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Bad Neustadt
Mobilitätskonzept Grabfeld - ein Pilotprojekt
Ein modernes Informationssystem soll nach dem Mobilitätskonzept Standard werden.
Foto: Regina Vossenkaul | Ein modernes Informationssystem soll nach dem Mobilitätskonzept Standard werden.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 02.11.2019 02:12 Uhr

Zum ersten Teil der Sitzung des Kreisausschusses waren auch die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Verkehr, Kultur und Tourismus eingeladen, denn es ging hauptsächlich um einen Zwischenbericht über das Mobilitätskonzept Grabfeld als Pilotprojekt, die Fortschreibung des Nahverkehrsplans sowie die angestrebte Verbundraumerweiterung.

Der ÖPNV werde den Kreistag als eines der zentralen Themen in den kommenden Jahren genauso beschäftigen wie der Umwelt- und Klimaschutz, sagte Landrat Thomas Habermann in seiner Begrüßung. Ein angebotsbasierter (statt bedarfsbasierter) Nahverkehr müsse entwickelt werden mit anderen Strukturen, Taktungen, Fahrzeugen, Haltestellen und mehr Öffentlichkeitsarbeit. Wie bereits berichtet, wurde der ÖPNV-Dienstleister Kobra Nahverkehrsservice aus Kassel mit den Planungen beauftragt.

Umsteigeverhalten der Fahrgäste

Zunächst gab der Mitarbeiter des Verkehrsverbunds Mainfranken, Christopher Alm, einen Überblick über die Planungen bezüglich des zukünftigen Aufgabenträgerverbunds Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM). Er soll den bisherigen Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken GmbH (VVM) ersetzen. Gesellschafter des NVM sind sieben Landkreise und zwei Städte, zur Planungsregion 3 gehört Rhön-Grabfeld. Über Regelungen innerhalb der Neuorganisation informierte Alm, unter anderem muss die Einnahmenaufteilung neu geregelt werden, dazu ist aktuelles Datenmaterial nötig, dabei muss auch das Umsteigeverhalten der Fahrgäste einbezogen werden.

So könnte ein Verkehrsnetz im Pilotprojekt Grabfeld aussehen, mögliche Linienführungen stellte Dieter Stepner vom Planungsbüro Kobra aus Kassel vor.
Foto: Grafik: Kobra NVS GmbH | So könnte ein Verkehrsnetz im Pilotprojekt Grabfeld aussehen, mögliche Linienführungen stellte Dieter Stepner vom Planungsbüro Kobra aus Kassel vor.

Europaweit ausgeschrieben werden die Projektsteuerung und die detaillierte Untersuchung aller Linien der Planungsregionen 2 (mit Würzburg und Schweinfurt) und 3, die Gesamtkosten werden auf 2 Millionen Euro geschätzt, dafür gibt es wahrscheinlich Förderungen durch den Freistaat bis zu 90 Prozent. Alm ging auch auf das diskutierte 365-Euro-Ticket ein, das in den Modellstädten München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg ab Mitte 2020 hauptsächlich für Schüler und Azubis eingeführt werden soll. Die Durchführung sei nicht ohne Probleme, so Alm, denn ein Drittel der Kosten bleibe an den Kommunen hängen, es ergeben sich auch Auswirkungen auf die Kostenfreiheit des Schulwegs. Dass von einem 365-Euro-Ticket der ländliche Raum nur profitieren kann, wenn ein verdichtetes und leistungsfähiges Netz zur Verfügung steht, sprach der Landrat an. Für den Ausbau brauche man massive Unterstützung. Birgit Reder-Zirkelbach fragte nach Seniorentickets, Thorsten Raschert wäre gern bereit, Geld zu investieren, um Schüler und Azubis zu ihren Ausbildungsplätzen und Berufsschulen zu bringen, Hartmut Rausch bemängelte eine Bevorzugung der Ballungsräume.

Mögliche Linienverläufe

Über ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept im Grabfeld hat sich der Kobra Nahverkehrsservice Gedanken gemacht, unterstützt wurde das Büro durch Befragungen, die von der Grabfeld-Allianz durchgeführt und zur Verfügung gestellt wurden. Mögliche Linienverläufe stellte Dieter Stepner vor, wobei eine sternförmige Linienführung mit Mittelpunkt Bad Königshofen am wahrscheinlichsten ist. Moderne Fahrzeuge mit möglichst alternativen Antrieben sollen von den Fahrgästen als „Premiumprodukt“ wahrgenommen werden. Haltestellen können als „Mobilitätspunkte“ mit Fahrradständern und E-Tankstellen ausgebaut werden. Ziel des Pilotprojekts ist eine größere Akzeptanz des ÖPNV.

Bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplans im Landkreis geht es um das Hauptnetz zwischen Mittel- und Unterzentren, wobei die Bahnanbindungen auch eine Rolle spielen, um Nebennetze, die nicht so oft bedient werden müssen, und um ein Ergänzungsnetz, realisierbar durch Kleinbusse und/oder Bedarfsverkehr mit Voranmeldung. Bürgerbusse könnten ebenfalls Lücken schließen. Kurz wurde das Azubi-Shuttle erwähnt, das könnte außerhalb des Linienverkehrs eingerichtet werden mit vier Kleinbussen (pro Allianz einer) und wird wahrscheinlich im kommenden Jahr laufen.

Wie muss eine Haltestelle aussehen?

Verkehrsbeauftragter Ronald Ziegler, der mit den Planern zusammenarbeitet, berichtete von dem Versprechen von Ilse Aigner, sechs überregionale Buslinien, eventuell im Zweistundentakt, einzurichten auf Strecken, die von der Bahn nicht abgedeckt sind, wie Gersfeld und Coburg.   

Wie muss eine Haltestelle zukünftig aussehen? Über die gesetzlichen Grundlagen, die Einteilung in Kategorien, je nach Bedeutung der insgesamt 377 Haltestellen im Landkreis, und mögliche Aufwertungen durch Barrierefreiheit informierte Dirk Hohmeyer.

Am Ende des gemeinsamen Sitzungsteils ging es um eine Grundsatzentscheidung zum Vollausbau der Ortsdurchfahrt von Nordheim, die aufgrund der erheblichen baulichen Mängel notwendig ist, die Kosten werden auf fast 1,3 Millionen Euro geschätzt. Zuschüsse gibt es vom Freistaat in Höhe von 820.000 Euro, die Gemeinde Nordheim trägt für Gehwege und ähnliches 115.000 Euro, der Landkreis einen Eigenanteil von 354.000 Euro. Der Ausschuss stimmte einstimmig zu, die Kosten werden in den Finanzplänen 2020 und 2021 berücksichtigt.

 
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