Über Jahre hinweg war das "Heilige Grab" von Kleineibstadt im Diözesanmuseum Kartause in Astheim zu sehen. Nun ist es zurück an seinem Ursprungsort, der Kirche Kleineibstadt. Vor etwas mehr als 260 Jahren hat es der Grabfeldmaler Johann Peter Herrlein für seine Heimatgemeinde so gestaltet, dass es den gesamten Chorraum des Gotteshauses ausfüllte.
Genau da wurde es nun wieder aufgestellt und ist in den Kar- und Ostertagen in die Liturgie eingebunden. "Hier gehört es hin," sagen Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Kreiskulturreferent Hanns Friedrich und Bezirksheimatpfleger Klaus Reder. Für ältere Kleineibstädter bringt das "wiedererstandene" Heilige Grab Erinnerungen an ihre Kinder- und Jugendzeit.
Altbürgermeister Emil Sebald, in den 1960er Jahre Ministrant, erinnert sich an das Heilige Grab in seiner Heimatgemeinde, das besonders schön geschmückt war. Das weiß auch Anneliese Reder, die sich an weiße Chrysanthemen erinnert, die im Bereich der Monstranz und in der Grablege zu sehen waren. Das Heilige Grab von Kleineibstadt stand übrigens nur an den drei Kartagen, weiß Emil Sebald. Dann wurde es vom einheimischen Schreiner Knobling abgebaut, weil der Osternachtgottesdienst wieder am Hochaltar gefeiert wurde.
Magische Anziehungskraft
Der frühere Kunstreferent der Diözese Würzburg, Jürgen Lenssen, hatte das Heilige Grab nach der Auflösung des "Grabfeldmuseums" als Leihgabe für das neue Diözesanmuseum Astheim von der Kirchengemeinde erhalten. Nachdem die Diözese sich nun von dieser Einrichtung trennt, wurde es an die Kirchengemeinde Kleineibstadt zurück zu geben. Beim Aufbau sah man immer wieder Kleineibstädter, die von der magischen Anziehungskraft des Heiligen Grabes sprachen. Noch heute sind die Vorrichtungen vorhanden für die sogenannten "Schusterlampen" –das sind mit Öl gefüllte Glaskugeln, auf denen Dochte schwammen. Diese Glaskugeln gab es in den verschiedensten Farbschattierungen. "Ein unvergessliches, ein beeindruckendes Erlebnis," erinnern sich Kleineibstädter heute noch.
Zur Geschichte: Der Künstler Johann Peter Herrlein fertigte gemeinsam mit dem Saaler Schreiner Michael Markgraf das prunkvolle Stück 1764 für seine Heimatgemeinde Kleineibstadt an. Dort war es im Chor aufgebaut und verdeckte mit einer Höhe von rund sechs Metern den gesamten Altarraum. In den Rechnungsbüchern der Pfarrei lassen sich Kosten für das kunstvolle Werk und dessen Auf- und Abbau nachweisen. Das Heilige Grab in Kleineibstadt ist detailreich bemalt. Die Malerei ist direkt auf sogenannte Bretterkulissen aufgetragen. Innerhalb des Aufbaus sind die Grabesruhe Christi und trauernde Engel zu sehen. Links und rechts vom Grab sieht man die Wächter sowie große Engel, die den toten Jesus beweinen
Besonderer Glanz
Überliefert ist auch, dass manche Gräber "belebt waren". In Eyershausen etwa, wo 1991 auch Überreste eines Heiligen Grabes gefunden wurden, hätten Jungen aus dem Ort jedes Mal die Nächte in der Kulisse verbracht und darauf geachtet, dass die von den bunten Öllampen beleuchtete Konstruktionen kein Feuer fingen. Weit verbreitet war die Ausleuchtung mit Glaskugeln, die, mit gefärbtem Wasser gefüllt, einen besonderen Glanz auf die Szenen zauberten.
Heilige Gräber gab es noch in den 50er und 60er Jahren auch in Bad Königshofen, wo am rechten Seitenaltar das "Grab" aufgestellt wurde. Umrahmt von großen Tannenbäumen und vielen bunten Glaskugeln, die man von hinten erleuchtete, strahlte das Bad Königshofener Heilige Grab eine besondere Ruhe aus. Am Karfreitag wurde im Rahmen der Liturgiefeier die mit einem weißen Tuch verhüllte Monstranz zum Heiligen Grab getragen und dort zur Anbetung ausgesetzt. Dahinter stand ein großes Kreuz, das erst am Karsamstag entfernt wurde. Ein "Heiliges Grab" findet man heute noch in vielen Kirchen des Grabfeldes, das dann mit Blumen und Kerzen geschmückt wird.
Mehr Infos bei der Vorstellung
Über Jahrzehnte verstaubten sie auf Dachböden oder moderten in Kellern vor sich hin. Doch in jüngster Zeit erstrahlen Heilige Gräber in einigen Gemeinden wieder in neuem Glanz. "Ob fest installiert oder nach Bedarf aufgebaut, waren die Gräber Teil eines liturgischen ‚Spielbrauchs’ und werden nicht in den Bereich Volksfrömmigkeit eingeordnet", weiß Domkapitular Lenssen. Der Leichnam Christi oder das Kreuz seien fast überall in feierlichen Prozessionen zu einem Grab gebracht, dort niedergelegt und zur Auferstehung wieder in das Gotteshaus getragen worden. Mehr über das Heilige Grab von Kleineibstadt gibt es bei der offiziellen Vorstellung am Ostermontag um 15 Uhr mit Bezirksheimatpfleger Klaus Reder, Kulturreferent Hanns Friedrich und Kreisheimatpfleger Reinhold Albert.