Bei Airshows in der ganzen Welt machen sie ihre Loopings. Am Wochenende waren diese Kunststückchen von Modellfliegern am Flugplatz „Himmelreich“ des Aero Clubs Bad Königshofen zu sehen. Leider nicht für die Öffentlichkeit, wie Alfred Hoffmann, Vorsitzender im Aero Club Bad Königshofen betonte. Der Grund war die Corona-Pandemie, die Zuschauer nicht zuließ.
Wie bei großen Flugshows
Vom Bodensee, Baden-Baden, aus der Oberpfalz, Nürnberg, Haßfurt und gar Graz waren Piloten gekommen, um ihre Maschinen in den weiß-blauen Himmel steigen zu lassen. „Das sieht man sonst eigentlich nur bei den großen Flugshows, ob in Amerika, China oder Dubai“, erklärt Markus Ammon vom MFC Hofheim, Mitglied im Aero Club Bad Königshofen. Ihm und Mathias Berwind ist es gelungen die Modellflieger für „Das Himmelreich“ zu begeistern. „Wir sind auch ganz glücklich, denn solch einen Flugplatz wie diesen hat man deutschlandweit nicht mehr“, lobten die Gäste. Das hört Aero-Club-Vorsitzender Hoffmann gerne.
Die Modelle selbst sind vielfältig und das Hobby entsprechend kostspielig. Baukastensätze kosten zwischen 8000 und 10000 Euro. Als Sechsjähriger kam Markus Ammon über seinen Vater zum MSG Haßberge, vor 30 Jahren bekam er als Zehnjähriger sein erstes Modellflugzeug, ein Charter-Robbe mit einer Spannweite von 1,50 Metern. Verschiedene Typen kamen im Laufe der Jahre hinzu, nachdem er in den Bereich Kunstflug gewechselt war. Sein Flieger hatte eine Spannweite von drei Metern und die Motorleistung lag bei 20 PS. Mit seinem Vater gründete er den MFC Hofheim. Vor 14 Jahren stieg er auf Jets um und fliegt aktuell eine F-5 Tiger mit einer Länge von drei Metern und einer Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h. Das Modellfliegen ist zu seinem Hobby geworden, dem er mindestens einmal in der Woche frönt.
Fingerspitzengefühl ist gefragt
So ging es auch Jürgen Sickinger und Thomas Fuoss aus Hechingen in Baden. Seit 50 Jahren ist Jürgen Sickinger Modellflieger. Er kennt kein schöneres Hobby. Fliegerisches Können und vor allem Fingerspitzengefühl ist gefragt, um mit der Fernsteuerung das Flugzeugs zu steuern. Der kleinste Fehler kann das teuere Fluggerät zum Absturz bringen. „Das ist leider schon mal vorgekommen.“ Aktuell fliegt er einen Starfighter als Modell. Beide Piloten haben als Jungs mit ihrem Vater das Hobby für sich entdeckt. Neben dem Fliegen muss man aber auch die technischen Kenntnisse beherrschen, denn so ein Flieger steckt voller Technik.
15 Piloten waren zum zwanglosen Treffen zum ersten, wohl aber nicht zu letzten Mal am Flugplatz bei Merkershausen zu Gast. Mit dem Auge kaum zu verfolgen, fliegt die F-16 - ein Kampfjet der USA - durch die Luft: fünf Meter lang, 80 Kilogramm schwer und eine Geschwindigkeit von 350 Stundenkilometer. Am Himmel sind sie kaum vom Original zu unterscheiden. „Nur halt kleiner,“ meint Alfred Hoffmann, der natürlich stolz ist, dass der Flugplatz Himmelreich so eine Anziehungskraft hat.
Allerdings waren für dieses Treffen Genehmigungen erforderlich. So war das Luftamt Nordbayern eingeschaltet und auch vor Ort, Fangnetze mit einer Höhe von 2,50 Metern sicherten die wenigen Besucher ab. Der Luftraum musste eingehalten werden und jeder Start wurde akribisch notiert. Deshalb gab es am Flugplatz auch eine eigene Flugleitung für den Modellflug. Viele Piloten besuchen deshalb die großen Flugshows und beobachten dabei genau, welche Flugmanöver das Original fliegt und setzen dies auch um. So sah man Modellflugzeuge in Seitenlage, auf dem Rücken, steil nach oben oder auch steil nach unten fliegen. Aufatmen bei einem Piloten, als bei dessen Flugzeug plötzlich die Motoren aussetzten. Aber es gelang ihm das Modell unbeschädigt auf dem Platz zu landen.
Zwischen 100 und 300 Stunden Arbeit stecken im Bau eines Modellflugzeugs diesen Ausmaßes. „Das ist zwar alles als Bausatz vorhanden, aber das Modell muss genau zusammengebaut werden, da jede Schraube dem Original entspricht“, so Markus Ammon. Wartung sei verständlicherweise erforderlich, vor allem vor und nach einem Flug. „Es sind Profis, die hier zu Gast sind“, weiß Ammon . Die Kunstflüge am Himmelreich von Merkershausen bestärkten diese Einsicht.