
Markus Hauck aus Frickenhausen ist ein Genussmensch. Und hat außerdem eine Vorliebe, wenn es ums Bier geht. "Mir ist ein Nipp-Bier lieber als ein Kipp-Bier", sagt er mit einem Schmunzeln. Er genießt den Gerstensaft am liebsten in aller Ruhe, mehr als zwei bis drei Bier in der Woche trinkt er nicht. Dass das Standard-Bier großer Brauereien nicht sein Fall ist, zeigt sich auch an seinem besonderen Hobby, dem er mit Passion nachgeht. Er ist nämlich Hobby-Bierbrauer.

Für ihn ist es eine schöne Abwechslung zu seinem doch oft recht stressigen Beruf. Er ist nämlich Leiter der Pressestelle und stellvertretender Pressesprecher der Diözese Würzburg. Um vom Alltag abzuschalten, gibt es für ihn nichts Schöneres, als sich eine neue Bierspezialität auszudenken und diese dann mit einem kreativen Namen zu versehen. Beispiel gefällig? Vom weißen Rauchbier mit der Bezeichnung "Habemus Papam" bis hin zur "Hopfenbombe Hefeweizen" reicht die Palette. Es gibt aber auch solche Spezialitäten wie "Cherry Love" oder "Roggi Balboa", ein Roggenbier. "Cherry Love" ist dabei etwas ganz Besonderes.
Ein Bier belgischer Art, das nach der Gärung mit Kirschen gestopft und leicht sauer ist. Zu eher traditionellen Sorten wie dem Kellerbier "Glanzstoff" gesellen sich exotisch anmutende Kreationen wie ein besonderes Bier, das nach der Hauptgärung einige Zeit mit gerösteten Kokos-Raspeln im Gärgefäß reift. Natürlich darf bei einem Faible für solch ausgesuchten Gerstensaft-Kreationen die passende Kleidung nicht fehlen. So trägt Markus Hauck beim Vor-Ort-Termin ein T-Shirt mit der Aufschrift "Brew Master".
Hygiene ist das A und O
Die ausgesuchte Bibliothek in seinem Hobbyraum zeugt davon, dass sich Hauck schon lange intensiv mit dem Bierbrauen beschäftigt. Neben Standardliteratur auf Deutsch sind hier auch englische Werke zu finden. "Für mich ist es einfach ein netter Kontrast zum Schreibtischjob. Beim Bierbrauen kann ich das vereinen, woran ich viel Spaß habe: von der Biologie über die Physik bis hin zu ganz praktischen Dingen", freut sich der Hobby-Bierbrauer. Die Arbeit halte sich dabei in Grenzen. "Im Winter kann das Brauen aber schon etwas kritisch sein", meint er. Der Geruch beim Brauen ist sehr intensiv, und so komme es vor, dass seine Frau und seine Kinder schon manchmal etwas genervt seien. "Andererseits findet meine Frau die eine oder andere Bierkreation auch sehr lecker", so Hauck.

Eines sei aber sehr wichtig: Die Hygiene. "Brauen besteht sozusagen zur Hälfte aus Putzen. Wenn man das nicht mag, dann sollte man sich lieber etwas anderes suchen", sagt der Hobby-Brauer mit einem Schmunzeln. Am Tag vor dem Brauen bereite er schon alles vor, für das Brauen an sich reserviert sich Hauck in etwa einen halben Tag.
Ein langer Weg zu einem schönen Hobby
Markus Hauck hat sich sehr lange mit dem Bierbrauen beschäftigt, bevor er selbst den ersten Sud ansetzte. "Auf die Idee gebracht wurde ich 1989, als es im Weltbild-Verlag das Buch 'Bier selbst gebraut' von Wolfgang Vogel gab. Das habe ich heute noch", so Hauck. Ende der 80er Jahre sei es aber schwierig gewesen, an die Zutaten für das Bierbrauen heranzukommen. "Das hat mich, wie auch die vielen Warnungen, was alles schiefgehen kann, etwas abgeschreckt. Aber das Bierbrauen hat mich trotzdem sehr interessiert", erinnert er sich zurück.
2016 war er dann bei einem Biertasting im Craftbierladen "Max Mundus" in Würzburg. "Ich fand es sehr spannend, selbst probieren zu können, welche Geschmacksrichtungen es in der Welt der Biere so gibt." Er merkte, wie aus nur sehr wenigen Zutaten wie Malz, Hefe, Hopfen und natürlich Wasser die vielfältigsten Geschmacksrichtungen entstehen können. Dank eines Braukurses, den er von seiner Frau geschenkt bekam, konnte sich Markus Hauck endlich auch einmal selbst als Bierbrauer versuchen. "Es dauerte aber noch eineinhalb Jahre, bis ich mich daheim ans Brauen traute", gesteht er.

