Die Corona-Zwangspause hat bei den Schönauer Fosenöchtern ihre Spuren hinterlassen und offensichtlich einen erheblichen Nachholbedarf ausgelöst. "Mir griche den Groge net voll" heißt es denn auch, da die Narren der Kolpingfamilie wieder losgelassen sind.
Ein Garant für die ausgelassene Stimmung war Sitzungspräsidentin Elke Kiesel. Mit ihr wurde jede Pause zwischen zwei Sketchen zur Lachnummer. Stets hatte die Moderatorin einen Spruch auf den Lippen und verschonte auch die Presse nicht. Dem Verfasser dieser Zeilen rief sie Wimpern klimpernd zu: "Schreibst doch bestimmt einen schönen Artikel. Kannst auch so viel essen und trinken, wie du magst – kost natürlich nix."
Solche eines Motivationsschubs hätte es aber gar nicht bedurft. Das Programm und die Akteure sprachen für sich. Schon bei der ersten Nummer im Schönauer Wald war kein Halten mehr. Das Holzmachen ist in Schönau offensichtlich kein männliches Privileg. Ganz im Gegenteil. "Mit der Säge in den Händen, werden Mütter zu Legenden", rief die fleißige Sandra aus und hatte noch merkwürdige Begegnungen im dichten Grün und wurde prompt beim Holzklau erwischt.
Schneemänner spotten über Gott und die Welt
Nachdem die drolligen Trolle der Minis munter über die Bühne gehüpft sind, ließen sich zwei Schneemänner über Gott und die Welt aus. Gnadenlos schütteten sie ihren Spott über kleine und große Promis, über Politiker, Fußballer und Adel aus. Vor ein wenig Häme war dann auch nicht die Nachbarschaft gefeit, als sie gen Oberelsbach blickten, wo jäh eine steil nach oben gerichtete Politikerkarriere unerwartet ausgebremst worden war.
Kostproben ihres Könnens lieferten die Krummtonsänger. Sie feierten 20. Jubiläum und ließen es richtig krachen dabei. Ihre Gesangskünste sorgten immer wieder für stürmischen Applaus.
Die Flotte Lotte hat es schwer
Für eine Bütt aus einem Guss sorgte die "Flotte Lotte" alias Bianca Göbel. Allerdings hat die Nordic-Walkerin ein schwerer Schicksalsschlag ereilt: Der Ehemann ist in Rente gegangen und versucht jetzt das Haushaltsleben umzukrempeln, indem er der Ehefrau mit Rat und Tat zur Seite steht. Mancher Ruf der Zustimmung war zu hören, als sie Klagen erhob über die einstige Ordnung, die nun durch das Eingreifen des Göttergatten dahin ist. Mit einem schwungvollen Abba-Potpourri zum Mitsingen leitete die Große Garde dann in die Pause über.
Nach dem ersten, schon überaus amüsanten Teil war die Erwartung für Abschnitt zwei groß – und wurde nicht enttäuscht. So gehört die Bütt mit "Opa Ludwig" zum festen Bestandteil der Schönauer Sitzungen. Es war schon fast ein kleines Theaterstück, das die Akteure um Harald Gans zum Besten gaben und sich dabei über Pflegenotstand und Energiekrise ausließen.
Gesangparodien kamen beim Publikum gut an
Die "Vier Zylinder" gehören ebenfalls zum Inventar der Fosenöchter. In ihren subtilen wie witzigen Gesangsparodien verarbeiten die Mitglieder des Ensembles Themen aus Politik und Gesellschaft. Ihr Auftritt ist sicherlich ein Höhepunkt des Abends und wurde entsprechend gefeiert.
Mit Spott und Selbstironie sparten nach dem Marsch der Großen Garde mehrere Mütter ganz und gar nicht, als sie sich über den Kindergarten und Erziehungsmethoden ausließen. Die neue Einrichtung bietet ganz offensichtlich noch einige Angriffsflächen, aber vor allem liefern Helikopter-Eltern jede Menge Material zum Lästern.
Bürgermeisterin Sonja Rahm und ihr Akkordeon dürfen natürlich auch nicht fehlen. Musikalisch forderte sie ihre Geschlechtsgenossinnen zu mehr Engagement in der Politik auf, während sie selbst einen neuen Ortsteil in der Gemeinde geschaffen hat.
Hochzeitsreise nach Mallorca
Die Hochzeitsreise nach Mallorca entpuppte sich für den frisch Vemählten als erste große Herausforderung und Fortsetzung des Sketches über die Trauung beim vorhergehenden Fasching. Nun stellt sich die Gattin als besonders resolute Vertreterin ihres Geschlechts heraus, und bei der der Ehemann schwer unter Druck steht.
Der gemeinsame Schautanz der Großen Garde und des Männerballetts bildete das fulminante Finale einer Sitzung, bei der kein Auge trocken blieb. Einmal mehr zeigte sich, dass eine Faschingsveranstaltung auch ohne Akteure von außerhalb höchstes Niveau erreichen kann.