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Sulzfeld
Nach künstlichem Koma zurück auf dem Rennrad: Fabrice Becker fordert mehr Rücksicht von Autofahrern
Nach seinem schweren Unfall fährt Fabrice Becker wieder Rennrad. Warum er immer wieder in brenzlige Situationen gerät und welchen Appell er an Autofahrer richtet.
Ausfahrten mit dem Rennrad sind seine große Leidenschaft: Nach seinem schweren Unfall nutzt Fabrice Becker für seine Touren nun auch außerorts wieder die Landstraße. Er appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, im Straßenverkehr mehr Rücksicht zu nehmen.
Foto: Rainer Becker | Ausfahrten mit dem Rennrad sind seine große Leidenschaft: Nach seinem schweren Unfall nutzt Fabrice Becker für seine Touren nun auch außerorts wieder die Landstraße.
Redaktion
 |  aktualisiert: 10.09.2023 03:02 Uhr

Vor über drei Jahren ereignete sich in der Nähe von Volkach ein schwerer Verkehrsunfall: Fabrice Becker wurde beim Rennradfahren von hinten von einem Pkw erfasst. Mit schweren Verletzungen wurde er in eine Klinik gebracht, zwei Wochen lag er im künstlichen Koma. Über fünf Monate wurde er in verschiedenen Krankenhäusern behandelt, bevor er im September 2020 wieder nach Hause entlassen wurde.

Zurück ins Leben gekämpft

Es dauerte lange, bis sich der in Sulzfeld im Grabfeld lebende 32-Jährige nach seinem unverschuldeten Unfall wieder zurück ins Leben gekämpft hatte. Vor einem Jahr wagte er sich zum ersten Mal mit dem Rennrad auch außerorts wieder alleine auf die Landstraße. "Das Rennradfahren ist schon immer meine große Leidenschaft und ich wollte auch nach meinem schweren Unfall nicht darauf verzichten", erzählt Fabrice Becker, kurz bevor er zu einer längeren Ausfahrt startet.

Fährt seit einem Jahr wieder mit dem Rennrad allein auf der Landstraße: der Sulzfelder Fabrice Becker, der bei einer Ausfahrt vor über drei Jahren unverschuldet in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt wurde und im künstlichen Koma lag.
Foto: Alfred Kordwig | Fährt seit einem Jahr wieder mit dem Rennrad allein auf der Landstraße: der Sulzfelder Fabrice Becker, der bei einer Ausfahrt vor über drei Jahren unverschuldet in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt wurde und ...

Dass er Radwege nur gelegentlich nutzt, begründet er unter anderem damit, dass sie oft für die schmalen Rennradreifen ungeeignet oder auch verschmutzt sind. "Deshalb sind Rennradfahrer immer wieder auf Landstraßen angewiesen und anzutreffen."

Mehr Rücksicht nehmen

Dass es dort gefährlich werden kann, weiß Fabrice Becker aus schmerzhafter Erfahrung. Auch seit seinem Wiedereinstieg ins Rennradfahren gab es schon etliche brenzliche Situationen, die seiner Einschätzung nach durch mehr Achtsamkeit seitens der Pkw- oder auch Lkw-Lenker hätten vermieden werden können. "Ich möchte deshalb an mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr appellieren und bei den Autofahrern ein Bewusstsein für das manchmal von ihnen ausgehende gefährliche Verhalten wecken", so Becker.

Der Maschinenbautechniker weist zunächst auf die Standardsituation hin, wie sie nicht nur Rennradfahrer schon öfters erlebt haben. "Radfahrer werden oft mit viel zu geringem Abstand und sehr hoher Geschwindigkeit überholt." Dabei werde oft nicht bedacht, dass neben dem Schreck auch der Fahrtwind Stürze herbeiführen kann.

Beim Überholen geschnitten

Weitere gefährliche Situationen, die seiner Meinung nach mit etwas Vorausblick, Rücksicht und Geduld zu vermeiden wären: Auf einer kurvenreichen Strecke glaube so mancher Pkw-Lenker, einen Radfahrer noch vor der nächsten Biegung überholen zu müssen. "Es kommt dann immer wieder vor, dass just in dem Moment Gegenverkehr auftaucht und ich dann geschnitten oder abgedrängt werde," weiß Fabrice Becker aus eigener Erfahrung.

Kommt nach eigener Erfahrung von Fabrice Becker leider immer wieder vor: Ein Pkw überholt Fahrradfahrer, obwohl auf der Gegenfahrbahn parkende Fahrzeuge stehen. Da wird der geforderte Mindestabstand von 1,5 Meter innerorts manchmal deutlich unterschritten. Außerrots müssen es sogar zwei Meter sein.
Foto: Fabrice Becker | Kommt nach eigener Erfahrung von Fabrice Becker leider immer wieder vor: Ein Pkw überholt Fahrradfahrer, obwohl auf der Gegenfahrbahn parkende Fahrzeuge stehen.

