Robert Sendner war über viele Jahre hinweg ein fester Bestandteil des Stadtbildes. Nahezu täglich traf man ihn an, wenn er zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs war. Er lebte mitten in Bad Neustadt und dort wollte er auch sterben. Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Am 27. Februar schloss er in seinem Zuhause in der Zwiebelgasse für immer die Augen. Er wurde 80 Jahre alt. Es hätten noch ein paar Jahre mehr sein können. Die gesundheitlichen Einschränkungen sind jedoch in den letzten Jahren und Monaten immer größer geworden.
Wie kaum ein anderer kannte Robert Sendner die Geschichte seiner Stadt. Detailgenau konnte er historische Begebenheiten erzählen, Auskunft über die Vergangenheit der Gebäude rund um den Marktplatz oder auch über deren ehemalige Bewohner geben. Die Geschichte seiner Heimatstadt lag ihm sehr am Herzen.
Eine alteingesessene Schneiderfamilie
Robert Sendner entstammt einer alteingesessenen Schneiderfamilie, die ihren Betrieb über Jahrzehnte hinweg in der Zwiebelgasse unterhielt. Er wurde am 31. Juli 1941 in Bad Neustadt geboren. Sein Großvater war Schneidermeister. Sein Vater, Heinrich Sendner, durchbrach die Tradition und wurde Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Latein. Das sollte auch den Sohn prägen, der vor allem die Geschichte für sich entdeckte, schildert rückblickend seine Frau Giesela gegenüber dieser Zeitung.Eine weitere Prägung erfuhr er durch das religiöse Elternhaus.
Nach dem Schulbesuch begann Robert Sendner eine Ausbildung als kaufmännischer Angestellter bei Kunert Wellpappe in Bad Neustadt. Diesem Unternehmen, mit dem er sich stark identifizierte, blieb er bis zu seinem Ruhestand 40 Jahre lang treu. Sendner war bei Kunert viel im Außendienst tätig. Unter anderem war er nach der Wende immer wieder in den neuen Bundesländern im Einsatz.
Giesela und Robert Sendner lernten sich über ihre Tätigkeit als Redakteurin bei der Main-Post kennen. Sie arbeitete in Würzburg und übernahm 1970 eine Vertretung in Bad Neustadt. Aus der kurzen Vertretungszeit sollten über 50 Jahre werden. In der Silvesternacht 1970/71 lernten sich die Beiden kennen. Im Mai 1971 wurde geheiratet. Bald darauf kam Sohn Christian auf die Welt und zwei Jahre später Edgar.
Die Karmelitenkirche lag ihm am Herzen
Die Hochzeit fand in der Karmelitenkirche statt. Dieser stand Robert Sendner sehr nahe. Als Kind ministrierte er hier und läutete die Glocken. Außerdem unternahm er in der Kirche seine ersten Orgelversuche. Schon in jungen Jahren erlernte er das Orgelspiel. Sendner wurde ein profunder Kenner der Kirche. Er kannte das Gotteshaus mit all seinen Schätzen in- und auswendig. Nicht selten kam es vor, dass er gebeten wurde, durch die Stadt und auch die Kirche zu führen.
Robert Sendner liebte seine Zwiebelgasse. Er hing sehr an Bad Neustadt, war jedoch auch sehr weltoffen. Das schlug sich unter anderem darin nieder, dass er bei nahezu allen Städtepartnerschaften eine tragende Säule war. Eine besondere Rolle spielten dabei das tschechische Bilovec und Falaise in Frankreich. Viele persönliche Freundschaften sind im Zuge des Austauschs entstanden. Von Nutzen dabei war auch, dass Robert Sendner gut Französisch sprach.
Er engagierte sich auch über viele Jahre hinweg beim Förderverein Villsche Altenstiftung. Wenn jemand für Ausflüge oder Veranstaltungen mit den Seniorinnen und Senioren gesucht wurde, war er immer gerne bereit zu helfen.
Tolerant und im Denken sehr großzügig
Robert Sendner war ein eher zurückhaltender Mensch, bewahrend und bedächtig. So beschreibt ihn auch seine Ehefrau. Er hatte eine genaue Vorstellung davon, was richtig und falsch ist. Bei allem Bewahrendem war er aber im Denken sehr großzügig und tolerant. Darüber hinaus war er äußerst belesen. Als es ihm gesundheitlich nicht mehr so gut ging, freundete er sich noch mit den modernen Medien an, um auf diesem Weg so viel wie möglich selbst machen und Anteil am Geschehen um ihn herum nehmen zu können. "Er war der ruhende Pol unserer Familie", so Giesela Sendner.
Dieser war er nicht nur für seine Familie. Die, die ihn kannten, konnten ebenfalls die Ruhe, die er ausstrahlte, wahrnehmen. Seine Menschenfreundlichkeit sowie sein abwägender und ehrlich gemeinter Rat werden fehlen.
Die Trauerfeier findet am Freitag, 25. März, um 10.30 Uhr in der Karmelitenklosterkirche am Rathaus statt. Die Beisetzung auf dem Altstadtfriedhof schließt sich an.