Keine Heizungsanlage im Haus, keine Ausgaben mehr für eine neue Heizung, keine Schornsteinsanierungen, kein Nachdenken über die Heizungs- oder Brennstoffart. Stattdessen bringt ein Übergabepunkt im Keller umweltfreundliche Wärme – produziert aus heimischen Holz – ins Haus. Und das auch noch wirtschaftlich und frei von den Unwägbarkeiten der Preisschwankungen bei fossilen Energieträgern: Dieses Angebot macht die Biomasse-Wärmeversorgung Bad Neustadt jetzt auch Hausbesitzern in der Altstadt. Im kommenden Jahr soll das Nahwärmenetz ausgebaut werden und das Stadtzentrum von Bad Neustadt erschließen.
Dieses Projekt, mit dem Bad Neustadt seinen Weg weitergehen will, regenerative und regionale Energien zu forcieren, stellten jetzt für die Gesellschafter der Biomasse-Wärmeversorgung Landrat Thomas Habermann, Bürgermeister Bruno Altrichter und Michael Gottwald als technischer Geschäftsführer vor. Anlass, das Wärmenetz in die Altstadt zu erweitern, seien Anfragen von Bauherrn und Investoren gewesen, die diese Art der Wärmeversorgung für ihre Wohnprojekte nutzen möchten, berichtete Gottwald.
Um die 800 000 bis 850 000 Euro teure Investition für das neue Netz wirtschaftlich umsetzen zu können, sind natürlich mehr Anschlussnehmer erforderlich. Dazu zählen auch die Mitgesellschafter Wärmeversorgungsgesellschaft, die Stadt Bad Neustadt und der Landkreis. Entsprechend möchte die Stadt den hinteren Teil des Bildhäuser Hofes ebenso an das Fernwärmenetz anschließen lassen wie das Rathaus. Für Bürgermeister Bruno Altrichter ist die Nahwärme aus ökologischen Gründen interessant, zudem setzt Bad Neustadt ja bekanntlich auf den Einsatz von regenerativen Energiequellen.
Auch Ulrich Leber kann nur für das neue Projekt werben. Die Stadtwerke seien seit drei Jahren an das Netz angeschlossen. Man habe keine Störungen und keinerlei Wartungsaufwand. Der Komfort dieser Heizmethode sei einfach unschlagbar. Für Stadtbaumeisterin Barbara Stüdlein wäre das neue Angebot eine wichtige Erweiterung der Infrastruktur und damit ein wichtiger Beitrag für Attraktivität und damit die Innenentwicklung der Stadt. Nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Sanierungen in oft beengten Verhältnissen der denkmalgeschützten Altstadt, sei diese Heizart oft die wirtschaftlichste Alternative.
Auch das gesamte Landratsamt einschließlich des gerade entstehenden Erweiterungsbaues sollen künftig auf diese Art beheizt werden, kündigt Landrat Thomas Habermann an. Das Biomasseheizprojekt ist für ihn erfolgreich angelaufen und bei einer Berücksichtigung aller Kosten sei diese Art der Heizung auch wirtschaftlich. Ihm sei die Nutzung regionaler Rohstoffe zudem hundert Mal lieber als der Einsatz fossiler Energieträgern aus fernen Ländern.
Dabei sind sich Habermann und Altrichter einig, dass in der Kurstadt Bad Neustadt die öffentliche Hand weiter vorangehen und einen Beitrag für die Luftreinhaltung leisten müsse. Schließlich habe sich diese Art der Wärmeversorgung in den vergangenen vier Jahren bewährt.
Interessenten werben
Beide möchten auch noch weitere Interessenten in der Innenstadt für diese Art der Wärmeversorgung werben. Unter anderem stehe man in Verhandlungen und Gesprächen darüber, das Altenheim der Vill'sche Stiftung und das Pfarrzentrum an das neue Netz anzuschließen. Natürlich seien auch Privatleute eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Dafür werde in den kommenden Wochen verstärkt geworben.
Das Biomasseheizwerk, in dem mit Holz auch minderer Qualität, wie es in der Landschaftspflege anfällt, umweltfreundlich geheizt werden könne, habe noch ausreichend Kapazitäten, betont Michael Gottwald. Derzeit würden etwa sieben Millionen Kilowattstunden abgenommen, bis zu zehn Millionen könne es liefern.
Die Abwicklung des Projekts werde kompliziert, weiß Bürgermeister Altrichter. Die Öffnung der Straßen in der Altstadt, zum Beispiel in der Spörleinstraße, müssen genau geplant werden. Schwierig wird auch die Trassenführung durch diesen dicht besiedelten Bereich, so Michael Gottwald. Dabei steht die Leitungsführung noch nicht fest, entscheidend sind dafür die Interessenten, denen man möglichst allen einen Anschluss ermöglichen will.
Fest steht bisher, dass die Wärmeleitung (siehe Grafik) über die Kolpingstraße entlang des Gerberpfades an die Innenstadt herangeführt wird und die Stadtmauer im Bereich des Bildhäuser Hofes unterqueren wird. Der 1200 Meter lange Trassenverlauf sieht gewisse Fixpunkte und Straßen vor, die zwischen Zwinger, Bildhäuser Hof, Landratsamt und Rathaus liegen. Die Trasse führt über die Schuhmarktstraße mit einem Stich in die Kellereigasse. Der andere Ast in die Alte Pfarrgasse, Apothekengasse, in die Spörleinstraße und in die Weingasse.
Wie Michael Gottwald informiert, soll das Projekt in den nächsten Tagen in der Gesellschafterversammlung besprochen werden. Über den Winter soll die Planung erfolgen, damit im Frühjahr oder Frühsommer mit dem Bau begonnen werden kann.