Der Muttertag ist neben Weihnachten und Valentinstag ein umsatzstarker Tag für Blumenläden, Parfümerien und Buchhandlungen lässt. Ihre Waren oder Gutscheine sind immer noch am beliebtesten in Deutschland, wenn es darum geht, Frauen eine Freude zu machen. In früheren Zeiten war das anders: Geld war oft knapp und Muttertags-Geschenke durften nichts kosten. Davon berichtet die 90-jährige Marianne Heusinger, geborene Hoffmann.
"Gefeiert wurde der Muttertag immer bei uns, aber nicht so arg", erzählt die Bad Königshöferin. Selbst gepflückte Blumen bekam ihre Mutter von den Kindern, einmal hatte Marianne sogar etwas Geld gespart und eine kleine Vase gekauft, daran erinnert sie sich noch genau. Später hat sie selbst Blumen von ihren eigenen Kindern bekommen, auch gemalte Bilder und aufgeschriebene Gedichte.
Arbeiten im Haus und auf dem Hof
Muttertag, das war ein Sonntag wie jeder andere, nur dass man der Mutter gratulierte und ihr ein kleines Geschenk überreichte. Als die Kinder älter wurden, haben sie auch mal das Frühstück zubereitet. "Morgens in die Kirche, dann Mittagessen und Kaffee trinken, abends in die Maiandacht – dann war der Tag schon vorbei", berichtet Marianne Heusinger.
Danke sagen für die Arbeit und Mühe war wirklich angebracht, denn der Alltag war beschwerlich für die Frauen, besonders wenn Kinder und ein landwirtschaftlicher Betrieb zu versorgen waren. Neben der Schule spielte die Kirche eine große Rolle im Alltagsleben. "Aber vor dem Pfarrer Pfeuffer sind wir möglichst ausgerissen", berichtet Marianne Heusinger. Da gab es für die Kinder bei nichtigen Anlässen wie Schwätzen in der Kirche mit dem Rohrstock "sechs auf die Hand".
Marianne ging nach der Schule bei einer Schneiderin in die Lehre. "Den Beruf habe ich nie ausgeübt, aber ich konnte die Kleidung für meine Kinder immer selbst nähen", berichtet sie. Der Kilian Heusinger hatte ein Auge auf sie geworfen und holte sie manchmal von der Nähstube ab.
Der Hof hat die große Familie nicht ernährt
Zukunftspläne schmiedete das junge Paar, das sich beim Tanz im Turnerheim nähergekommen war, aber dazu gehörte die Hofarbeit, denn der Kilian hatte einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, sieben Hektar Eigentum, mit fünf Kühen und sechs Schweinen.
Marianne musste erst mal Melken lernen. Das fiel ihr anfangs nicht leicht. "Du musst ja keinen Bauern heiraten", sagte ihre Mutter – aber die Wahl war schon getroffen. "An einem Gummieuter habe ich mich abgeplagt", erinnert sich Marianne. "Melken 1-2" stand schließlich als Note in ihrem Abschlusszeugnis. 1954 wurde geheiratet, 1955 wurde der erste Sohn geboren. Sechs Kinder hat das Ehepaar großgezogen, allerdings konnte die kleine Landwirtschaft nicht alle ernähren und Kilian Heusinger ging arbeiten, die Landwirtschaft wurde als Nebenerwerb weitergeführt.
Die ersten elektrischen Haushaltsgeräte waren ein Segen
"Den Spruch "Erst die Rinder, dann die Kinder", gab es bei uns nicht", sagt Marianne Heusinger. Zum Glück war die Oma im Haus und fing morgens mit dem Melken an. Wenn die Kinder in der Schule waren, kam Marianne dazu. An die Erleichterung, als es die ersten elektrischen Haushaltsgeräte gab, kann sie sich noch gut erinnern. Besonders willkommen war die Waschmaschine – kein Wunder bei so vielen Personen im Haushalt.
So sah ein Waschtag in der Rhön aus
Alle sechs Wochen gab es große Wäsche beim Bruder Leonhard Hoffmann. Die Weißwäsche wurde im großen Waschkessel gekocht, in die Lauge kam dann nacheinander die Buntwäsche und zum Schluss die Stallwäsche hinein. Die Weißwäsche wurde anschließend auf der Tuchbleiche (jetziger Busbahnhof und Parkplatz) gebleicht und dazu immer wieder mit Wasser übergossen.
Man musste die Wäsche bewachen, damit keine Gänse oder andere Tiere darüber liefen. Die ersten halbautomatischen und später die vollautomatischen Waschmaschinen übernahmen die schwere und zeitraubende Arbeit. In der Landwirtschaft waren der Häcksler und der Bulldog am wichtigsten, damit wurde die Arbeit wesentlich leichter.
Aufs Feiern verstand man sich trotz der harten Arbeit. Fasching zum Beispiel, außerdem gab es Ausflüge mit der Feuerwehr, dem Kirchenchor oder dem Musikverein. Nicht am Muttertag, aber an einem Sonntag im Mai, machte die Familie Heusinger einmal im Jahr mit dem "Bähnle" einen Ausflug nach Saal zum Findelberg. Die Kinder durften auf den Spielplatz und jeder bekam eine Bratwurst. Der Ausflug gehörte zu den Höhepunkten des Jahres.
Von Kilian gab es jedes Jahr einen Strauß Maiglöckchen
Im Jahr 2003 ist Kilian Heusinger gestorben. Er war auch ein eifriger Gratulant am Muttertag, immer mit einem Maiglöckchen-Strauß. Heute wird Marianne Heusinger von den Kindern abwechselnd am Muttertag eingeladen, die anderen gehen zumindest zum Gratulieren dorthin. Eine große, gemeinsame Kaffeetafel gibt es nicht, denn inzwischen hat jedes Kind seine eigene Familie. Marianne Heusinger hat inzwischen 20 Enkel und 16 Urenkel.