Besondere musikalische Leckerbissen bot die Kirchengemeinde mit dem Passionskonzert in Form eines Vespergottesdienstes, zu dem sie am Vorabend des 4. Fastensonntags „Lätare“, am Samstag in die Willmarser Kirche eingeladen hatte. „Der Termin war bewusst gewählt“, so Alexander Neugebauer, Organist in Willmars und federführend bei der Organisation, weil mit Lätare die Hälfte der Passionszeit überschritten sei und es auf Ostern zugeht.
Neugebauer, der aus Willmars stammt und erst seit gut fünf Jahren auf der Orgel spielt, hat bei Dekanatskantor Thomas Riegler in Bad Neustadt Unterricht erhalten, in Mellrichstadt Abitur auf diesem Instrument abgelegt und auch die C-Prüfung als Kirchenmusiker abgelegt. Mittlerweile studiert er an der Hochschule für Kirchenmusik Bayreuth. Von dort aus will er immer wieder neue Impulse für die kirchenmusikalische Arbeit vor Ort einbringen. So wurde auch die Idee zu diesem Abend geboren.
Bei der Auswahl der Stücke und den mitwirkenden Künstlern ging es ihm darum, einen geschichtlichen Bogen zu zeigen, von Schütz bis zu Reger und Riegler. Alle Elemente sollten die Grundbotschaft unterstreichen, dass die Passion Jesu ihn freiwillig ans Kreuz geführt hat und damit die Menschen zum Leben.
Gelungene Illumination
Besonders gelungen war die Illumination des Chorraums der Kirche. Dort steht auf dem Altar ein Lebensbaum in Form eines Kreuzes, in dessen Zentrum ein blauviolett leuchtendes Lichtkreuz platziert war, das die Rückseite des Chorraums in die Farben der Passionszeit tauchte.
Der Gospelchor „Rainbow“ aus Sondheim unter Leitung von Marijana Menz eröffnete mit „Come all who thirst“ von Gwyn Arch zu einem Text aus Jesaja 55. Es gelang dem Chor, getragen und in klanglicher Balance, zum Ruhigwerden und Nachdenken hinzuführen, bevor Pfarrer Michael Hofmann die Besucher begrüßte.
Beim anschließenden Stück „Meine Zeit liegt in deinen Händen“ von Peter Strauch, war wieder der Sondheimer Gospelchor zu hören. Einfühlsam aber eindrücklich vorgetragen, gelang es den Sängern mit diesem Choral den Zuhörern die Zusage der Geborgenheit in Gott spüren zu lassen. Nach einem Gebet war Alexander Neugebauer mit zwei Stücken an der Orgel zu hören. Zunächst mit dem Präludium und Fuge in g-Moll von Nicolaus Bruhns. Das g-Moll Präludium und die Fuge boten Neugebauer die Möglichkeit, sein technisches, kreatives und interpretatives Können zu zeigen.
Nach einer Biblischen Lesung von Pfarrer Hofmann brachte der Kirchenchor Filke/Willmars unter Leitung von Heike Dankert „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“ von Mendelssohn-Bartholdy zu Gehör. Beim anschließenden Choral aus dem Gesangbuch „Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha“ wurde der Chor vom Blockflötenensemble des Willmarser Nicolhauses begleitet und ergänzt.
Bevor Alexander Neugebauer an der Orgel im Zusammenspiel mit Klarinettistin Caroline Ballweg mit „Elévation“ von Leon Böéllmann zu hören war, las Pfarrer Hofmann einen Text aus der Passionsgeschichte. Bei der anschließenden Arie „Buß- und Reu“ aus der Matthäuspassion von Bach wurde Neugebauer von Pianistin Jenny Rachmetow am Klavier begleitet. In der Predigt lenkte Pfarrer Hofmann den Blick auf den menschlichen Umgang mit Wut und Ohnmacht, auf Gottes Mitleiden und Jesu Annahme seines Weges in Demut als Beispiel für uns.
Ein weiterer musikalischer Leckerbissen waren die Vorträge von Daniela Wagner an der Posaune, Franziska Bohn mit der Trompete und Alexander Neugebauer an der Orgel. Weiter ging der Abend mit zwei Orgelmeditationen von Thomas Riegler, dem Dekanatskantor des Dekanats Bad Neustadt.
Ein Könner an der Orgel
Mit der abschließenden Choralbearbeitung „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Max Reger zeigte Neugebauer ein weiteres Mal sein Können an der Orgel. Nach den Fürbitten war noch einmal der Gospelchor „Rainbow“ an der Reihe, der einen beschwingten Eindruck bei den Zuhörern hinterließ und Mut machte für den Rest der Passionszeit.
Anhaltender Applaus am Ende und zwischen den Stücken lassen hoffen, dass bald wieder mit einem kirchenmusikalischen Höhepunkt in der Region zu rechnen sein möge.