Normalerweise würde Harald Dittrich, Chef der Ledermanufaktur in Kleineibstadt, in dieser Zeit die Aufträge abarbeiten, die von den Reisemobilisten in Bad Königshofen abgegeben wurden, aber dieses Ostergeschäft ist wegen der Corona-Pandemie ins Wasser gefallen. Die Klagen über das Fehlen von Mund-Nasen-Masken haben Dittrich auf die Idee gebracht, selbst Masken anzufertigen. Die Ausstattung dafür ist vorhanden.
Zum Glück konnte vor den Ausgangsbeschränkungen die wichtigste und größte Messe des Jahres, die "Jagd & Hund" in Dortmund, noch stattfinden, berichtet Dittrich. Mit den Aufträgen im Bereich Maßanfertigungen für den Jagd- und Outdoor-Sektor waren die acht Mitarbeiterinnen bisher gut beschäftigt.
Nähmaschinen sind eigentlich für dickeres Material ausgelegt
Die Aufträge der Reisemobilisten, die sich gern passgenaue Sitzbezüge für ihre Wohnmobile anfertigen lassen, bleiben aus, somit hat der Betrieb Kapazitäten frei. Die Mitarbeiterinnen können durch das Herstellen der "Behelfs-Mund-Nasen-Masken", wie sie offiziell heißen, weiterhin beschäftigt werden. Die vorhandenen Nähmaschinen sind für wesentlich dickeres Material ausgelegt, sie kommen aber auch mit leichterem Stoff zurecht. "Es fühlt sich an, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen", so der Kommentar des Kleineibstädters.
Im Fertigungsbereich entstehen mit Hilfe der Schwenkarmstanze Stoffquadrate aus weißer Baumwolle, dabei liegen mehrere Lagen übereinander. An der nächsten Station wird der Stoff eingefasst und mit elastischen Gummikordeln versehen. Ein eingearbeiteter Draht, der im Nasenbereich angepasst werden kann, sorgt zusätzlich für den richtigen Sitz.
Harald Dittrich vermutet ein Ansteigen der Nachfrage
Wichtig ist: Die Masken können bei 60 Grad gewaschen und heiß gebügelt werden, somit sind sie vielmals verwendbar. Dittrich weist darauf hin, dass es sich nicht um Masken handelt, die im medizinischen Bereich verwendet werden können.
Die hergestellten Mund-Nasen-Masken sind aber in der Lage, die Übertragung durch Tröpfcheninfektionen beim Sprechen, Ausatmen, Husten oder Niesen zu verringern. Angesichts der aktuellen Lage mit geplanten Lockerungen der Geschäftsschließungen unter Auflagen, wird die Nachfrage nach Masken dieser Art weiterhin steigen, vermutet Dittrich.
Flexibilität hat der kleine Betrieb mit seiner Umstellung gezeigt und aus der Not eine Tugend gemacht. Die Mitarbeiterinnen fertigen derzeit rund 1000 Masken pro Woche, die Anzahl könnte aber, je nach Nachfrage, deutlich erhöht werden. Verkauft werden sie über das Internet oder nach telefonischer Anfrage, die Auslieferung erfolgt per Post.