1987 war ich beim ersten Austausch mit den Schülerinnen und Schülern des College des Douits dabei. Damals ging ich in die 9. Klasse, nach den Sommerferien, als wir nach Falaise fuhren, waren wir bereits in der 10.Klasse. Und doch hatten wir nur ein Jahr Französisch und großen Respekt vor den Verständigungschwierigkeiten.
Aber wir hatten ja unsere Franzosen! Magali hieß meine Austauschpartnerin, Aurelie und Virgenie ihre beiden jüngeren Schwestern. Sie sprachen extra langsam, damit ich ihrem Französisch folgen konnte. Und auch die Eltern von Magali waren richtig nett. Sie wohnten in einem kleinem Ort bei Falaise und haben mich herzlich aufgenommen damals.
Einmal nahm mich Magali mit zu Marcel, einem alten Bauern am anderen Ende des Dorfes. Sie sagte mir, Marcel wolle mich, das Mädchen aus Deutschland, sprechen. Wir traten ein in die gute Stube des alten Bauernhauses, ein Hund wedelte um uns herum, und wir bekamen eine Limonade serviert von Marcels Frau, der Bäuerin. Dann trat Marcel ein, drahtig, aber leicht gebückt, im blauen Arbeitsanzug. Er gab mir die Hand und sprach gleich ganz viel und schnell, ich habe ihn nicht sofort verstanden. Doch Magali übersetzte mir manches. Marcel nannte ganz oft den Namen Max. Und er erzählte mir, dass er vor vielen Jahren Max war. Damals, im Krieg. Er wurde von den Deutschen gefangen genommen und kam als Arbeiter zu Bauern. Da war er Max. Und das Leben war nicht so schlecht, wie es hätte sein können. Denn alle auf dem Hof waren korrekt zu ihm, den sie Max nannten. Doch nach dem Krieg ist Marcel nur einmal noch nach Deutschland gekommen. Die deutschen Bauern von damals lebten da schon nicht mehr. Aber er wollte mir seine Geschichte als Max unbedingt erzählen, weil ich doch Deutsche war, damals in einem Dorf bei Falaise 1987.