Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen, und da hat sich als Gegenmittel zum Kummer über das Ende der Donnerstagsevents ein Nachschlag mit Pfifferlingen bestens bewährt. So sehr, dass die Rhöner Köchevereinigung die Zahl der Portionen gegenüber dem Vorjahr erneut kräftig erhöhte – womit sie gut beraten war.
Bei angenehmsten sommerlichen Temperaturen begannen sich schon um 17 Uhr langsam Schlangen zu bilden, obwohl die Ausgabe erst für 18 Uhr angekündigt war. Doch die Köche legten einen Zahn zu, so dass schon um 17.30 Uhr die ersten Teller ausgegeben wurden. Kurz vor 18 Uhr nahmen dann zwei Schlangen die gesamte Breite des Marktplatzes ein.
Am Endpunkt der Menschenkette bot sich für den Außenstehenden scheinbar das Bild des totalen Chaos: Vier Köche rufen gleichzeitig Bestellungen; fertige Portionen werden in ausgestreckte Hände gereicht; drei Köche belegen simultan Teller mit den Bestandteilen der Gerichte; sechs Schwerarbeiter rotieren an den Töpfen und Pfannen. Dabei ist das nur der letzte Akt der inzwischen traditionellen Massenverköstigung, erzählt Frank Mirring vom Fränkischen Hof.
Für 1000 Portionen wurden seit Dienstag die Vorarbeiten geleistet. Das heißt 140 Kilogramm Pilze putzen, Teig ansetzen und daraus 1400 Semmelknödel formen, Zander, Fleisch und Nudeln vorbereiten. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das eine Steigerung um 250 Portionen, die am Ende nicht reichten, so dass noch einmal 20 Kilogramm Pilze nachgeordert wurden.
Beschaffungsprobleme gab es bei den leckeren Waldgewächsen nicht, versichert Mirring. Wären die Köche auf Rhöner Produkte angewiesen, hätten sie angesichts der Trockenheit jetzt vor leeren Töpfen gestanden.
Das muss früher einmal anders gewesen sein. Vor längerer Zeit sollen Pfifferlinge in Massen vorhanden gewesen sein, was ihnen den Ruf eines billigen Nahrungsmittels eingebracht hat. Der Spruch, dass „das Leben keinen Pfifferling wert ist“, deutet zwar auf das geringe Ansehen des Speisebestandteils, tatsächlich soll sich die Redewendung jedoch von einem Geldstück mit geringem Wert ableiten, das im Schwäbischen „Pfifferle“ genannt wird.
Für solcherlei Überlegungen haben die zwölf Köche, die im eigens erworbenen Partyzelt wirbeln wie türkische Derwische, keine Zeit. Um 18.30 Uhr sind schon deutlich mehr als die Hälfte der Gerichte rausgegangen, kurz von 19 Uhr ist sich Dieter Dotzel sicher, „wir kriegen alle satt“, aber langsam gehen auch die Vorräte zur Neige, doch nun sind die Schlangen schon erheblich kürzer.
Das Warten auf das Essen verkürzten indes die Musiker von „Klingend Blech“. Die Europameister der Böhmischen Blasmusik spielten Stücke von ihrer CD auf, deren Titel nicht besser für den kulinarischen Abgesang der Donnerstagsveranstaltungen hätte passen können: „Ein perfekter Tag!“