"Oder ich fahre auf abschüssiger Strecke mit relativ hoher Geschwindigkeit auf eine geschlossene Ortschaft zu und ein Autofahrer überholt mich noch vor dem Ortsschild, um dann stark abzubremsen", schildert der Sulzfelder eine weitere Schrecksituation. "Manchmal ist ein Auffahrunfall dann nur knapp zu vermeiden."

Appell an alle Verkehrsteilnehmer

Fabrice Becker könnte noch etliche andere Situationen schildern, die für Rennradfahrer auf der Landstraße gefährlich werden könnten. Was ihn außerdem stört: Manchmal muss er sich belehren lassen oder wird gar beleidigt, weil er die Landstraße und nicht den Radweg benutzt.

Er betont aber, dass sich nicht alle Autofahrer rücksichtlos gegenüber Bikern verhalten und es auch unter den Rennradfahrern "schwarze Schafe" gibt, was ihr Verhalten im Straßenverkehr betrifft. Seine Bitte deshalb an alle Verkehrsteilnehmer: Mehr Achtung und Respekt im Straßenverkehr.

 
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  • Simona Kopanicakova
    Ich fahre seit über 10 Jahren 10-15tsd Kilometer im Jahr Rennrad. Mein Schnitt liegt immer zwischen 29 und 32km/h. Ich nutze die Radwege dabei außerorts zu 90% und passe halt auf dabei. Hab auch eine kleine, unscheinbare Klingel montiert, die ich frühzeitig nutze und nicht missen mag. Damit komme ich wunderbar klar und denke, dass das für meine Mitmenschen auch erträglich ist, sowohl Auto als auch Fußgänger.
    Knapp überholt werden kommt vor, beschränkt sich aber auf 1x pro Woche in Schnitt bei mir.

    Ich kann die Aussagen des Herrn Becker also als passionierter Rennradler, 30 Jahre, zum größten Teil nicht nachvollziehen. Ich finde es sehr schade, dass unser Sport durch solche notorischen Sturköpfe so in Verruf gerät.

    Bin auch viel per Rennrad im Ausland unterwegs, von Bosnien bis Norwegen alles gesehen, und ich bin wirklich froh, dass wir besonders in SW und Umgebung zum größten Teil ein auch für Rennradler insgesamt gut nutzbares Radwegenetz haben.
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  • Hans Schuckert
    Typisch deutsche Diskussion! In Radsportländern wie Italien, Frankreich, Holland, Belgien ist man viel toleranter im Umgang zwischen Pkw- und Rennradfahrern. Sinnvoll Rennradfahren lässt sich nur auf Hauptstraßen, nicht auf Radwegen. Einfach bisschen toleranter sein und leben und leben lassen bzw. (Rennrad-)fahren.
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  • Gregor Ziems
    Man könnte mal statistisch erfassen wie viele Landstraßen überhaupt von einem Radweg begleitet werden. Auf Anhieb fallen mir da nicht so viele Strecken ein.
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  • Horst Michalsen
    Da haben sie natürlich recht, aber das ist auch nicht das Thema. Denn dieser Radfahrer lehnt es ja offenbar prinzipiell ab, dort, wo es Radwege gibt, diese auch zu benutzen. Das geht einfach nicht. Und wenn er sie gelegentlich oder versehentlich doch benutzen sollte, dann bitte Toleranz und Rücksichtnahme gegenüber denjenigen Radlern, die nicht so schnell unterwegs sein wollen oder können.
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  • Helga Scherendorn
    Sein Hobby, sein Problem. Auch Rennradler haben sich an Regeln zu halten
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  • Dietmar Gröger
    Deutschland Autoland. Ich frage mich, wer egoistischer ist, Autofahrer oder Rennradfahrer. So einen Hass zwischen Automobilisten und Radlern habe ich bis jetzt leider nur in Unterfranken kennenlernen müssen. Seid doch alle mal ein bisschen toleranter.
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  • Horst Michalsen
    Zuerst dachte ich beim Lesen, der Artikel sei eine besondere Form der Satire, offenbar und leider ist er jedoch völlig ernst gemeint.

    Spätestens dann, wenn man einen schweren Verkehrsunfall überlebt hat, sollte man meinen, dass bei einem Erwachsenen die Vernunft einsetzt und man sein Leben nicht erneut auf‘s Spiel setzt.

    Radwege, deren Benutzung verpflichtend vorgeschrieben ist, wenn sie als solche gekennzeichnet sind, werden von dem jungen Mann abgelehnt, weil sie nach seiner Auffassung „ungeeignet“ sind. Stattdessen wird aber ungeniert von anderen Verkehrsteilnehmern Rücksichtnahme eingefordert, die man selbst nicht zu geben bereit ist, weil man sein Hobby ungehemmt ausleben möchte. Und sich deshalb belehren zu lassen, gefällt unserem Radfahrer natürlich auch nicht. Egoismus pur!

    Leider findet man diese Anspruchshaltung und Rücksichtslosigkeit inzwischen in nahezu allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft.
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  • Helga Scherendorn
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  • Susanne Orf
    Schön, dass der junge Mann den schweren Unfall nicht nur überlebt hat, sondern soweit auch wieder hergestellt ist.

