Ohrenbetäubende Böllerschüsse krachten. Die Mauer der ehrwürdigen Ostheimer Kirchenburg war mit Fackeln erleuchtet. Ein Hauch von Mystik lag bei der Feuershow in der Luft. Überall brannten Feuer. An den Ständen war vor allem der Glühwein gefragt. Und im Gegensatz zum letzten Jahr spielte heuer auch das Wetter mit. Von Regen keine Spur. Es herrschten milde Temperaturen. Das vom Verein für Stadtmarketing Ostheim durchgeführte Event "Kirchenburg in Flammen" zog wieder Besucher und Besucherinnen aus Nah und Fern an, wurde ein voller Erfolg.
Peter Schmidt, seines Zeichens Kassier des Vereins für Stadtmarketing Ostheim, blickte auf die Anfänge zurück. Vor über 20 Jahren sei dieses Event als eine Veranstaltung für Urlaubsgäste gedacht gewesen, um diesen etwas zwischen den Jahren zu bieten, doch schon die erste Darbietung habe alle Erwartungen übertroffen. Auch die Freunde der Kirchenburg wirken bei diesem Event mit. So spielt Udo Trabert die Drehorgel. Weitere musikalische Akzente setzten die Saxophongruppe der Stadtkapelle sowie die Los Krawallos. Da war beste Stimmung geboten.
Der Vorsitzende des Vereins für Stadtmarketing Ostheim, Joachim Sippach, eröffnete "Kirchenburg in Flammen". Dieses Event sei nicht nur für Ostheimer, sondern für viele Touristen, etwa aus dem Rhön-Park-Hotel,vorgesehen. Auch ehemalige Schulklassen und Alteingesessene kommen hier zusammen. Die Ostheimer Kirchenburg ist übrigens die größte und die am besten erhaltene ihrer Art in Deutschland.
Den Anfang des Events machten die Uhstemer Böllerschützen, die 1993 als eine Untergruppe des Ostheimer Feuerwehrvereins gegründet wurden. Geschossen wurde mit Schwarzpulver. Früher wurden an den zwölf sogenannten Raunächten zwischen dem 20. Dezember und dem 6. Januar geböllert, so der Vorsitzende der Ostheimer Feuerwehr, Jürgen Witthauer. Geböllert werde außerdem noch beim Ostheimer Stadtfest sowie beim Oktoberfest des Patenvereins von Lohmar bei Köln. "Um böllern zu dürfen, muss man Brauchtumspflege nachweisen können", unterstrich Jürgen Witthauer.
Auch Bürgermeister Steffen Malzer lobte die positive Resonanz der Veranstaltung, die mit einem sehr hörenswerten Konzert des Liederkranzes und der Liedertafel Ostheim in der proppenvollen Kirchenburg eröffnet wurde. Das Konzert sei quasi der Auftakt zu "Kirchenburg in Flammen" gewesen, so Malzer. Da sei der Funke von weihnachtlichen Gesängen zu den Böllerschützen übergesprungen.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Stadtrundgang mit Susanne Zuber-Maisch und ihrem Improvisationstheater. Sei führt schon seit längere Zeit in Ostheim Führungen durch und erzählt, wie es dort ist. Sie ist seit Anbeginn des Events mit von der Partie. An der ersten Station, an der katholischen Kirche, gab es gleich ein mittelalterliches Duell zwischen dem Rapp von Hausen und dem Trott von Henneberg. Da wurden die Schwerter gezückt und bis zum Tode gekämpft. Der Rapp behielt übrigens die Oberhand. Die zweite Station ging in der Niklausgasse über die Bühne, wo zwei Damen Proviantkörbe schleppten.
Dieses Essen lieferte Landesherr Herzog Karl August, der zu Gast in Ostheim war. An der dritten Station, der Markthalle, stand der Maler Johann Friedrich Fischer im Vordergrund. Sein Bild von Ostheim, um 1700 gemalt, steht in der Markthalle. Er machte übrigens Karriere und wurde Hofmaler in Wien. Vierte und letzte Station war die ehemalige Bäckerei Schenk. Susanne Zuber-Maisch erzählte, dass in Ostheim bis ins 19. Jahrhundert hinein Wein wuchs. Exportschlager war aber die Kirsche, die in den Ostheimer Kirschbergen geerntet wurden. Selbst Goethe brachte seiner Liebsten diese Kirschen mit.
Im Zuge des Events konnte man auch in die Kellerwelt Ostheims hinabtauchen, etwa in den historischen Brauereikeller. Dort lagerte untergäriges Bier, wie Karl Fleck berichtete. 1703 wurde der Keller von Handwerkern aus Tirol gebaut. Ein Teil des Kellers gehört der Stadt, ein anderer Teil der Brauerei Streck.
Absolut sehenswert war auch die Feuershow von Mirco Tomei, der aus der Nähe von Kronach kam. Er ließ zunächst mystische Musik spielen, fuhr dann mit einer Fackel über seinen entblößten Arm. Er schluckte und spuckte Feuer, schlug das Feuerrad. Schwarzer Rauch stieg auf. Alles wurde in ein mystisches Licht getaucht. Unter den Klängen von Rammsteins "Feuer frei" speite er Feuerwolken. Schließlich entzündete Tomei das illustre Feuerwerk auf der Mauer der Kirchenburg.
Das Event "Kirchenburg in Flammen" war wieder eine rundum gelungene Sache und bewies erneut: Die Ostheimer verstehen es zu feiern.