Aus einer Polsterfolie, die in fast jeder Paketsendung zu finden ist, wird eine Jacke. Aus einer Ringbindung für Papier ein Verschluss, um Kleidung zusammenzuhalten. Die Klasse 11SB aus dem Sozialen Zweig der Fachoberschule (FOS) hat sich monatelang damit beschäftigt, ob und wie man aus Plastikabfällen Kleidungsstücke herstellen kann. Vor dem Modehaus Pecht haben die jungen Leute nun ihre Recycling-Mode präsentiert. Und mit ihrer Aktion darauf aufmerksam gemacht, dass das Thema Recycling in der Mode künftig einen wesentlich höheren Stellenwert bekommen muss als bislang.
Ein Rock mit Capri-Sonne-Tüten fürs Festival
Der Rock einer Schülerin ist durchaus schick. Wenn man auf ein wenig alternative Mode steht. Aus einer dieser ikonischen blauen Ikea-Plastiktüten hat sie einen Rock gefertigt. Um die stechend blaue Farbe ein wenig zu entschärfen, wurden Capri-Sonne-Tüten aufgenäht. Ob man solche Mode im Alltag tatsächlich tragen kann? "Auf einem Festival geht das!", bestätigt eine andere Schülerin humorvoll.
Gemeinsam mit Kunstlehrerin Dr. Annette Roggatz haben sich die Schülerinnen und Schüler über längere Zeit mit dem Thema Recycling von Plastik in der Mode auseinandergesetzt. Dass dies in Modegeschäften mittlerweile durchaus funktioniert, zeigte Pecht-Geschäftsführer Bernd Titius mit seinem eigenen Outfit. Der blaue Anzug aus recycelten PET-Flaschen, die Sneaker aus Plastikabfällen aus dem Meer. Geht doch, könnte man meinen. Aber noch immer sind solcherlei Kleidungsstücke Nischenprodukte im weltweiten Kleidungshandel. "Es wird aber besser", sagte Titius bezüglich des Anteils recycelter Modeartikel im Sortiment. "Aber es ist noch ein weiter Weg."
Es muss nicht immer Plastik sein
Es muss auch nicht immer Plastik sein. Die Wiederverwertung von alten Kleidungsstücken zu neuer Mode nimmt einen immer größeren Stellenwert in der Bekleidungsindustrie ein. Schlicht und ergreifend deshalb, weil die Rohstoffe weltweit nur begrenzt zur Verfügung stehen, andererseits aber die Nachfrage stetig steigt. Damit nicht alle mehr oder weniger Modebewussten mit Röcken aus Ikea-Tüten rumlaufen müssen, empfiehlt Bernd Titius Qualitätskleidung zu kaufen. Die hält länger und muss nicht so oft ausgetauscht werden. Und den Lieblingspullover sollte man sinnvollerweise nicht nur eine Saison lang tragen, sondern mehrere.