
Robin Gibb höchstpersönlich verlieh Davide, Walter und Pasquale Egiziano vor 16 Jahren den Titel „The italian Bee Gees“. Kein Wunder, den dreien wurde ihre enge Beziehung zu den Bee Gees gewissermaßen in die Wiege gelegt, denn ihre Eltern tanzten bei ihrer Hochzeit zu einem der größten Songs: Massachusetts. So mussten sie nicht lange überlegen, wie sie ihr Musical nennen würden, mit dem sie die voll besetzte Stadthalle auf Touren brachten.
Über die Handlung müssen nicht allzu viele Worte verloren werden, die Reise durch die Zeit und die Suche nach dem Vater spielen eine untergeordnete Rolle, als alle glücklich sind, gibt es nur noch sie: die Musik der Bee Gees. Und da legen die grauen Eminenzen so richtig los – Vince Melouney, von 1967 bis 1969 Mitglied der Bee Gees, zauberte auf seiner Gitarre, dass man sich in andere Sphären versetzt fühlte.
Auch Dennis Bryon und Blue Weaver, Schlagzeuger und Keyboarder der Bee Gees, wurden vom Publikum gefeiert, beschenkten sie doch die Gegenwart mit glanzvoller, lebensprühender Vergangenheit.
Alle großen Songs der Bee Gees interpretierten die italienischen Brüder mit Charme und einem Temperament, das die Reihen vor ihnen in Bewegung setzte und in einen riesigen Rhythmus-Körper verwandelte. Mit ihrem Timbre kamen sie ganz nahe ran an Barry, Robin und Maurice, die „auferstanden“ zu sein scheinen, als alle drei dicht beieinander in ein gemeinsames Mikro singen.
Die Herzen schmelzen bei den sanften Songs wie First of May, Saved by the bell oder Lamplight, die allerdings einen wohltuenden Hauch weniger Sentimentalität haben als im Original und im Heartbreaker-Medley gipfeln. Insgesamt herrscht aber die flotte Linie vor, mit dem Gedanken an Maurice springt die Masse auf, als die ersten Töne von Juliet erklingen, und das Night Fever und Stayin‘ alive packen die Bee-Gees-Fans von damals und heute wie einst zu Disco-Zeiten.
Als sich diese ihrem Ende zuneigten, stand die Band nicht mehr ganz vorne, schrieb aber weiterhin für andere Künstler wie Diana Ross, die das Musical mit ihrem weiblichen Part bereicherte. An den Sängerinnen Laura Ugolini und Letizia Mongelli hätten auch die echten Bee Gees ihre Freude gehabt, ebenso an der tänzerischen Frische, die ihr Werk zu einer spritzigen Show werden ließ.
Die überschwappende Begeisterung ließ den Akteuren keine Chance, sie mussten mit einer Zugabe nachlegen. Und dann sang die ganze Halle wie aus einem Mund „and the lights all went out in Massachusetts“ und ging hinaus in die Lichter von Bad Neustadt im Gefühl, wieder sehr viel jünger zu sein.