein naturnaher Garten muss nicht zwangsläufig arbeitsintensiv sein", stellt der Rentner klar. Wer aber Spaß am Gärtnern entwickele, finde in einem naturnahen Garten auch immer was zu tun, schmunzelt er. Schon auf Kleinflächen etwa Balkonen könne man über die richtige Auswahl der Pflanzen viel für die Umwelt tun. Insektenfreundlich, erklärt Mock, seien Pflanzen mit ungefüllten Blüten. Beim Kauf lohne es sich darauf zu achten oder im Zweifelsfall nachzufragen.
Als gefüllte Blüte bezeichnet man die Blüten, die auch im Zentrum der Blüte eine vermehrte Anzahl an Blütenblättern aufweisen. Diese aus Züchtungen entstanden Blühpflanzen bieten den Bienen, auf den umgebildeten oder nicht mehr zugänglichen Staubblättern, selten Nektar und Pollen. In einem bienenfreundlichen Garten sollten die ungefüllten, naturnahen Pflanzen einen Großteil der Bepflanzung ausmachen, erklärt Mock.
Blühflächen, Gartenteiche, Insektenhäuser
Prinzipiell gilt: "Wer Vögel schützen will, muss mit der Pflanze anfangen." Die Qualität des Erdbodens sei entscheidend für die Pflanzen, die entsprechende Pflanzenwahl fördere die Insektenvielfalt, die wiederum sei ausschlaggebend für die Vögel. Zur Förderung der Insekten empfiehlt Mock auch im Sommer weiter die Vögel zu füttern. So könnten die Elterntiere ihren Nahrungsbedarf mit dem dargebotenen Futter stillen und die Insekten - deren Zahl schon jetzt deutlich rückläufig ist - für die Jungtiere reservieren.
Was einen naturnahen Garten laut Mock weiterhin ziert: Insektenhotels, Igel-, Hummel-, Vogel- und Hornissenhäuser, Blühflächen, ein Gartenteich. Wer Fragen zum Bau oder Anlegen dergleichen hat, könne sich gerne an ihn wenden. Nicht immer könne er die Fragen beantworten. Doch oft wisse er, wer mehr wissen könnte. Über Jahrzehnte habe er sein Naturschutz-Netzwerk in der Region gepflegt. Auch Kindergärten oder Schulklassen stehe er auf Wunsch gerne mit Rat und Tat zu Verfügung.