Zu einer kleinen musikalischen Welt- und Zeitreise hatte Multi-Instrumentalist Carlo Hilsdorf ins Kloster Wechterswinkel eingeladen. Mit seiner Laute, der Barock- und der spanischen Konzertgitarre, aber auch der Stahlsaitengitarre wusste der gebürtige Bad Kissinger sein Publikum an diesem Abend einmal mehr zu verzaubern. Grandios, wie er mit diesen Instrumenten umzugehen und die verschiedensten Gefühlsrichtungen auszudrücken und zu vermitteln wusste. Gestalterisch auf höchstem Niveau entlockte er jedem der von ihm vorgestellten Instrumente ihr volles Klangpotenzial. Sehr interessant für seine Zuhörer auch seine Ausführungen und Erläuterungen, die sein unterhaltsames Gastspiel zusätzlich bereicherten.
Mit Werken aus dem 16. und 17. Jahrhundert startete Carl Hilsdorf in den Konzertabend, wobei die Laute das beherrschende Zupfinstrument war. Von den Arabern im Zeitalter der Kreuzzüge importiert, war John Dowland wichtigster Komponist der Lautenmusik, der auch wegen seines außerordentlich schönen Spiels als "Orpheus der Laute" bezeichnet wurde. Mitte des 17. Jahrhunderts endete die große Zeit der Laute, deren Part dann die Barockgitarre übernahm und zu Zeiten des französischen Sonnenkönigs zum Modeinstrument wurde.
Das bekannteste Stück von Caspar Sanz
Caspar Sanz und Fernando Sor waren zwei der bekanntesten Gitarristen und Komponisten der Hochzeit der Barockgitarre. Mit dem vor Lebensfreude überquellenden, temperamentvollen und sehr beschwingten "Canarios" präsentierte Carlo Hilsdorf das bekannteste Stück von Caspar Sanz. Dass die nun sechssaitige Gitarre ein "Orchester im Kleinen" darstellt, wie es Fernando Sor einmal ausgedrückt hat, konnten die Zuhörer bei seinem "Allegro Moderato" bestätigen.
Von der Barockgitarre ging der Künstler an diesem Abend auf die spanische Konzertgitarre über, die um 1860 von Antonio Torres entwickelt worden ist. Ab dem 19. Jahrhundert spielte die Gitarrenmusik eine immer größere Rolle. Von der iberischen Halbinsel spannte Carlo Hilsdorf dann einen weiten Bogen gen Norden. Bei einem Urlaubsaufenthalt in Schottland und Irland kam er vor einigen Jahren mit der irischen und schottischen Folkmusic in Kontakt. Aus der Begegnung wurde Liebe. Die Stahlsaitengitarre , die mit ihrer Stimmung einer Harfe ähnlich ist, war die Basis für zauberhafte Musik, die, wie vom blinden Harfinisten Turlough O'Carolan im Stück "Sheebg and Sheemore", von sich bekriegenden Elfen und Feen handelt. Die letzte Station der musikalischen Reise führte schließlich nach Südamerika, dem "Schmelztiegel für Gitarrenmusik". Von dort hatte der Gitarrenvirtuose nicht nur "2 venezolanische Walzer" von Antonio Lauro, sondern unter anderem auch kubanische Klänge (Leo Brouwer) mitgebracht. Dazu gab es auch percussive Spieltechniken und indianische Melodieanflüge, die die Zuhörer in eine ganz andere Welt versetzten.
Begeisterter Applaus für diesen von "Fernweh" – so die Überschrift dieses Konzertabends – geprägten musikalischen Ausflug waren der verdiente Lohn am Ende eines faszinierenden Konzertes, wobei Carlo Hilsdorf natürlich noch eine Zugabe draufsetzte.