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Ostheim
Mit dem Rollstuhl durch Ostheim: Mit welchen Hindernissen Menschen mit Handicap rechnen müssen
Bastheims  Bürgermeister Tobias Seufert scheitert im Rollstuhl an der Regenrinne vor dem Ostheimer Rathaus. Auch Mellrichstadts Behindertenbeauftragter Michael Mühlfeld (Dritter von rechts) hat die Stolperfalle klar erkannt. Mit im Bild: Lisa Reupke (vorne) und Thomas Brückmüller (rechts) als Verantwortliche des Landkreises für Barrierefreiheit sowie Stadt- und Gemeinderäte der Streutalallianz.
Foto: Georg Stock | Bastheims Bürgermeister Tobias Seufert scheitert im Rollstuhl an der Regenrinne vor dem Ostheimer Rathaus. Auch Mellrichstadts Behindertenbeauftragter Michael Mühlfeld (Dritter von rechts) hat die Stolperfalle klar ...
Georg Stock
 |  aktualisiert: 08.02.2024 23:52 Uhr

In Sachen Fremdenverkehr und Tourismus ist die historische Altstadt von Ostheim vor der Rhön ein Juwel. Was jedoch das Thema Barrierefreiheit angeht, ist dieses geschichtliche Erbe ein schwieriges Terrain. Dennoch: Die Stadtoberen sind Willens, diesen Spagat in kleinen Schritten zu gehen. Bürgermeister Steffen Malzer und dem Stadtrat ist bewusst, dass Barrierefreiheit für alle Menschen wichtig ist, berührt sie doch jeden Lebensbereich. Wohlwissend, dass "man unsere Stadt nicht barrierefrei bringt", wie Malzer feststellte. "Es geht um Erleichterungen und Verbesserungen."

Die Aufgabe, den Aktionsplan "Barrierefreier Landkreis Rhön-Grabfeld" unters Volk zu bringen, gehen sie gemeinsam an: Thomas Bruckmüller als Behindertenbeauftragter des Landkreises Rhön-Grabfeld zusammen mit Lisa Reupke, die als Projektmanagerin des Amtes für Senioren und Menschen mit Behinderung am Landratsamt tätig ist. Bei der Streutalallianz waren sie vor der Ortsbegehung in Ostheim im Rathaus zu Gast und beantworteten die allumfassende Frage, "warum Barrierefreitheit so wichtig ist".

Unterwegs mit Rollstuhl und Wasserwaage in Ostheim

Nicht nur die Bürgermeister samt Stadt- und Gemeinderäten waren ganz Ohr, auch zahlreiche Bauhofmitarbeiter nutzten die Gelegenheit, sich aus erster Hand zu informieren. Sind sie es doch, die in der Praxis mit Lösungen zum Abbau von Barrieren beitragen sollen. Oftmals in kleinen Schritten, dafür aber vielfach mit großem Nutzen. Ziel ist ja, dass alle Bürgerinnen und Bürger dauerhaft am öffentlichen Leben in ihren Gemeinden teilhaben können.

Vorsicht am Gully: Wie der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Thomas Bruckmüller, demonstriert, können Rollstuhlfahrer hier Probleme bekommen.
Foto: Georg Stock | Vorsicht am Gully: Wie der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Thomas Bruckmüller, demonstriert, können Rollstuhlfahrer hier Probleme bekommen.

Rollstuhl, Wasserwaage und Zollstock sind die signifikanten Geräte und Werkzeuge von Thomas Brückmüller bei Vorträgen und natürlich bei den Ortsbegehungen. Hilfsmittel, die der Dokumentation von Barrieren und Einschränkungen dienen. Wie zum Start vor dem Ostheimer Rathaus, als Tobias Seufert im Rollstuhl die ersten Versuche unternahm, sich vorwärts zu bewegen.

Unebenheiten im Pflaster, die schmale Regenrinne zur Straße und die zwei Zentimeter Unterschied zum Gehweg beziehungsweise zur geteerten Marktstraße zehrten an seinen Armkräften. "Echt anstrengend, das macht einen fertig", sagte Bastheims Bürgermeister nach einer ersten kurzen Rollstuhl-Strecke schnaufend.

Ein Lob für den Zugang zur VR-Bank

Noch war der Bewegungsradius eng gefasst – über die verkehrsreiche Marktstraße führte die Route zum Brunnen im Steinig und zur Filiale der VR-Bank. In diesem Bereich soll ein Fußgänger-Überweg den Wechsel der Straßenseite sicherer machen, wurde aus dem Gremium vorgeschlagen. Und zwar nicht nur für gehbehinderte Menschen, auch gehörlose sowie sehbehinderte Mitbürgerinnen und Mitbürger sollen davon profitieren.

