Im Frauenchor Chorisma der Max-Reger-Musikschule in Meiningen sind rund 20 leidenschaftliche Sängerinnen zwischen 17 und 55 Jahren vereint. Das Frauenvokalensemble Le Wodsche aus Stockheim bezeichnet sich selbst als "laut, leise, sanft, heftig, sehr fröhlich, anspruchsvoll, frech, ernsthaft, speziell, klangvoll, flexibel, vielseitig, entspannt und neugierig".
Unter dem Motto "Welt der Fantasie" hatten beide Chöre am Tag nach Dreikönig zum ersten Konzert des Jahres nach Ostheim eingeladen. Lygia Wagenführer, Chorleiterin und ausgebildete Opernsängerin, ist anspruchsvoll - entsprechend großes Kino durfte das Publikum erwarten.
Amrei Wagenführer, Ronja Schneider, Ramona Trabert und Esther Marschall brillierten als Solistinnen. Die Duette von Amrei Wagenführer mit ihrer Mutter zauberten Gänsehautmomente. Beim Verklingen des letzten Tons hätte man eine Stecknadel fallen hören können, bevor sich tosender Applaus Bahn brach.
Urs John (Klavier), Uli Graba (Violine), Joseph Stengel (Schlüsselfidel, Dudelsack) und Hannes Mangold (Perkussion) sorgten für die Begleitung der Chöre. Getreu dem Motto "Die Mischung macht’s" präsentierte Lygia Wagenführer ein außergewöhnliches Programm auf künstlerisch hohem Niveau. Ihr Erfolgsrezept? Vielleicht liegt es daran, dass man sie in keine Schublade stecken kann, denn sie erfindet sich immer wieder neu.
Zaubersprüche, Märchen und Rhöner Sagen
Der Spaß am Singen steht ihr ins Gesicht geschrieben, mühelos zieht sie durch ihre erfrischende Art das Publikum in ihren Bann. An Wagenführers Seite gaben Regina Fuchsberger und Elke Bassil Rhöner Sagen, Zaubersprüche und bekannte Märchenzitate zum Besten. Mal düster und schwer, mal fröhlich und keck, teils schaurig und gruselig waren die kurzen, pointierten Moderationen. Am Ende siegte meistens die Liebe.
Gleich zu Beginn eröffnete Lygia Wagenführer, dass sie gerne in die fantastische Welt ihrer Kindheit eintauche. So lag das Motto des Abends auf der Hand: "Kommt einfach mit auf einen Streifzug durch die Märchenwelt", rief sie. Auf der Bühne hatten sich Elfen, Feen, Hexen und Zauberinnen versammelt.
Rattenfänger und Königskinder
Es folgte ein Besuch im Schlaraffenland. Zuvor hatte Wagenführer "Nella fantasia" interpretiert. Weiter ging es Richtung Hameln, wo einst der gefürchtete Rattenfänger sein Unwesen trieb. Auch die bekannten zwei Königskinder waren vom Pech verfolgt, nachdem eine falsche Nonne dem Paar Böses wollte. Traditionell keltisch erklang "Gartan mother’s lullaby", emotional sangen Mutter und Tochter Wagenführer "Sleeping sun".
Im Song "Defying gravity" aus dem Musical Wicked geht es um die Hauptfigur Elphaba. Das Lied beschreibt ihren Kampf gegen Erwartungen und Einschränkungen, welche ihr seitens der Gesellschaft auferlegt werden. Klare Botschaft: Eine Frau sollte mutig genug zu sein, um ihren eigenen Weg zu gehen, allen Widerständen zum Trotz. Der Refrain ruft dazu auf, Grenzen und Beschränkungen zu überschreiten und seine Träume zu verfolgen. Elphaba will entschlossen vorwärtsgehen, egal was passiert. Daran mochte nach dem gelungenen Solopart Ronja Schneiders niemand zweifeln.
Begeisterte Rufe nach einer Zugabe
Beim schaurig schönen Gesang der Wasserfrauen sprang plötzlich Amrei Wagenführers kleine Tochter zu ihrer Mutter. Die nächste Generation steht offenbar bereits in den Startlöchern.
Präpariert mit einem nicht ganz ernst zu nehmenden Hexenspruch gegen Regenschauer schickte Lygia Wagenführer das Publikum schließlich nach Hause. Zuvor gab’s minutenlange Ovationen und begeisterte Rufe nach einer Zugabe.