Gerade sind Semesterferien und trotzdem ist viel zu tun. Das erste Konzert rückt näher, die Homepage muss erstellt und das Plakatdesign entwickelt werden. Das Orga-Team muss sich finden, es sind noch nicht alle Routinen vorhanden. Trotzdem oder deshalb freut sich Burkard Euring und ist voller zuversichtlicher Schaffensfreude! Am 23. Februar um 17 Uhr wird er als Dirigent mit dem neu gegründeten Chor "ensemble porta:ment" im Kloster Wechterswinkel auftreten.

Für Burkard Euring ist es ein Heimspiel, denn der 27-Jährige ist gebürtiger Bastheimer. Als Jüngster von vier Geschwistern wuchs er mit der Musik auf. Mutter Erika brachte ihm mit fünf Jahren das Blockflötenspiel bei, mit acht Jahren begann er beim Vater Albrecht den Klarinettenunterricht. Über diese Wurzeln ist Euring sehr glücklich. Es war auch die Idee seines Vaters, die Burkard Euring veranlasste, in der fünften Klasse an das Martin-Pollich-Gymnasium in Mellrichstadt zu wechseln und im musischen Zweig bei Heinz Pallor Klavier zu lernen. "Das war so eine gute Entscheidung", sagt Euring zurückblickend. "Klavier und Klarinette – zwei Instrumente, die sich gut ergänzen und sich fortan die Waage gehalten haben."

Begeisterung für Klavier- und Chormusik

Ab der neunten Klasse fuhr er jeden zweiten Samstag zur Würzburger Musikhochschule zum Klavierunterricht bei Ulrike Goldbeck. An der Berufsfachschule für Musik (BfsM) in Bad Königshofen war Birgit Bohnert seine Klarinettenlehrerin. Bohnert und Goldbeck waren sehr wichtig für seinen Werdegang, betont Euring. In der Schule war er jedes Jahr im Chor aktiv und in den Sommerferien oft bei Jeunesses Musicales in Weikersheim.

Vor dem Abi 2015 mit Hauptfach Klavier ging er für ein Jahr als Gastschüler zur BfsM. "Ich wollte sehen, ob der Musikberuf etwas für mich ist." 2016 schrieb er sich an der Hochschule für Musik in Würzburg ein, im Lehramt für Musik im Doppelfach. "Hier merkte ich, dass ich langsam für das Chor-Universum brenne", so der gebürtige Bastheimer. Euring sang im Vocalensemble Würzburg, dessen Leiter Wilhelm Schmidts auch Lehrer der Hochschule ist. Der Chor gewann 2018 den Bayerischen Chorwettbewerb.

Weiterbildung an der Musikakademie in Lettland

"Im Schulmusikstudium wird man zur Allzweckwaffe", schmunzelt Euring, "Musikwissenschaft, Bigband-, Blasorchester-, Jazzchorleitung oder Musikpädagogik, das Studium geht in die Breite und man kann seine Schwerpunkte aussuchen." Von Würzburg schwärmt er, von den Lehrern, dem Studium in einer schönen Stadt mit viel Kultur.

Ab 2019 studierte Euring für ein Jahr an der Lettischen Musikakademie Jāzeps Vītols in Riga Klarinette. Da er in Deutschland Schulmusik belegt hatte, durfte er wählen, was er wollte, so kam Chorleitung hinzu. Professor Jānis Ozols war dort sein Lehrer. Corona bedingt musste er die letzten Monate von zu Hause aus online in Riga studieren. "Das war schwierig. Wie übst du Chor, wenn du keinen hast?"

Ein Chorprogramm für mentale Gesundheit

Im November 2022 legte er sein Staatsexamen in der Schulmusik in Würzburg ab, um im Anschluss in Graz zu studieren. Weil er dort unbedingt noch ein Jahr bei Professor Johannes Prinz studieren wollte, der danach in Ruhestand ging, begann er sein Studium in Graz und pendelte noch bis zum Abschluss der Prüfungen zweimal wöchentlich nach Würzburg. In Würzburg und in Graz hat Euring bereits mit Chören zusammengearbeitet, sowohl als Dirigent als auch als Sänger.

"Ich wollte immer schon die DNA des Chores mit gesellschaftlichen Themen verbinden", sagt er, und das sieht Burkard Euring jetzt mit dem Chor ensemble porta:ment, gegründet von Alumni der Hochschule für Musik Würzburg, als gelungen an.

"Glücksmomente" ist der Titel des ersten Programmes dieses noch jungen Chores, dessen künstlerische Leitung Euring innehat. Es beschäftigt sich mit mentaler Gesundheit, die seiner Meinung nach "in der Gesellschaft total unterrepräsentiert ist". Der Name des Chores porta:ment steht für "Pforte zum Mentalen", und er möchte das Publikum durch innovative Konzertformate einladen, sich selbst mit mentaler Gesundheit auseinanderzusetzen.

Konzert mit Lichtsensoren im Kloster

Cornelius Grömminger, der in Graz Computermusik und Sounddesign studiert, hat eigens für den Chor ein Computerinstrument gebaut, die Helio-Matrix, die mit Lichtsensoren auf Helligkeitswechsel reagiert. Die Grazer Studienkollegin Eurings, Shiri Riseman, hat für das Instrument und den Chor ein Stück komponiert. Mit Liedern lettischer Komponisten beginnt und endet das Chorkonzert, neben deutschen wird es lettische, englische, baskische und hebräische Texte geben. Der Würzburger Philosoph Dr. Stefan Röttig, der zum Thema "Was ist Glück?" forscht, wird durch das Programm führen.

"Unsere Konzerte sollen aber keine Therapiestunde sein", betont Burkard Euring, "im Vordergrund steht immer noch der Konzertgenuss."