
Der letzte Ton war noch nicht richtig verklungen, da sprangen die Zuhörer in der Lebenhaner Kirche von ihren Plätzen auf, um Dirigent Thomas Eckert, die Big Breath Brass Band „B4“ der Kreismusikschule, das Vocalensemble Regensburg und Sprecher Ulrich Wehner, Leiter der Kreismusikschule, zu feiern und ihnen zu danken für ein außergewöhnlich schönes Erlebnis.
So ganz genau hatte sich wohl vorher niemand vorstellen können, was ihn bei dem angekündigten Musitorium über die Legende des heiligen Kilian erwarten würde. Aber alle wussten, dass mit dem guten Ruf der Akteure nur Erlesenes verbunden sein konnte.
Neugierig auf das Kommende, ließen sich die Besucher zunächst einfangen von typisch irischen Klängen. Damit fühlten sie sich innerlich auf die grüne Insel versetzt und konnten sich vorstellen, in welcher Umgebung der kleine Ceallach (so hieß Kilian ursprünglich) im 7. Jahrhundert aufwuchs und in Naturverbundenheit, aber auch mit wissenschaftlichen und biblischen Kenntnissen lebte.
Die Jig (ein irischer Volkstanz) von Gustav Holst, die „B4“ schwungvoll interpretierte, vermittelte den Eindruck von einer quirlig-bunten Zeit. Doch dann verlagerte sich der Schwerpunkt, Ceallach wandte sich ab vom Profanen, wurde Bischof und nahm den Namen Kilian an.
Es macht wohl die Besonderheit dieses Musitoriums aus, dass es sich zwar aus vielen einzelnen Elementen zusammensetzt, aber jedes Teil seinen Platz genau an der richtigen Stelle hat und dadurch ein wunderbar geschlossenes Werk entsteht. So konnte die stärkere Hinwendung zum Glauben wohl kaum besser zum Ausdruck gebracht werden, als durch den engelsgleichen Gesang des Vocalensembles Regensburg, in dem sich Iris Eckert (Sopran), Julia Bauer (Alt), Andreas Multrus (Tenor) und Thomas Huck (Bass) zu vollkommener Harmonie vereinten.
Ermordung in Würzburg
Mit eingängigen Melodien vergegenwärtigte das Ensemble Kilians Gefühlslage, ob bei seiner Priesterweihe, dem Abschied von Irland oder später kurz vor seiner Ermordung in Würzburg, der er mit Glaubenszuversicht entgegengeht.
Großartig in Szene gesetzt wird auch der Sprecher Ulrich Wehner, der sich ebenfalls an exakte Einsätze halten muss, denn wirkungsvoll wird die Kilian-Legende, die Thomas Eckert für dieses Musitorium als durchgehenden Text geschrieben hat, phasenweise von weichem Bläserklang unterlegt.
Die Big Breath Brass Band B4, die sich für die verschiedenen Projekte immer wieder etwas anders zusammensetzt, bekam viele Gelegenheiten, ihre Klasse zu beweisen. Sie nahm die Herausforderung schwierigster dramatischer Passagen an, die von kriegerischem Kampf und Ermordung kündeten. Aber sie verstand sich auch auf die glaubensvolle Innerlichkeit des Irischen Segens und des Kyrie, das durch die Aufteilung der Band im Kirchenraum eine noch intensivere Wirkung bekam. Einen Höhepunkt bildete die Cambrian Suite von Michael Ball, in der B4 – da passt nur dieses Orgel-Bild – alle Register zog.
Nach bewegten und aufwühlenden Momenten, die das Schicksal des heiligen Kilian ganz nahe brachten, erklingt in der Kirche noch einmal ein Motiv aus dem Werk „Inspiration“ des holländischen Komponisten Jan de Haan. Und mit „Greensleeves“ entlassen B4 und Vocalensemble das Gemüt in eine Stimmung voller Zuversicht.