Bereits 1956 fiel die Entscheidung, dass Mellrichstadt eine Garnisonsstadt wird. 2006 kam dann auch das Ende für Mellrichstadt als Garnisonsstadt und dem militärischen Standort, der heute großteils in privater Hand liegt und gewerblich genutzt wird.
Nur noch die alten Gebäude und Hallen erinnern an die Zeit, als das nördlichste unterfränkische Bollwerk gegen den Osten mit militärischem Leben erfüllt war. Selbst den einstigen Truppenübungsplatz holte sich die Natur zurück.
In der Panzerwaschanlage quaken Frösche zwischen leuchten Seerosenblätter. Und in der Birkighütte an der Panzerstraße, wo einst Offiziere feierten, wird hausgemachter Kuchen angeboten. Zwischen den alten Munitionsbunkern streift Damwild umher, und statt dem Brummen von Panzern erschallt der Klang der großen Emus durch das Gelände.
Der Kameradschafts- und Freundeskreis der Garnison Mellrichstadt (KFG) erinnert heute im ehemaligen Stabsgebäude in dem ein Dokumentationszentrum eingerichtet wurde, an die Zeit der Bundeswehrpräsenz in Mellrichstad. Und die Frage kommt auf, ob alle damals gefällten Entscheidungen richtig waren.
Viele Standortorte wurden geschlossen, die Wehrzeit erst gekürzt und 2011 gänzlich abgeschafft. Damit verbunden gab es auch keine Zivildienstleistende mehr, die in sozialen Einrichtungen wertvolle Arbeit leisteten.
Der Krieg in der Ukraine bringt eine Kehrtwende. Bis zum Jahr 2024 soll die Bundeswehr auf knapp 200.000 Soldaten aufgestockt werde. Und die Regierung will die Bundeswehr mit einem Budget von 100 Milliarden Euro modernisieren. Die Bundeswehr verfügt aktuell über 350 Schützenpanzer "Puma", von denen allerdings nur 150 einsatzbereit wären. Und es soll neue Kampfstiefel für alle beim Militärdienst geben.
einstiger Kompaniefeldwebel
"Man war nach dem kalten Krieg zu blauäugig und dachte, man wäre nur von Freunden umringt", so der Vorsitzende des KFG und einstiger Kompaniefeldwebel Udo Straub. Die Schließung war ein politischer Fehler. Auch der Gedanke, dass man nicht mehr soviel Personal und Fahrzeuge benötige. Der innenpolitische Schutz wurde ganz vernachlässigt, und Soldaten wurden zum politischen Machtkampf zu Auslandseinsätzen geschickt. "Wirklich gebracht haben diese nichts, wir wurden zum Spielball der Politik", so der Berufssoldat.
Auch KFG-Mitglied Günter Jäger unterstrich, dass die Schließung eine falsche Entscheidung war, schließlich wusste man nicht, was die Zukunft bringen könnte: "Nun haben wir den Salat."
Im Rahmen eine Standortfestes in Mellrichstadt mit Besuch des Dokumentationszentrums wurde den zahlreichen Gäste nicht nur der Besuch eines Gebäudes im Originalzustand ermöglicht, sondern auch die Besichtigung eines ehemaligen Luftschutz- und Führungsbunkers. Gezeigt wurden neben einem Modell der Kaserne, Mannschaftsstuben und Kommandeur-Zimmer auch Auslandseinsätze des Bataillons und alle im Bataillon getragenen Uniformen sowie Handfeuerwaffen von 1956 bis 2006.
Zudem wurde die Geschichte des PzGrenBtl 352 dargestellt. Ebenso die ehemalige innerdeutsche Grenzsicherungsanlage mit den Grenzsicherungskräfte entlang des "eisernen Vorhangs". Der Standort Mellrichstadt wird kein neues "Comeback" erleben, sondern bleibt ein Teil der Militär-Geschichte des Landkreises.
Udo Straub fügte an, als er die Werbetrommel für das Dokumentationszentrum rührte, dass ein Besuch für Schulklassen, Seniorengruppen oder Betrieb auf Anfrage immer möglich sei.
Infos und Kontakt unter www.dokumentationszentrum-hainbergkaserne.de und www.pzgren352.de