Die positive Wirkung der Natur nutzen, um psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken: Wie das funktionieren kann, hat das Forschungs- und Entwicklungsprojekt "Green Care" gezeigt, das vor über fünf Jahren im Unesco-Biosphärenreservat Rhön und der Biosphärenregion Berchtesgadener Land gestartet ist. Gemeinsam wurde nun abschließend eine Broschüre mit dem Titel "Natürlich mental gesund" veröffentlicht. Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung des Biosphärenreservats entnommen.
Getreu dem Motto "Mensch. Natur. Einklang" wurden beim "Green Care"- Projekt Übungen und Formate zur Stärkung der mentalen Gesundheit in der Natur entwickelt, wissenschaftlich evaluiert und als wirksam bestätigt. Die Broschüre greift diese Übungen auf. "Die Broschüre ist eine wunderbare Handreichung für viele Menschen, um eigenständig ihre mentale Gesundheit auch im Alltag – draußen in der Natur – bewusst zu stärken", so Doris Pokorny, Leiterin der Bayerischen Verwaltungsstelle des Unesco-Biosphärenreservats Rhön.
Interessierte können sich auf der Website des Biosphärenreservats Rhön über das Projekt informieren. Auch ein Vortrag von Katharina Thümer, in dem die Psychologin Hintergründe und Ergebnisse der Studie vorstellt, ist online zu sehen. Zudem gibt es Infos rund um das Projekt sowie den Evaluierungsbericht zur Begleitforschung unter https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/green-care
Hintergrund des Projekts
In Zusammenarbeit von Biosphärenreservat Rhön und der Biosphärenregion Berchtesgadener Land wurde bei dem von 2018 bis 2023 laufenden Projekt erprobt, ob und wie sich Naturerfahrungen positiv auf die psychische Gesundheit auswirken, inwiefern bestimmte Achtsamkeits- und Entspannungsübungen stressreduzierend wirken können und auch, ob diese Erfahrungen naturschützende Handlungsbereitschaften fördern.
Die Psychologin und Projektleiterin Katharina Türmer hatte gemeinsam mit Maik Prozeller, Ranger und Wildnispädagoge im Biosphärenreservat Rhön, bei der Studie mit Patientinnen und Patienten der Psychosomatischen Abteilung der Hescuro Kliniken Bad Bocklet eigens naturbasierte Angebote entwickelt.
Mit den Rehabilitanden der Psychosomatischen Abteilung streifte Katharina Thümer durch die Natur und leitete sie an, ihre Umgebung ganz intensiv wahrzunehmen. "Für viele Menschen ist achtsames Gehen in der Natur eine tolle Möglichkeit um abzuschalten – von grübelnden Gedanken und Sorgen", so Katharina Thümer. Die Angebote wurden durch die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt wissenschaftlich evaluiert.
Umsetzung der Ergebnisse
"Forschung ist wertlos, wenn man sie nicht in die Praxis umsetzt. Wir geben die Erkenntnisse der Studie unmittelbar an unsere Rehabilitanden weiter“, so Chefarzt Arpad Grec, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter der Psychosomatische Abteilung an den Hescuro Kliniken in Bad Bocklet. Die Klinik hatte bereits in der Studie als Kooperationspartner gedient und hat inzwischen den therapeutischen Ansatz von "Green Care" etabliert, um Menschen mit psychischen Erkrankungen durch professionell angeleitete Naturbegegnungen zu unterstützen.
Seit November ist Psychologin Katharina Thümer in der Klinik angestellt und setzt die Ergebnisse aus dem Projekt in ihrer therapeutischen Arbeit ein. "Dass ein Projekt eines Biosphärenreservats nun auch eins zu eins an einer Psychosomatischen Klinik umgesetzt wird, dürfte in dieser Form bundesweit einzigartig sein", so Pokorny.
Die Broschüre ist auf www.brrhoen.de im Download sowie in den Biosphärenzentren Haus der Langen Rhön in Oberelsbach und Haus der Schwarzen Berge in Wildflecken/Oberbach erhältlich.