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BAD KÖNIGSHOFEN
Naturbeobachter im Dienste der Wissenschaft
Blick vom Berghäuschen über Bad Königshofen bis in die Rhön. Im Vordergrund rechts Ipthausen. Dort ist Arnulf Mann Zuhause, der seit 25 Jahren als phänologischer Beobachter für den Deutschen Wetterdienst tätig ist.
Foto: Hanns Friedrich | Blick vom Berghäuschen über Bad Königshofen bis in die Rhön. Im Vordergrund rechts Ipthausen. Dort ist Arnulf Mann Zuhause, der seit 25 Jahren als phänologischer Beobachter für den Deutschen Wetterdienst tätig ist.
Alfred Kordwig
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:44 Uhr

Arnulf Mann aus Ipthausen ist ein großer Freund der Natur. Deshalb hält sich der passionierte Hobby-Imker so oft es geht nicht nur auf seinem weitläufigen Gartengrundstück auf, sondern ist auch mehrmals in der Woche in der Flur unterwegs.

Bei seinen Spaziergängen ist der 68-jährige Gymnasiallehrer im Ruhestand nicht nur auf der Suche nach Entspannung. Er schaut sich viele Pflanzenarten ganz genau an und notiert ihren Wachstums- und Entwicklungsstand. Grund: Arnulf Mann ist seit 25 Jahren phänologischer Beobachter des Deutschen Wetterdienstes.

Meldebögen zum Pflanzenwachstum

Die Phänologie ist die Lehre vom Einfluss der Witterung und des Klimas auf den jahreszeitlichen Entwicklungsgang der Pflanzen. Als der frühere Biologie- und Chemielehrer am Bad Königshöfer Gymnasium vor einem Vierteljahrhundert darum gebeten wurde, als Naturbeobachter für die Abteilung Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes tätig zu werden, zögerte er nicht lange, die Aufgabe zu übernehmen. „Ich bin schließlich ein sehr naturverbundener Mensch.“

Daten wichtig für Allergiker

Wann genau beginnt der Austrieb, wann die Blütezeit oder wann fallen im Herbst die Blätter? Diese und andere Fragen zu vielen in der Umgebung wachsenden Wild- und landwirtschaftlichen Pflanzenarten beantwortet Arnulf Mann in Meldebögen. Die werden dann an den Deutschen Wetterdienst weitergeleitet und ausgewertet. „Pollenflugvorhersagen für Allergiker wären ohne phänologische Beobachtungen gar nicht möglich“, nennt der Ipthäuser ein Beispiel dafür, warum seine ehrenamtliche Arbeit so wichtig ist. „Auch Klimaveränderungen und jahreszeitliche Verschiebungen werden anhand unserer Daten erkennbar.“

Besuch vom Niederlassungsleiter

Wie sehr seine Arbeit wertgeschätzt wird, erfuhr Arnulf Mann, als er kürzlich Besuch aus Oberbayern bekam. Dr. Harald Maier, Leiter der Agrarmeteorologischen Niederlassung des DWD, kam persönlich nach Ipthausen, um ihm auch im Namen des DWD-Präsidenten Gerhard Adrian für seine 25-jährige Tätigkeit als phänologischer Beobachter zu danken.

Neben einer Urkunde bekam er die vom Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, verliehene Wetterdienstmedaille überreicht. „Für den nationalen Wetterdienst sind Bürger wie Arnulf Mann unverzichtbar, die mit Liebe zur Natur und einer guten Beobachtungsgabe jahrzehntelang die Flora in ihrer Region überwachen“, heißt es wörtlich in dem Begleitschreiben.

Weiter viel Freude an der Aufgabe

Dass die Daten regelmäßig und möglichst lange von derselben Person erhoben werden, daran ist der Deutsche Wetterdienst sehr interessiert. Im Fall von Arnulf Mann darf sich der DWD glücklich schätzen. „Ich werde auch in den kommenden Jahren als phänologischer Beobachter zur Verfügung stehen“, kündigt der Ipthäuser an, dass er noch lange im Dienste der Wissenschaft die biologischen Prozesse rund um sein Heimatdorf beobachten wird.

Beobachtungsstelle in Ipthausen ist eine von 278 in Bayern

Die Phänologie befasst sich mit der regelmäßigen Beobachtung der Entwicklung von wild wachsenden und landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Pflanzen sind natürliche Sensoren, ihre Entwicklung spiegelt die natürlichen Bedingungen an einem Standort wider. Die Beobachtungen stellen wertvolle Daten für viele Bereiche dar. So dienen sie zum Beispiel als Grundlage für die Planung wichtiger Investitionen in Landwirtschaft und Gartenbau, zudem sind sie wichtige Zeitgeber in meteorologischen und landwirtschaftlichen Modellen für die Berechnung des Gefahrenpotenzials von Pilzkrankheiten und Schädlingen oder für die Ertragsprognose. Der Deutsche Wetterdienst unterhält bundesweit 1200 phänologische Beobachtungsstellen, davon 278 in Bayern. Ungefähr 147 Entwicklungsstadien an 45 Pflanzenarten werden mindestens zwei Mal pro Woche bei jedem Wetter erfasst. Der Phänologe muss die Beobachtungen ganzjährig und ohne Pausen durchführen und ein hohes Maß an Naturverbundenheit und Einfühlungsvermögen in die biologischen Prozesse mitbringen. Quelle: Deutscher Wetterdienst
Der Ipthäuser Arnulf Mann ist seit 25 Jahren phänologischer Beobachter des Deutschen Wetterdienstes. Dafür wurde er jetzt mit einer Urkunde und Medaille geehrt.
Foto: Alfred Kordwig | Der Ipthäuser Arnulf Mann ist seit 25 Jahren phänologischer Beobachter des Deutschen Wetterdienstes. Dafür wurde er jetzt mit einer Urkunde und Medaille geehrt.
 
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