Die Ausbildung zum Mantrailer-Rettungshund ist enorm zeitaufwändig. Die Prüfung selbst ist derart anspruchsvoll, dass sie nur etwa 20 Prozent am Ende bestehen. Dies zeigte sich nun auch in Rhön-Grabfeld, als es darum ging, die Plakette "Geprüfter Rettungshund" zu erhalten.
Die Prüferinnen aus Bamberg, Ansbach und Greifswald bewerteten zwölf Teams. "Leider gab es für sie keine der begehrten Plaketten", bedauerte Alexandra Klinger. Sie hatte mit ihrer Kollegin Ida Storch von der Rettungshundestaffel des BRK Rhön-Grabfeld Wochen zuvor zwölf Strecken, sogenannte Trails, ausgearbeitet und auf Prüfungsordnungskonformität kontrolliert. Nach der Freigabe durch die Prüferinnen und in Anwesenheit einer Prüferin wurden die Spuren, die 12 Stunden alt sein sollten, am Wochenende gelegt.
Strenge Vorgaben für die Läufer
Wie genial der Geruchssinn eines Hundes ist, zeigte sich bereits da. Zunächst wurde eine Kompresse, die der Spurenleger oder die Spurenlegerin eine Stunde am Körper getragen hatte, in einen Gefrierbeutel gesteckt und der in ein Schraubdeckelglas gelegt, das luftdicht verschlossen wurde. Diesen nahm die aus Mecklenburg-Vorpommern angereisten Prüferin Anette Quandt an sich. Danach machte sie sich mit den Spurenlegern auf den Weg.
Mehrfach bog sie an Kreuzungen ab, überquerte Straßen und stieg schließlich in das am Zielpunkt bereitgestellte BRK-Fahrzeug. Auch hier gab es strenge Vorgaben: Die Fahrer durften keinen der Trails kreuzen, um zu verhindern, dass zusätzliche Geruchspartikel aus dem Auto heraus verteilt werden. Warm anziehen hieß es für die Läufer, denn im Auto durfte weder Lüftung noch Heizung genutzt werden, die Fenster blieben geschlossen, um keinen Geruch der Person zu verteilen. Und es gab noch weitere Auflagen für die Läufer. Sie durften bereits eine Woche zuvor im Umkreis von fünf Kilometer des Trails weder mit dem Auto oder Fahrrad fahren noch zu Fuß unterwegs sein.
Einen Tag später wurde ein Rettungshund auf diese Geruchsspur angesetzt, wobei er zunächst den Geruch der Person über die Kompresse in dem Plastikbeutel intensiv aufnahm und dann dem Geruch folgte, den die zu suchende Person verbreitet hatte. Nach maximal einer Stunde musste der Hund die am Zielpunkt versteckte Person gefunden und durch Hinsetzen, Anspringen oder Anbellen angezeigt haben.
Einsatz für den Ernstfall beweisen
"Erst dann hat er seine Einsatzfähigkeit für den Ernstfall bewiesen und bekommt die Einsatzplakette, die er an seinem Halsband tragen darf", erklärte die Prüferin. Deshalb sah man am Wochenende an verschiedenen Orten im Landkreis Hundeführer einer Rettungshundestaffel, die ihrem Vierbeiner folgten. "Das ist das sogenannte Mantrailing", sagten Alexandra Klinger und Ida Storch.
Aber was ist Mantrailing? Alexandra Klinger: " Das ist die Suche nach Personen mit Hilfe von Hunden, die dem individuellen Geruch der zu suchenden Person folgen. Der sogenannte Trail ist der Weg, den der Hund läuft, indem er dem Individualgeruch des Trail-Legers folgt." Dabei geht es um charakteristische Geruchspartikel in Form von Hautschuppen, Haaren oder sonstigen Sekreten, die der Mensch verliert.
Nicht nur die individuelle Person kann vom Hund aus allen anderen Personen um ihn herum "herausgerochen" werden, sondern der Hund ist auch in der Lage, die Geruchsspur des sich bewegenden Menschen von älterer Spur zu neuerer Spur zu "lesen" und zu folgen. Grundsätzlich hat jeder Hund diese Fähigkeit, berichtete Ida Storch. "Wir nutzen die außergewöhnliche Riechfähigkeit unserer Hunde im Rahmen jeder Vermisstensuche. Bei den Mantrailern insbesondere in Innerortsbereichen mit vielen 'Fremdpersonen', wo es gilt, der richtigen Geruchsspur des einen gesuchten Menschen zu folgen", fügte sie an. Dazu ist es eben notwendig, einen Geruchsartikel des zu Suchenden zu haben und dem Hund anzubieten, der sich diesen Individualgeruch dann einprägt und diesem folgt.
Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland
Die Teilnehmer der Prüfung kamen aus dem Oberallgäu, Hof/Saale, Dingolfing-Landau, Aschaffenburg, Sachsen, Sylt, Jülich und Neumarkt in der Oberpfalz. Die Trails lagen bei Heustreu, Saal, Bad Königshofen, Brendlorenzen, Hohenroth, Burglauer, Strahlungen, Rödelmaier, Großbardorf, Wollbach, Ostheim und Mellrichstadt.
"Es war für uns ein Mammutprojekt und hat viel Energie und Zeit gekostet", sagten Alexandra Klinger und Ida Storch. Ohne Freiwillige, die sich als Spurenleger, Fahrer oder auch für die Verpflegung und Organisation zur Verfügung stellten, sowie die Mitglieder der Rettungshundestaffel Rhön-Grabfeld, die über drei Tage viele ehrenamtliche Stunden leisteten, wäre die "1. Mantrailing Prüfung im Landkreis Rhön-Grabfeld" nicht machbar gewesen.