
Der Versuch, einen Geldautomaten in der "Raiffeisenbank im Grabfeld" in Obereßfeld aufzusprengen, hat vor kurzem gezeigt, dass Bankräuber nicht nur in größeren Städten agieren. Das kleine, fast unscheinbare Bankgebäude am Ortsausgang, nahe der B 279, war in den vergangenen Jahren schon einmal "heimgesucht" worden.
Dieses Mal allerdings brachen die Täter den Versuch, den Geldautomaten gewaltsam zu öffnen, ab. Der Grund war sicherlich die Alarmanlage, die sofort durch Heulton und Rundumleuchte am Bankgebäude reagierte. Damit war den Einbrechern klar, dass in Kürze die Polizei vor der Bank stehen würde. Sie flüchteten ohne Beute.
Das ist die Strategie der Geldinstitute in Rhön und Grabfeld
Um solche Einbrüche zu vermeiden oder zumindest zu erschweren, reagieren die Geldinstitute auch im Landkreis Rhön-Grabfeld bereits seit einigen Monaten, sagen Sparkassendirektor Georg Straub und der Vorstandssprecher der VR-Bank Main-Rhön, Markus Merz. So wird zum Beispiel an den Sparkassen darauf hingewiesen, dass der Bereich an den Automaten und Kontoauszugsdruckern in den Nachtstunden geschlossen ist. "Aus sicherheitstechnischen Gründen" liest man. Andere Bankinstitute haben ihre Kunden per Post oder Mail informiert.
Sparkassendirektor Georg Straub erläuterte, dass in den vergangenen Monaten mehrere technische Absicherungen eingebaut wurden, die die Einbrecher von ihrem Vorhaben, einen Geldautomaten zu sprengen, schon im Vorfeld abbringen sollen.
Farbpatronen machen Geldscheine unbrauchbar
Sollte die in den Nachtstunden verschlossene und gesicherte Türe zum SB-Bereich der Bank mit Gewalt geöffnet werden, erwarten den ungebetenen Gast einige Überraschungen: Nicht nur die Alarmanlage wird ausgelöst, sondern der gesamte Raum regelrecht vernebelt.
Sollte es trotzdem gelingen, den Bankautomaten zu knacken, ist dort eine weitere Sicherung eingebaut. Dann nämlich würden die Scheine eingefärbt und sind damit nicht zu verwenden. Das und einiges mehr geht auf eine sogenannte Risikobewertung des "Bundesministerium des Innern und Heimat" zurück, wonach der SB-Bereich der Bankinstitute und auch die Automaten entsprechend nachgerüstet wurden.

Sprengungen gefährden Passanten und Bewohner
Bereits seit einigen Monaten wenden Banken solche Maßnahmen an, sagt Markus Merz. Wenn sich eine Filiale entschließe, die Räume zu schließen, dann "in der Regel von 23 bis 6 Uhr". Eine Zeitspanne, in der bislang kaum der SB-Raum einer Bank genutzt wird.
Die Leiter der Banken im Landkreis Rhön-Grabfeld verweisen auf einen "Runden Tisch" des Bundesministeriums des Innern und für Heimat zum Thema Geldautomatensprengungen. Hier seien entsprechende Maßnahmen mit Vertretern der Deutschen Kreditwirtschaft, dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft, der Deutschen Bundesbank sowie Bundeskriminalamt und der Bundespolizei ausgearbeitet worden.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser habe auf die häufige Nutzung hochgefährlicher Sprengstoffe durch die Täter verwiesen. Diese könnten zum Beispiel Bewohner in einem Bankgebäude in Lebensgefahr bringen.
Auf die Wahl des Standorts für den Geldautomaten kommt es an
Ziel sei es, den Tätern die Arbeit so zu erschweren, dass sich ein Angriff auf Geldautomaten nicht mehr lohnt. Dazu zählt die nächtliche Schließung von Selbstbedienungs-Foyers. Hinzu kommt die verstärkte Videoüberwachung sowie der Einsatz von Einbruchmeldetechnik, Nebel- und Einfärbesystemen. Außerdem eine Reduzierung des Höchstbestandes an Bargeld sowie eine vermehrte Sensibilität bei der Auswahl der Geldautomatenstandorte.
Der Statistik zufolge gab es im Jahr 2021 insgesamt knapp 400 Fälle, wobei Geldautomaten überwiegend mithilfe fester Explosivstoffe gesprengt wurden. Die Sprengungen unter Einsatz von Explosivstoffen sind damit im Vergleich zum Jahr 2020 um mehr als 100 Prozent gestiegen, wurde am "Runden Tisch" bekannt.
Das Bundesministerium des Innern und für Heimat beobachtet die Entwicklung des Kriminalitätsphänomens Geldautomatensprengungen mit großer Besorgnis. Durch gemeinsame Kraftanstrengung werde nun alles darangesetzt, Deutschland als Zielort für die überwiegend aus den Niederlanden einreisenden Tätergruppen so unattraktiv wie möglich zu gestalten.
https://www.tagesschau.de/inland/geldautomaten-sprengungen-vorschriften-101.html
Fakt ist: die Sprengung (egal mit welchem Mittel) von Geldautomaten ist schon ziemlich lange ein Problem (ja, wir haben es gut, dass wir nicht an der Grenze zu den Niederlanden leben, wo das Problem deutlich gravierender ist) und man ist erst bereit etwas zu tun, wenn der Schmerz groß genug wird. Aber das ist egal wo man hin schaut: nur durch Schmerz wird gelernt und auch gehandelt.