    Aber: "Manchmal muss er sich belehren lassen oder wird gar beleidigt, weil er die Landstraße und nicht den Radweg benutzt." Ja, das glaube ich sofort; diese Belehrungen sind aber sicher nicht grundlos - ich selber habe noch keinen Rennradfahrer gesehen, der verpflichtende Radwege nutzt - da wird lieber auf der Straße gefahren, manchmal sogar zu zweit nebeneinander - wobei Rennradfahrer aufgrund der von ihnen erreichten Geschwindigkeiten auf Radwegen auch nichts zu suchen haben, da sie dort andere Radler und Fußgänger gefährden würden. Es ist meiner Meinung nach ein sehr egoistisches Hobby.

    Ich selbst kann die Faszination Rennrad nicht nachvollziehen - da ist man auf einem stationären Fahrrad sicherer - und andere Verkehrsteilnehmer würden durch freirumradelnde Rennradenthusiasten nicht in Gefahr gebracht werden.

    Das einzig Positive: sie tragen alle einen Helm.
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  • Günther Schreiber
    Also ich fahre auch sehr gerne Rennrad. Im Jahr kommen da schon einige tausend km zusammen. Fahre damit auch viele Tage im Jahr 25 km einfache Strecke zur Arbeit und zurück. Hab aber nicht gewusst das ich dadurch ein Egoist sein soll. Dachte das nennt sich umweltbewusste Einstellung. Kette rechts und allzeit gute Fahrt !
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  • Gerhard Rausch
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  • Roland Albert
    Schaut man das Symbolbild des Artikels an, dann ist die Forderung nach mehr Rücksicht schon ein Affront, zum einen des Radfahrers und dann noch des Herrn Kordwig. Meines Wissens, man korrigiere meine Dummheit, besteht in D Rechtsverkehr mit entsprechenden Rechtsfahrgeboten. Gilt sogar auf einspurigen Wegen.
    Finde den Fehler😂😂😂
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  • Jo Schmitt
    @Roland Albert (ID: be1cfd)

    > Meines Wissens [...] besteht in D Rechtsverkehr mit entsprechenden
    > Rechtsfahrgeboten. Gilt sogar auf einspurigen Wegen.
    Nur doof, daß im Symbolbild alle da sind wo sie hingehören.
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  • Roland Albert
    Einige sind halt anders wie die anderen. Ohne Anspruch auf Rechtssicherheit. Wenns kracht, sind die anderen schuld.
    Betrifft nixht nur Rennradfahrer.
    Aber am besten ist die Situation zu Zeiten der Tour de France.
    Da lassens die Abziehbilder auf deutschen Straßen richtig krachen…
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  • Für Rennradfahrer gelten die gleichen Regeln wie für alle anderen: Blau beschilderte Radwege sind benutzungspflichtig und das Rad hat straßenverkehrstauglich zu sein. Viele Rennradfahrer lassen es diesbezüglich an Einsicht vermissen, um Ausreden, warum sie mit ihren Gefährten die Radwege nicht nutzen können, sind sie jedenfalls nicht verlegen. Wenn eure schmalen Räder auf normalen Wegen nicht fahren können ist das euer Problem!
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  • Peter Koch
    Die Meinung von Radfahreren die mit faulen Ausreden begründen warum sie den Radweg nicht benutzen interessiert mich nicht.
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  • Hermann Noe
    ...wenn Fahrräder kotzen könnten...!
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  • Werner Neff
    Sportliches Rennradfahren ist auf den Radwegen viel zu gefährlich. Ich erlebe immer wieder mit welch hoher Geschwindigkeit Rennradfahrer auf Radwegen unterwegs sind. Gefährdet werden hierdurch die Familien die mit Kindern unterwegs sind, bzw. die Durschnittsfahrer. Zudem müssen auf vielen Radwegen sich Fußgänger und Radfahrer den Weg teilen. Da ich auch Rennrad fahre, denke ich da mitreden zu können und plädiere auch für gegenseitige Rücksichtnahme und angepasstes Fahrverhalten in den jeweiligen Situationen.
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  • Peter Koch
    Ich erlebe auch immer wieder, dass Rennräder anscheinend keine Bremse haben. Da wird einfach aus der Nebenstrasse auf die Hauptstrasse abgebogen, soll doch der vorfahrstsberechtigte Auto- oder Motorradfahrer schauen wie er damit klarkommt. Ja, ich weiß, dass anhalten mit dem Rennrad nicht optimal ist. Man muss runterschalten, wertvolle Geschwindigkeit abbauen und eventuell gar einen Schuh am Pedal ausklinken um nicht umzukippen. Und rücksichtsvoll auf dem Radweg zu fahren geht ja gleich gar nicht.
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  • Hubertus Kiesel
    @ Herr Koch
    In ihrem Kommentar fehlt noch, dass Rennradfahrer keine Fahrradklingel haben. Ob die zu schwer oder zu teuer ist, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen.
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