Wenn die Wargolshäuser Musikanten vom 13. bis 16. September ihr 50-jähriges Bestehen feiern, heißt das nicht, dass es vor 1974 keine Musikkapelle im Dorf gegeben hat. Ganz im Gegenteil. Nicht nur die Kirchenmusik, sogar ganze Tanzabende an Kirchweih und Fasching wurden auch früher von den seinerzeit ausschließlich männlichen Bläsern sichergestellt.
Aber es war eben nur ein "loser Haufen"; Musikanten, die sich nur zu den Proben und zu den entsprechenden Auftritten getroffen haben. Aber das "Häufchen" wurde kleiner und kleiner, und Anfang der 1970er-Jahre sah es ganz danach aus, als ob die Blasmusik aus dem Dorf verschwinden würde. Aber nur fast.
Denn Hermann Friedrich, Rudolf Krapf und Gangolf Zimmer wollten dem Untergang nicht tatenlos zusehen. So gingen die jungen Burschen von Haus zu Haus und warben für eine Musikausbildung. Mit Erfolg. Denn bereits im Herbst 1974 begannen zwölf Jugendliche unter Ernst Schmitt aus Bad Neustadt die Ausbildung an einem Instrument.
Es wurde ein Verein gegründet, und bereits im Sommer 1975 folgten öffentliche Auftritte. Die Basis für die 50-jährige Erfolgsgeschichte war gelegt. 50 Jahre, in denen auch Herausforderungen zu meistern waren. Denn im Zusammenhang mit dem Pfarrheim-Neubau war zunächst vorgesehen, dass der Musikverein sich im Obergeschoss des neuen Gebäudes einen Proberaum in Eigenleistung einrichtet.
Brauhaus statt Pfarrheim
Aber kurz nach Fertigstellung kam die Idee auf, einen Kindergartenverein zu gründen und den eingruppigen Kindergarten in den neu geschaffenen Räumen unterzubringen. Dies hatte allerdings zur Folge, dass erneut Hand angelegt werden musste. Mit mehr als 3000 Helferstunden wurde das alte Brauhaus zum Musikheim umfunktioniert. Und das alles neben Proben, Konzertveranstaltungen, Auftritten und der Organisation von Festen.
So begannen bereits Anfang der 1980er-Jahre die Musikanten mit der Maibaumaufstellung und anschließendem Festbetrieb und wenige Jahre später mit dem Verpflegungsstand im Rahmen des Rosenmontagsumzugs.
In den vergangenen fünf Jahrzehnten haben die Bläserinnen und Bläser nicht nur die Herzen der Menschen erobert, sie haben auch eine wichtige Rolle im kulturellen und sozialen Leben des Dorfes eingenommen. Ob bei kirchlichen Anlässen, ob bei Festveranstaltungen im Dorf oder bei privaten Geburtstagsständchen: Mit ihren Auftritten sorgten die Bläserinnen und Bläser für den jeweiligen musikalischen Rahmen.
Was wäre eine Wallfahrt oder Prozession ohne Begleitung der Musikanten, was wäre ein Jubiläum ohne die Aufwertung durch die Kapelle, was wäre so manches Ereignis ohne die – manchmal durchaus auch spontanen – Auftritte der Bläserinnen und Bläser? Das gilt nicht nur für die heutige Zeit, sondern auch für die 50 Jahre Vereinsgeschichte.
Frühere Bläser reaktiviert
"Wir wollen doch einmal sehen", so Vorsitzender Michael Slabsche und seine Stellvertreterin Anna Lurz, "ob wir nicht für unser Jubiläum ein paar alte Musikanten reaktivieren können". Und so wurden weit über 100 Ehemalige angeschrieben und zu einem Jubiläumskonzert am Sonntag, 3. November eingeladen. Als aktive Musiker wohlgemerkt.
Zehn Bläserinnen und Bläser haben sich gemeldet und proben derzeit gemeinsam mit den 20 Stammbläsern der Kapelle und bereiten sich auf das Konzert vor.
Aber bis dahin ist es noch etwas Zeit. Zunächst steht der Festkommers am Samstag, 7. September an, zu dem nicht nur die Ehemaligen und Ehrengäste, sondern auch die Ortsbewohner eingeladen sind. Ein letztes Durchschnaufen, vor dem großen Festwochenende, das vom 13. bis 16. September auf dem Festplatz der Gemeinde gefeiert wird.
Sicher wieder eine Herausforderung für das ganz Dorf. Denn an die 200 Helferinnen und Helfer werden benötigt, um die vier Tage Festbetrieb zu stemmen. "Aber in Wargolshausen funktionert das". Davon ist das Vorstandsduo überzeugt. Und gemeinsam hoffen sie auf einen guten Verlauf der Jubiläumsfeierlichkeiten.