Er kann sich noch genau erinnern: Mit einem alten Einkochtopf der Mutter machte er seine ersten Gehversuche. "Bier wird es immer", sagt er heute mit einem Schmunzeln. Damals war er sehr stolz auf sein Werk, "heute hätte ich diesen ersten Versuch aber wohl weggeschüttet". Hauck las sich weiter ein und so wurde sein zweites Bier eine sehr exotische Kreation. "Weihnachtsdoppelbock mit Zimt". "Das hat auch schon gut geklappt", sagt er. Zumindest fast. Weil der Keller für die verwendete Hefeart zu kühl war, stellte diese kurzerhand die Gärung ein. Der Brauer glaubte, die Hauptgärung sei vollendet, und füllte das Bier für die Nachgärung in Flaschen ab.
Bei Zimmertemperatur legte die "eingeschlafene" Hefe dann allerdings wieder so richtig los. "Als ich eine Probeflasche öffnete, gab es eine ganz schöne Sauerei", erinnert sich Hauck. Also mussten alle Flaschen, so gut das eben ging, wieder in den Gärbehälter zurück gefüllt und komplett durchvergoren werden. Aber: Übung macht den Meister und so wurde es bei den nächsten Brauvorgängen immer besser.
Bier zu brauen ist gar nicht so schwer - in der Theorie
Zum Brauen braucht man eigentlich nicht viele Dinge. Einen Einkochtopf, ein gutes Digitalthermometer und eine Läuterspirale zum sogenannten Abläutern (dem Trennen der Würze vom Treber), ein Gärgefäß und dicht verschließbare Flaschen: Das ist eigentlich schon alles. Beim Vor-Ort-Termin braute Markus Hauck wieder eine besondere Kreation, ein helles (Sommer-) Bier mit einer ganz besonderen Note. Die Zutaten dafür sind sogenanntes "Pilsener Malz" und Rohgetreide, das bei 80 Grad gekocht wird, bis es eine 'pappige' Konsistenz annimmt. Doch das ist nicht alles, schließlich liebt Markus Hauck das Experimentieren.
Hinzu kommen noch Maisflocken beziehungsweise Cornflakes. Außer gewöhnlichem Bitterhopfen setzt er auch eine Aromasorte mit einer leichten Zitrusnote ein. Und, sehr außergewöhnlich, rohen Ingwer, der für einen spritzig-frischen Kick sorgt. Dazu als Klärungsmittel Irisch Moos, eine getrocknete Algenart. Nach dem speziellen Brauprozess, der sich über einige Zeit hinzieht und immer wieder die Aufsicht eines kundigen Auges braucht, wird mit einem Refraktometer der Zuckergehalt der Lösung geprüft. Die sogenannte Stammwürze entscheidet über den späteren Alkoholgehalt. Knapp 12 Grad Plato hat die Würze nach dem anderthalbstündigen Hopfenkochen, bei dem in den letzten zehn Minuten auch der Ingwer hinzugefügt wird.


Diese Flüssigkeit kühlt der Brauer im Anschluss mit einer Metallspirale, durch die kaltes Wasser läuft, auf etwa 20 Grad ab. "Je schneller heruntergekühlt wird, desto geringer ist die Gefahr, dass sich das Bier mit unliebsamen Bakterien infiziert", erläutert Hauck. Dann schlaucht er die Würze durch einen Feinfilter, der die Schwebstoffe zurückhält, in den Gärbehälter um. Schließlich kommt auch die spezielle Bierhefe dazu. "Ab exakt diesem Moment ist es übrigens rein steuerrechtlich bereits Bier", so Hauck. Deckel mit Gärverschluss drauf, dann heißt es warten.
"Bei obergärigem Bier dauert die Gärung rund eine Woche, bei alkoholstärkeren Bieren kann es aber auch bis zu vier Wochen dauern, bis man es in Flaschen umfüllen kann", so der Experte. Dann kommt jeweils ein wenig Zucker hinzu, damit durch die Nachgärung das gewünschte Maß an Kohlensäure entsteht. „Bei Zimmertemperatur dauert das etwa eine Woche“, erklärt Hauck. Das Bier muss danach noch reifen. Als Faustregel gilt: Je höher der Alkoholgehalt, desto länger dauert es, bis das Bier trinkbar ist. Spitzenreiter seien belgische Bierstile, die bis zu 10 Prozent Alkohol aufweisen können. "Da dauert die Reifung bis zum Geschmacksoptimum auch schon mal zwei Jahre", so Hauck.
Bier darf übrigens jeder brauen, bis zu 200 Liter pro Person im Jahr sind steuerfrei. Ganz so viel stellt Markus Hauck jedoch nicht her. "Pro Brauvorgang kann ich maximal 20 Liter brauen", sagt er. Übrig bleiben durch technisch bedingte Verluste am Ende rund 18 Liter Bier. Das teilt er dann gern mit Verwandten und Freunden. "Nichts entstresst mich so wie ein Brautag", sagt Markus Hauck. "Vier bis fünf Stunden in der Brauküche, dabei laut Rockmusik hören. Und dann ist alles gut."
Der Job Diözesan-Pressesprecher hat keine Zukunft und Brauer ist eh ein sinnvollerer Beruf als Sprecher was ja oft auch nur ein professioneller Lügner ist.