In vielen Städten der Bundesrepublik kam es schon zu Demonstrationen gegen Überlegungen zu einem Sonntagsfahrverbot für Motorräder. Vor einem Monat waren in Schweinfurt rund 5000 Zweiräder bei einer Kundgebung auf dem Festplatzplatz erschienen - bei der die Veranstalter mit 250 Teilnehmer gerechnet hatten. Am Samstag ist es nun wieder so weit, doch diesmal entschieden sich die Organisatoren für eine Landpartie – und können wiederum nur Vermutungen zur Teilnehmerzahl äußern.
Ausgangspunkt sind die Streuwiesen in Mellrichstadt. Ab etwa 13 Uhr sammeln sich dort die Teilnehmer, um dann nach einem kurzen Grußwort des Bürgermeisters und Sicherheitsbelehrung des Veranstalters gegen 14 Uhr zu starten, erklärt Thomas Rath aus dem Organisationsteam, das auch schon die Großdemo in Schweinfurt auf die Beine gestellt hatte. Bei laufendem Verkehr führt die Strecke zunächst durch die Innenstadt, am Bahnhof vorbei Richtung Bahra, knickt ab nach Oberstreu, weiter geht es über Unsleben nach Bastheim, Sondheim, Ostheim und zurück nach Mellrichstadt. Nach der Rückkehr wird die Veranstaltung gleich aufgelöst. Wie lange der Corso wird, kann aber niemand sagen. "Bisher haben wir 500 Anmeldungen. In Schweinfurt hatten wir 250 Zusagen und dann waren es über 5000", weiß Nico Jacques, ebenfalls einer der Organisatoren.
Die Polizei geht genauso von einer beträchtlichen Zahl an Teilnehmern aus, da auch noch ideales Biker-Wetter angekündigt ist, fährt Polizeihauptkommissar Thomas Ebert fort. Die Polizei habe sich jedenfalls auf einen Großeinsatz vorbereitet. Rund 60 Polizisten werden die Strecke absichern, sogar ein Hubschrauber wird im Einsatz sein. Außerdem sind etwa 20 Einsatzkräfte des BRK vor Ort, ebenso werden die örtlichen Feuerwehren Absperrungen vornehmen.
Motorrad-Corso sorgt auch für volle Straßen
Der Ordnungshüter empfiehlt, die betroffenen Straßen zu meiden, da es sicherlich zu Behinderungen kommen wird. Da für die Veranstaltung das Versammlungsrecht gilt, ist die Polizei gehalten, für einen ordnungsgemäßen Ablauf zu sorgen. Störungen von außen würden nicht geduldet werden. "Sollte da jemand auf die Idee kommen, seinen Trecker quer zu stellen, werden wir die geeigneten Maßnahmen ergreifen, um das Hindernis zu beseitigen", versichert Ebert. Außerdem werde vor Beginn der Ausfahrt die Strecke kontrolliert.
Auch Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus erinnert an die Versammlungsfreiheit, die in der Prioritätenliste im Grundgesetz ganz weit oben angesiedelt sei. Selbst wenn die Stadt wollte, könnte sie die Veranstaltung wahrscheinlich gar nicht verbieten. Außerdem habe er durchaus Verständnis für das Anliegen der Biker, da er die Initiative im Bundesrat für einen tiefen Eingriff in die Privatsphäre halte. Es gebe ausreichend Möglichkeiten, die schwarzen Schafe herauszufiltern, die für Unmut in der Bevölkerung und das schlechte Image der Motorradfahrer sorgen.