Die Anlage um den Brunnen im Steinig stellt angesichts unebener Pflastersteine eine weitere Herausforderung dar, wie auch Bürgermeister Malzer im Rollstuhl feststellte. Dafür bekommt der Zugang zur Filiale der VR-Bank ein Lob: "Gut gemacht", denn den Aufgang über die Rampe und die Bedienung des Geldautomaten hat das Stadtoberhaupt problemlos gemeistert.

Barrieren in Ostheim sollen reduziert werden

Weiter führte die "Erkundungstour" mit Thomas Bruckmüller und Lisa Reupke über die Markthalle im Schlösschen den Kirchberg hinauf zum Fremdenverkehrszentrum mit Tourismusbüro. Für die Ostheimer selbst ein gewohntes Bild mit den üblichen steilen Wegen, doch für Menschen mit Behinderungen ein Gang nicht ohne Hindernisse. Die Vorschläge zur Verbesserung der Situation in Ostheim wurden notiert, kleinere Hindernisse können nun Stück für Stück von den Bauhofmitarbeitern ausgeräumt werden.

Das Thema Barrierefreiheit wird in Ostheim aber ein ständiger Begleiter bleiben. Zumal das durchschnittliche Lebensalter steigt – 2027 beispielsweise soll der Anteil der über 60-Jährigen in Rhön-Grabfeld laut Prognose bei 36 Prozent der Landkreis-Bevölkerung liegen. Ein Grund mehr, sich für ein Leben wenngleich nicht ohne, so doch mit weniger Barrieren stark zu machen.

Aktionsplan "Barrierefreier Landkreis"

Für zehn Prozent der Menschen ist sie unentbehrlich, für 40 Prozent notwendig und für 100 Prozent komfortabel. So bringt die Aktion Mensch das Thema Barrierefreiheit auf den Punkt. Denn mehr und mehr rückt dieses Thema in den Fokus der Öffentlichkeit. Nicht ohne Grund hat die Fachstelle für Senioren und Menschen mit Behinderung am Landratsamt den Aktionsplan "Barrierefreier Landkreis Rhön-Grabfeld" herausgegeben. Ein Leitfaden sozusagen, der in den Kommunen hilft, das Thema Barrierefreiheit zu verstehen, Barrieren zu erkennen und auch abzubauen.
Besondere Gewichtung im Referat von Lisa Reupke kam den drei Checklisten zu, die in Sachen Barrierefreiheit Punkt für Punkt aufgeführt waren: a) für öffentliche Gebäude b) für öffentliche Plätze und c) für Veranstaltungen. Sie sind die Kernpunkte der Ortsbegehungen, bei denen die sogenannte Begehungs-Tasche nicht fehlen darf. Dieser Einsatzkoffer beinhaltet Wasserwaage, Zollstock, Blindenstock, Augenbinde sowie Simulationsbrillen (für Augenerkrankungen) und Gehörschutz.
Quelle: sto
 
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  • N. D.
    Behinderten sollte generell geholfen werden, jeddoch sollte man vermeiden einen Rollstuhlfahrer für "dumm" zu verkaufen. Welcher Rollstuhlfahrer fährt mit den Gulli-Schlitzen und nicht entgegen den gulli-Schlitzen? Keiner weil Jeder weiß, dass er in den
    Gulli-Schlitzen mit den Rädern hängen bleiben kann. Dies so zu zeigen, zeugt doch davon das die Verantwortlichen keine Ahnung haben. Sie beleidigen jeden Rollstuhlfahrer, Sie wollen dem Geldgeber zeigen ein Rollstuhlfahrer könne nicht selbstständig fahren bzw. mitdenken. Damit die Gullideckel durch neue treure unsinnige ersetzt werden.
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    Keiner verkauft irgendjemanden für dumm. Wenn Sie sich die Zeit genommen hätten, den Artikel vollständig zu lesen, wüssten Sie, dass auch politische Verantwortliche und Bauhofmitarbeiter anwesend waren. Es wurde lediglich auf die Gefahren von Gullydeckeln hingewiesen, damit diese in den Planungen so platziert werden, dass sie nicht an Querungen o.ä. stören. Bei dieser Veranstaltung ging es darum, die kleinen (für gesunde nicht zu erkennenden) Hindernisse abzumildern.
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