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MELLRICHSTADT
Nachwuchsmusiker agierten fast schon wie Profis
Junge Könner: Hannes Beck am Marimbaphon glänzte durch ein außerordentlich virtuoses Spiel auf diesem so wohltönenden Instrument. Das Orchester dirigierte Hermann Freibott, der künstlerische Leiter des unterfränkischen Bezirks-Jugend-Sinfonie-Orchesters.
Foto: Fred Rautenberg | Junge Könner: Hannes Beck am Marimbaphon glänzte durch ein außerordentlich virtuoses Spiel auf diesem so wohltönenden Instrument.
Fred Rautenberg
 |  aktualisiert: 15.09.2014 16:01 Uhr

Das Bezirks-Jugend-Sinfonie-Orchester (kurz BJSO) Unterfranken war am vergangenen Freitag erstmals in Mellrichstadt zu Gast und erfreute die Besucher mit einem erlesenen Programm. Der Abend stand unter der Schirmherrschaft von Eva Maria Linsenbreder, die als Vizepräsidentin des unterfränkischen Bezirkstags ihren Chef Erwin Dotzel vertrat. Dotzel ist nämlich der Vorsitzende des Orchester-Trägervereins mit Sitz in Hammelburg.

Das Publikum zeigte sich sehr beeindruckt von dem hohen Niveau, das die jungen Musiker bereits in ihrer Ausbildung erlangt haben. Denn die immer wieder wechselnden Musiker des Orchesters sind noch sehr jung, zwischen 14 und 22 Jahre alt. Aber wie die etwa 50 Künstler in Mellrichstadt aufspielten, das war schon sehr profihaft. Hermann Freibott, der künstlerische Leiter im Trägerverein des BJSO, war am Ende auch sehr zufrieden mit seinen Schützlingen aus ganz Unterfranken. Die zwei Wochen intensivsten Übens hatten sich offensichtlich ausgezahlt.

Aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld waren übrigens auch zwei junge Musiker dabei: Leonie Reinhard aus Bad Neustadt und, der Jüngste im Orchester, Peter Diestel aus Unsleben. Der wird im neuen Schuljahr an das Mellrichstädter Martin-Pollich-Gymnasium wechseln, weil er in dessen schon mehrfach preisgekrönter Big Band mitspielen möchte.

Das ausführlich gestaltete Programmheft nannte „nur“ vier Titel, aber die bestanden immer aus mehreren Teilen, so dass daraus ein abendfüllendes Programm wurde. Gleich der erste Beitrag ragte aus der üblichen orchestralen Musik heraus, denn zusammen mit dem Orchester unter dem Dirigat von Hermann Freibott trat Hannes Beck am Marimbafon auf. Beim „Concertino für Marimba und Orchester opus 21“ von Paul Creston entfalteten der Solist, aber auch das ganze Orchester eine erstaunliche Fertigkeit, ja Virtuosität im Beherrschen der Instrumente bei diesen anspruchsvollen zwei Sätzen sehr moderner Musik. Hannes Beck überraschte das Publikum mit einer Zugabe, bei der er ohne Orchester spielte und bei welcher er noch eindrucksvoller seine Fertigkeit und vor allem seine Musikalität in der Interpretation des Musikstücks zeigte.

Ein Stück von Orlando di Lasso, Meister der Vokalmusik der Hochrenaissance, bot das Violoncello-Ensemble in einer Bearbeitung von Christopher Varner dar, wobei der Dozent des Ensembles, Christoph Habicht, selbst mitspielte. Dieser getragenen Musik merkt man immer noch an, dass sie ursprünglich für Gesang geschrieben worden war. Und doch ließen die Musiker drei in sich vollendet schöne Musikstücke erklingen.

Sehr modern wurde es wieder mit dem dritten Beitrag „Play for a Play“ von Chris Hazel für ein großes Blechbläser-Ensemble, das von dessen Dozenten Norbert Damm dirigiert wurde. Das war eine wuchtige Musik mit großer Variation der Dynamik, aber auch, wie schon bei Creston, mit einem kräftigen Schuss Ironie als besonderem Charakteristikum.

Beim letzten Programmteil, der Sinfonie Nr. 2 in h-Moll von Alexander Borodin, übernahm wieder Hermann Freibott das Orchester. Bei allen vier Sätzen brillierten die jungen Musikanten, bewiesen, dass sie schwierigste orchestrale Musik ausdrucksstark spielen können. Düstere, wuchtige Passagen im ersten Satz, aber auch das tändelnde Scherzo mit den Pizzikato-Passagen im zweiten Satz, das alles kam so überzeugend rüber, dass man sich fragte, wo da noch der Unterschied zu einem Profiorchester sein soll.

Eva Maria Linsenbreder zeigte sich am Ende stolz auf „unsere Musikanten“. Bürgermeister Eberhard Streit freute sich, dass das BJSO im Kulturkalender der Stadt einen Akzent gesetzt hatte. Lediglich der Publikumszuspruch ließ zu wünschen übrig. Zweifellos hätte das Orchester ein volles Haus verdient gehabt.

 
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