Als der Rhönklub-Präsident Jürgen Reinhardt in den vergangenen Tagen von Fulda in die Rhön blickte, sah er finstere Wolken aufziehen. „Unabhängig vom Wetter, die Wolken verzogen sich nicht und heute erst haben sie sich aufgelöst“, begann er seine Ansprache anlässlich der Hauptversammlung der Saale-Sinn-Region in der Elstalhalle in Oberelsbach. Zunächst hätte man meinen können, dass er diesen Satz auf die geglückte Neuwahl des Vorstands der Saale-Sinn-Region bezog. Denn seit einigen Tagen war durchgesickert, dass der bisherige Vorsitzende Konrad Tripp sein Amt niederlegen würde, und es sah zunächst so aus, als würde es keinen Nachfolger geben.
Doch Reinhardt konkretisiert seine wolkige Umschreibung: „Die Wolke hieß nämlich Konrad Tripp.“ Stille in der Elstalhalle. Es sah aus, als würde es zum Eklat kommen. Denn schon zuvor wurde deutlich, dass keine Harmonie im Rhönklub herrscht, zumindest nicht zwischen dem Rhönklub-Präsidenten und Vertretern der Saale-Sinn-Region. Konrad Tripp hatte vor der Neuwahl seinen kurzfristigen Rücktritt wie folgt begründet: „Ausschlaggebend war der Umgang seitens der Vereinsführung mit dem Regionswegewart Robert Gross, der zu seinem fristlosen Rücktritt und Austritt aus dem Rhönklub geführt hat. Ein Verlust für unsere Region, den man leicht hätte, mit einem kleinen Anruf, vermeiden können. Die Diskrepanzen im Hauptvorstand belasten mich derart, dass ich aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Regionsvorsitzenden nicht mehr ausüben werde. Für die Region bin ich gerne weiterhin da.“
Eklat vermieden
Nachdem der Rhönklub-Präsident Konrad Tripp als „dunkle Wolke“ im Rhönklub bezeichnet hatte, überreichte er ihm jedoch im nächsten Satz das „Große Ehrenzeichen“ des Rhönklubs. Tripp nahm die Ehrung entgegen. Im Anschluss erklärte er: „Ich bin erstaunt. Ich habe überlegt, ob ich überhaupt aufstehen soll.“ Er sei aufgestanden, weil er einen Eklat vermeiden wollte, weil er nicht möchte, dass der Rhönklub Schaden nimmt. „Ob ich das Ehrenzeichen trage werde, lasse ich offen.“
Worum geht es diesmal im Rhönklub? Der Rhönklub-Präsident kommentierte auf Nachfrage: „Es sind keine Diskrepanzen gewesen. Ich weiß nicht was los war. Sein Rücktritt kam für mich auch überraschend und ich weiß nicht warum, weshalb, wieso. Da war nichts. Es ist an den Haaren herbei gezogen. Ich kann mir nicht erklären, was er meint. In meinen Augen ist nichts gewesen.“
Auf Nachfrage erklärte Tripp, dass es zu Ungereimtheiten über die Zuständigkeiten und Aufgaben des Regionswegewartes kam, die letztlich zum Rücktritt von Robert Gross geführt haben. Dem Schriftverkehr zwischen Tripp, Reinhardt, Gross und der Rhönklub Geschäftsstelle in Fulda - der der Redaktion vorliegt - ist zu entnehmen, dass es um die Abgabe von Statistiken der Arbeit der Wegewarte und Einhaltung von Fristen ging. Die Ton der Kommunikation ist hart und fordernd, voller gegenseitiger Vorwürfe und Schuldzuweisungen.
Stärke der Region beweisen
Wie geht es nun weiter in der Saale-Sinn-Region? „Seit einer Woche wissen wir, dass Konrad nicht mehr zur Wahl steht“, berichtet Bernhard Walter, der Vorsitzende des Zweigvereins Oberweißenbrunn von anstrengenden Tagen voller Telefonate und Gespräche. Man sei vor der Wahl gestanden, die Neuwahlen platzen zu lassen oder in der Kürze der Zeit eine starke Kandidatenliste aufzustellen, um die Stärke der Region unter Beweis zu stellen – für die Zukunft des Rhönklubs insgesamt. Hier verwies Walter auf die Region Fulda, die bei ihrer Hauptversammlung vor kurzem, weder einen neuen Regionalvorsitzenden noch einen Stellvertreter habe finden können. Das sollte in Saale-Sinn nicht passieren. So erklärte sich Walter bereit, den Posten des Regionalvorsitzenden zu übernehmen.
Mit klaren Worten stellte er die künftige Ausrichtung der Region vor, die auch die Arbeit des Hauptvorstandes prägen sollte: „Konstruktiv und aufbauend, verstärkt kommunikativ, kooperativ." Der Rhönklub sei einerseits zwar antiquiert, könne aber durchaus eine "pfiffige Dame" werden. Es werde allerdings eine Herausforderung sein, die Kommunikation nach innen wie auch nach außen, auf neue Beine zu stellen. „Mutiges Tun“, sei hierfür erforderlich, so Walter.
Reformprozess gestartet
Vor einiger Zeit haben sich engagierte Rhönklub`ler zusammen geschlossen, um einen Reformprozess zu initiieren. Auch Walter gehöre zu dieser Gruppe. Eine der treibenden Kräfte sei die Vorsitzende des Rhönklubs Walddörfer, Kathi Cavallo. Walter dankte ihr ausdrücklich für ihre gezielte, strukturiere Unterstützung in dieser schwierigen Woche, damit die Region nun sich nun „Rhönklub-Stärke-Region-Saale-Sinn“ nennen könne.
Zwei Anläufe brauchte es, bis die Neuwahl der Regionsvorstandschaft korrekt vorgenommen wurde. Aufgrund von Corona wurde im Vorfeld geben, dass pro Verein nur zwei Vertreter zur Versammlung kommen. Nicht alle Vereine hielten sich an diese Bitte. Es braucht nicht nur einen zweiten Wahldurchgang sondern im Vorfeld der zweiten Wahl eine längere Pause, um den Wahlmodus zu klären, den Wahlleiterin Birgit Erb, Oberelsbachs Bürgermeisterin, einbrachte. Letztlich einigten sich die Vereine, das jeder nur zwei Stimmen abgeben darf. Die Alternative wäre gewesen, dass die ohnehin schon kritisch verlaufende Versammlung abgebrochen und ein neuer Wahltermin hätte anberaumt werden müssen.