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Alsleben
Nach 135 Jahren: Erstmals war wieder ein Bischof in der Wallfahrtskirche St. Ursula
In der Wallfahrtskirche St. Ursula in Alsleben feierte Weihbischof Paul Reder einen Pontifikalgottesdienst.
Foto: Hanns Friedrich | In der Wallfahrtskirche St. Ursula in Alsleben feierte Weihbischof Paul Reder einen Pontifikalgottesdienst.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 31.10.2024 02:41 Uhr

Das Patrozinium der Wallfahrtskirche St. Ursula war in diesem Jahr ein besonderer Festtag für Alsleben. Auf Anregung von Diakon Engelbert Ruck hatte der neue Weihbischof Paul Reder zugesagt, den Festgottesdienst zu halten. Weder Kreisheimatpfleger Reinhold Albert noch die langjährige Mesnerin Doris Benkert erinnern sich, dass in den vergangenen Jahrzehnten ein Bischof das Gotteshaus besucht hatte. Somit feierte mit Paul Reder nach 135 Jahren erstmals wieder ein Weihbischof einen Pontifikalgottesdienst in der Wallfahrtskirche.

Mesnerin Doris Benkert hatte in alten Unterlagen geblättert und herausgefunden, dass 1807 Weihbischof Zirkel auf einer Visitationsreise in der Wallfahrtkirche war. 1877 fand, nach dem Brand des Gotteshauses, die Wiedereröffnung durch Bischof Ferdinand von Toscana statt und letztmals war 1888 mit Bischof Franz Joseph von Stein ein hoher Würdenträger zu Gast. Er nahm damals die Weihe des neuen Altars vor.

Ursula wurde von Hunnen überfallen

Damit war Weihbischof Paul erst der vierte Bischof, der die Kirche besuchte und einen Gottesdienst feierte. Nur zum Patronatsfest werden übrigens auch die Reliquien am Hochaltar gezeigt, die das Gotteshaus seit 1812 beherbergt. Damals, so ist den Urkunden zu entnehmen, hat Freifrau Eva Rosina aus Sternberg diese gestiftet. Unter diesen Reliquien befindet sich auch eine Reliquie der Heiligen Ursula. Das jedenfalls ist schriftlich niedergelegt.

Nur an besonderen Festtagen wie dem Patrozinium werden die Reliquien aus dem Jahr 1887 gezeigt. Darunter eine der Heiligen Ursula.
Foto: Hanns Friedrich | Nur an besonderen Festtagen wie dem Patrozinium werden die Reliquien aus dem Jahr 1887 gezeigt. Darunter eine der Heiligen Ursula.

In seiner Predigt ging Weihbischof Paul auf die Geschichte der Heiligen Ursula von Köln ein, die zwischen 300 und 400 nach Christus gelebt haben soll. Unter der Bedingung, dass der heidnische König Aetherius von England christlich unterrichtet und getauft wird, willigte sie ein, ihn zu heiraten. Bei einer Pilgerreise nach Rom wurde sie von Hunnen überfallen und mit einem Pfeil erschossen. Deshalb wird sie, wie auch in Alsleben, mit einem Pfeil dargestellt, sagte der Weihbischof. Sie ist aber auch Schutzpatronin für Schule und Bildung und hat oftmals ein Buch als Attribut. Der Grund: Ursula hatte ihre Begleiterinnen im christlichen Glauben unterrichtet.

1875 wurde die Kapelle durch Blitzschlag zerstört

Zur Geschichte der Kirche erfuhr der Weihbischof, dass es seit 1700 "St. Ursula Kirchenrechnungen" gibt und ein Wallfahrtsbuch. Das liegt im Diözesanarchiv Würzburg, fand Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert heraus. Seit 1702 gibt es Eintragungen von Gebetserhörungen. Vorhanden sind heute noch Votivtafeln im Eingangsbereich.

Der Altardienst (von links) gemeinsam mit Weihbischof Paul Reder, Diakon Engelbert Ruck und Kirchenpfleger Peter Lindemann.
Foto: Hanns Friedrich | Der Altardienst (von links) gemeinsam mit Weihbischof Paul Reder, Diakon Engelbert Ruck und Kirchenpfleger Peter Lindemann.

Der einstige Ortspfarrer Kurt Wolf fand einst im Pfarrhaus die Baupläne für den 1875 erfolgten Wiederaufbau der Kirche. Anlass des Ursula-Fests, das von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung veranstaltet wird, ist die Aufstellung des Hochaltars. Der Alslebener Familienforscher Manfred Albert stieß bei der Erforschung seines Stammbaums im Matrikelbuch der Pfarrei auf einen Vermerk, in dem die Einweihung des Altars durch Bischof Franz Joseph von Stein 1888 dokumentiert ist.

Die 1750 errichtete Ursulakapelle wurde 1875 durch Blitzschlag zerstört, nur wenige Einrichtungsgegenstände wurden gerettet, nicht so der Hochaltar. Er wurde ein Raub der Flammen. Zwar ist die Kirche 1876 wieder aufgebaut worden, aber zunächst ohne Hochaltar. Dieser wurde von dem Bad Kissinger Bildhauer Valentin Weidner entworfen, der im Grabfeld unter anderem Kriegerdenkmäler in Königshofen und Untereßfeld sowie den Brunnen in Mellrichstadt entworfen hatte.

Kein Stromanschluss und keine Heizung

Der Weihbischof erfuhr zudem, dass es in der Wallfahrtskirche noch keinen Stromanschluss gibt. Das bedeutet, dass nach wie vor die drei Glocken per Hand geläutet werden, es keine Heizung gibt und auch die Orgel nur durch mithilfe eines Blasebalgs funktioniert.

Man meint, die Zeit sei stehen geblieben:  Weil die Wallfahrtskirche St. Ursula keinen Stromanschluss hat, muss der Blasebalg auch noch getreten werden, damit die Orgel spielen kann.
Foto: Hanns Friedrich | Man meint, die Zeit sei stehen geblieben:  Weil die Wallfahrtskirche St. Ursula keinen Stromanschluss hat, muss der Blasebalg auch noch getreten werden, damit die Orgel spielen kann.

Besonders in den Abendstunden wird es romantisch in dem Gotteshaus, dass dann nur von Kerzen erleuchtet wird. Außerdem besitzt die Kirche noch keinen Volksaltar, sodass wie in früheren Zeiten der Gottesdienst am Hochaltar gefeiert wurde.

 
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