Mit einem Konzert am Samstag (21. April) in der Günter-Burger-Halle startet der Musikverein Strahlungen in das Jahr seines 50-jährigen Bestehens. Die musikalischen Anfänge in Strahlungen reichen allerdings viel weiter in die Vergangenheit zurück. Ein Blick in die Vereinschronik.
Seit 1870 sind in Rechnungsbüchern der Gemeinde jährliche Eintragungen über Ausgaben in Gulden und Kreuzer für die Musikkapelle belegt. Nach alter mündlicher Überlieferung wurde in der Gemeinde aber schon vorher musiziert, sogar von zwei Kapellen, einer Blaskapelle und einer Streichkapelle. Oft traf man sich vor einem großen Lindenbaum am Ortsausgang in Richtung Münnerstadt und musizierte von dort ins Dorf hinunter.
Mit mehreren Kapellen aktiv
Das erste, mit Datum und Fotografie festgehaltene Fest, das die elf Musiker und ihr Dirigent, der damaligen Dorfschullehrer Dill aktiv mitgestalteten, war eine Fahnenweihe in Fridritt am 2. Juli 1902. Nach dem Ersten Weltkriege wurde wieder bei kirchlichen Anlässen, Tanz und sonstigen Festlichkeiten gespielt; auch eine konzertante Musik fand sich erneut zusammen.
1926 bildete sich sogar eine Kapelle aus jungen Musikern. Der Zweite Weltkrieg bedeutete zwar einen gravierenden Einschnitt, aber das musikalische Leben erlosch nicht ganz – gespielt wurde überwiegend Kirchenmusik. Ab 1947 wurde wieder fleißig geprobt; bereits 1948 erfolgte ein Auftritt. 1949 spielte die Kapelle zur ersten Tanzveranstaltung nach dem Krieg auf.
Gut gekleidet
Früher wie heute beherrschten die Strahlunger ein breites Repertoire von Kirchenmusik bis Tanzmusik, von Standkonzerten bis zu vereinsinternen Festen. Wen wundert es, dass bei solchem Enthusiasmus am 11. Februar 1968 66 Musikfreunde den Musikverein Strahlungen mit Willi Heuring als Vorsitzenden gegründet haben. Vier DM Mitgliedsbeitrag und die Beschaffung einer einheitlichen Kleidung (grüner Hut mit weißer Feder, rote Weste, weißes Hemd, dunkle Hose) sowie ein von Armin Burger gefertigtes Vereinswappen waren die ersten Entscheidungen. Beim Weihnachtskonzert 1968 stellten sich die 24 Musiker in neuen Kleidern vor.
Im Oktober 1969 übernahm Lindhorst Saar den Taktstock, der die „Strahlunger Musikanten“ bis zu seinem Abgang 1977 zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden Werner Wolf, der später auch die musikalische Verantwortung übernahm, zu Erfolgen führte. Im März 1970 trat der Musikverein mit 24 Musikern, davon 10 Jugendlichen, dem Nordbayrischen Musikbund bei. 1981 musizierten 36 Musiker; 14 Jungmusiker befanden sich in der Ausbildung.
Die neue Tracht, bei den Frauen ein schwarzer Trachtenrock, eine weiße Trachtenbluse und ein buntes Schultertuch und bei den Männern ein weißes Trachtenhemd, rote Weste, schwarze Kniebundhose und weiße Kniebundstrümpfen wurde 1992 präsentiert.
Gut ausgebildet
1999 übernahm die Musikpädagogin Birgit Döhler die Leitung. Positiv wirkt sich auch die 2001 von ihr initiierte musikalische Früherziehung aus. Ihren ersten Auftritt absolvierten die Strahlunger Nachwuchsmusiker, die sich später „Die jungen Wilden“ nannten, 2003 beim Kindergartenfest. Seit 1989 fungieren als Ausbilder ausschließlich ausgebildete Musikpädagogen im Verein.
Das Jahr 2008 zum 40-jährigen Bestehen wurde ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte mit dem Kreismusikfest und der Verleihung der Pro-Musica-Plakette für „über 100 Jahre Musizieren im Ort“. Unvergessen die „Modenschau“, bei der die Trachten im Zeitverlauf des Musikvereins präsentiert wurden.
Im Mai 2011 kam mit dem Musical „Freude“, das der Musikverein mit dem Kirchenchor und den Faschingsgarden auf die Beine gestellt hatte, ein ganz großes Projekt zur Aufführung. Ein Zeichen für die funktionierende Zusammenarbeit war 2015 die Gründung der „Dorfgemeinschaft Strahlungen und Rheinfeldshof GbR“, der auch der Musikverein beitrat.
Harmonie mit Nachbarn
Die Zeichen der Zeit, der nötigen Flexibilität bei Beruf und Wohnort und geändertem Freizeitverhalten sind auch den Verantwortlichen des Musikvereins nicht verborgen. Die Tatsache, dass zunehmend nicht in Strahlungen wohnende Musiker den Stamm der Kapelle bilden und verschiedene Stimmen und Register nicht oder nur mit Mühe zu besetzen waren, führte zu Überlegungen, eine Spielgemeinschaft mit einer anderen Kapelle zu suchen. Das positive Beispiel von Fußballvereinen vor Augen wurde zum Beginn des Jahres 2018 eine Spielgemeinschaft mit der „Niederläurer Blasmusik“ gebildet.
Beim Jubiläumskonzert am Samstag (21. April) ab 19.30 Uhr in der Günter-Burger-Halle präsentieren beide Musikkapellen ihr Repertoire. Zur „Strahlunger Meile“ am 9. und 10. Juni wird dann wieder ein Kreismusikfest ausgerichtet.
Unvergessene Auftritte des Musikvereins Strahlungen
1928: Auftritt im überfüllten Zirkuszelt in Münnerstadt
1970: Der erste Gemeinschaftschor mit 22 Kapellen am Rathausplatz.
1971: Ein „herausragender Auftritt“ bei der Einweihung des Sportzentrums in Nieder-Eschbach bei Frankfurt, wo die Kapelle von Otto Graf Lambsdorff, dem späteren Vorsitzenden der FDP und Bundeswirtschaftsminister, dirigiert wurde
1974: Auftritt beim Oktoberfest in Bad Neustadt im 3000-Mann-Zelt mit dem Dirigenten und Festredner Franz-Josef Strauß.
1976: Eröffnung der Würzburger Kilianiwoche mit der Teilnahme am historischen Festzug.
1979: Gegenbesuch bei den Musikern der Fanfare St. Cäcilia in Milheeze/Holland.
1981: Partnerschaftsfeier der Gemeinden Deuill-La-Barre und Nieder-Eschbach in dem Vorort von Paris.
1986: Prager Winter, ein internationaler Konzertwettbewerb in Brünn unter der Leitung von Erich Binder.
2005: Erster Auftritt auf der Drehbühne der Wandelhalle in Bad Kissingen anlässlich des Rackozy-Festes.
2011: Musical „Freude“ – ein Gemeinschaftsprojekt der Strahlunger Musikanten mit einer Vielzahl Strahlunger Künstler.