
Die Geschmäcker der Menschen sind ja – zum Glück – verschieden. Auch streiten lässt sich gerne und oft darüber. Denn bei Schlagern verhält es sich wie bei Marzipan. Es gibt eigentlich nur zwei Lager: Bei glühenden Anhängern leuchten die Augen, andere wiederum verdrehen diese nur, sobald sie das Genre hören. Bei der zweiten Auflage der großen Schlagergala in der restlos ausverkauften Stadthalle Bad Neustadt waren vor allem Erstere vertreten und die hohen Erwartungen wurden keineswegs enttäuscht.
Idealismus und Liebe zur Musik
Christian "Zinnus" Zinn ist Ideengeber und Initiator der Veranstaltung. Bekannt ist er eigentlich eher für härtere Töne und rockigere Musik. Seine Auftritte als AC/DC-Sänger Brian Johnson sind legendär. Zinn ist mittlerweile auch bekennender Schlager-Fan und war nicht nur selbst am Schlagzeug und am Mikrofon während des vierstündigen Gala-Abends.
Er trommelte auch erneut viele bekannte Rhöner Musik-Gesichter und somit das Who-is-Who der regionalen Musikszene zusammen. "Ich hatte diese verrückte Idee schon viele Jahre mit mir herumgetragen. Aber wenn man so etwas machen will, dann muss man es richtig gut machen. Und dazu braucht es Leute, die genau so an dieses Projekt glauben, wie alle, die heute vor und hinter der Bühne dabei waren. Keiner wusste anfangs, worauf er sich bei der Schlagergala einlässt und hat einfach aus völligem Idealismus und aus Liebe zur Musik mitgemacht."

Stimmgewaltige Rhöner Talente
Dieses Gefühl der Leidenschaft merkte man in der Tat auch. Denn das Ergebnis war nicht ein Abend, bei dem einfach Rhöner Hobby-Musiker Schlager sangen. Ganz im Gegenteil: Es war ein höchst qualitativer, musikalisch bunter und unterhaltsamer Abend, bei dem deutsches Schlager-Liedgut in Perfektion dargeboten wurde.
Vielen Gäste war freilich schon bekannt, dass die bekannten Musikerinnen und Musiker ihr Handwerk sehr gut verstehen. Doch das Niveau, welches an diesem Abend an den Instrumenten und Mikrofonen präsentiert wurde, sorgte durchweg für begeistertes Erstaunen. Ausnahmslos alle beeindruckten das Publikum mit stimmgewaltigen Interpretationen von Udo Jürgens, Vicky Leandros, Costa Cordalis und Co.
Stehende Ovationen und Gänsehautmomente
Egal ob Larissa Hoppe aus Fuchsstadt, Nicole Dippold und Daniel Rossmann aus Hohenroth, Christof Lemberg aus Bad Neustadt, Christian Zinn aus Steinach oder Lorenz Manger aus Heustreu zeigten, dass sie die Musik nicht nur spielen, sondern lieben und leben.
Ebenfalls aus Hohenroth sorgte Johannes Kehl für einen von vielen Gänsehautmomente des Abends. Seine "Version" von Peter Maffays "Du" lässt sich, auch objektiv betrachtet, als magisch bezeichnen, riss das Publikum von den Sitzen und sorgte für stehende Ovationen.
Tanzbegleitung á la Berliner Friedrichstadt-Palast
Die Garde des Faschingsclubs Fuchsstadt begleitete die Lieder mit einstudierten Showtänzen á la Berliner Friedrichstadt-Palast. Manche der Tänzerinnen wechselten viermal am Abend die Kostüme und sorgten so immer wieder für die passende Umrahmung und Überraschungsmomente. In teils mehrminütigen Anmoderationen führte Ines Procter, die normalerweise im Kabarett und auf Faschingsveranstaltungen zu Hause ist, mit Witzen durch das sonst stilvolle Gala-Programm.
Am Ende des Abends verabschiedete sich die 15-köpfige Band mit Michaels Holms schmalzigen "Tränen lügen nicht" und sorgte für Ohrwürmer während des Heimwegs. Verschiedene Geschmäcker zur Musik gab es ausnahmsweise nicht. Denn die Gäste - alle aus einem Lager – waren sich einig: "Das war etwas Besonderes."