"Freunde, das Leben ist lebenswert". Diese Arie aus Franz Lehars letztem Werk "Giuditta" war der fulminante Auftakt der Operettengala im Hofgarten des Schlundhauses in diesem Jahr: Ein lauer Sommerabend, viele erwartungsfrohe Besucher, die sich nach zweijähriger Abstinenz auf ein Wiedersehen mit den beiden Künstlern des Abends freuten.
Die äußeren Umstände hätten nicht besser sein können für Sebastian Köchig, 1. Tenor im Chor des Nürnberger Staatstheaters, und den Pianisten Michael Lörcher, Dozent an der Berufsfachschule für Musik. Diese Tätigkeit, erfuhren die Zuhörer, hat er mit Ablauf dieses Schuljahres beendet: Eine Zäsur zwar, die, wie er schmunzelnd bemerkte, aber keinesfalls ein Aus für weitere musikalische Betätigung bedeute.
Köchig und Lörcher sind ein eingespieltes Team, das merkte man, und sie genossen es, endlich wieder gemeinsam auftreten zu können. Einen bunten Strauß der schönsten Operettenmelodien hatten sie mitgebracht. Gutgelaunt, mit Humor und Charme übernahm Köchig die Rolle des Conferenciers und sang sich gleichzeitig in die Herzen seiner Zuhörer. Der Blick auf den Pianisten blieb dem Publikum leider verwehrt. Der Akustik wegen hatte man das Klavier mit einer Holzverkleidung ausgestattet, so konnte man ihn zwar nicht sehen, aber umso besser hören. Lörcher ist ein einfühlsamer Begleiter, setzt gekonnt die Akzente, um den Liedern musikalisch das i-Tüpfelchen aufzusetzen.
Wie ein erfrischender Spaziergang
Für die Zuhörer war es ein erfrischender Spaziergang durch die Welt der Operette mit Werken von Lehar, Benatzky und Kalman. Mit Schmelz in der Stimme sang Köchig "Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden". All das wurde mit Augenzwinkern präsentiert, sodass es auch nicht einen Augenblick kitschig wirkte, sondern nur heiter entspannt und manchmal durchaus berührend.
Dazu hatte der Tenor auch Informationen parat, die er gerne an seine Zuhörer weitergab, etwa, dass die leichte Muse Operette durchaus politisch sein kann. Als die Nazis Kalmans "Czardasfürstin" und "Gräfin Maritza" wegen der jüdischen Herkunft des Komponisten verbieten wollten, gab es einen Aufschrei, und das Verbot wurde gekippt. Im Gegensatz zu Kalman, bei dessen Werken ein Happy End Pflicht war, liebte Franz Lehar auch die tragischen Töne. "Es steht ein Soldat am Wolgastrand" aus dem "Zarewitsch", ein Lied voller Emotionen, das bei manchem wohl auch die Augen feucht werden lässt.
Evergreens und Ohrwürmer
Nach der Pause führte Köchig sein Zuhörer nach Wien. Karl Millöckers "Bettelstudent", Robert Stolz Wiener Hymne "Mein Liebeslied kann nur ein Walzer sein", "Im Prater blüh‘n wieder die Bäume": Das sind Evergreens und Ohrwürmer zugleich. In Wien ist der Weg von der Operette zur Oper nicht weit. Und so gab es zum Abschluss einen Ausflug in die Opernwelt Puccinis mit Arien aus Tosca und Turandot, deren emotionaler Wirkung sich keiner entziehen kann. Tosca, diesen Tipp gab Köchig seinen Zuhörern mit auf den Weg, sei ohnehin der ideale Einstieg in die Welt der Oper. "Sie dauert zwei Stunden, in jedem Akt gibt es einen Schlager, am Ende sind alle tot!" Die Welt der Oper auf den Punkt gebracht!
Es gab viel Beifall für die beiden Interpreten, deren Dank wiederum Wirt Christian Fischer galt, der seinen Hofgarten für diese Konzerte stets zur Verfügung stellt. Und alle, Künstler und Zuhörer, hoffen auf eine Neuauflage im nächsten Jahr, möglichst ohne Einschränkungen.