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OBERELSBACH
Mit dem Harvester in der Kernzone
Schweres Gerät im Einsatz: In der Kernzone Schornhecke werden in größerem Umfang Fichten gefällt und transportfertig gemacht, was bei Hochrhön-Besuchern für Irritationen sorgt.
Foto: Thomas Pfeuffer | Schweres Gerät im Einsatz: In der Kernzone Schornhecke werden in größerem Umfang Fichten gefällt und transportfertig gemacht, was bei Hochrhön-Besuchern für Irritationen sorgt.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 16:36 Uhr

Wenn Michael Tulit an den Wochenenden am Infomobil an der Schornhecke nahe der Hochrhönstraße seinen Dienst tut, bekommt er derzeit einiges zu hören. Informiert er sonst in Sichtweite des Heidelsteins Besucher über Wanderwege oder Besonderheiten der Rhön und des Biosphärenreservats, ist er derzeit oft mit Beschwerden konfrontiert. Der Grund für Unverständnis und Unmut ist unübersehbar. An diesem zentralen Treffpunkt für Rhönbesucher sieht es derzeit eher wüst aus. Mit schwerem Gerät wurden hier ganz offensichtlich zahlreiche Bäume gefällt.

„Viele Besucher haben ein idyllisches Bild von der Rhön, und wenn sie dann auf einen Harvester treffen, denken sie an Kahlschlag und Zerstörung des Regenwalds“, weiß Tulit, der dann einiges zu erklären hat. Verwirrt sind aber auch Kenner der Rhön. Die wissen nämlich, dass die 50 Hektar große Fläche um den Parkplatz eigentlich seit einigen Monaten eine sogenannte Kernzone des Biosphärenreservats ist. Und hier sind eigentlich jegliche Eingriffe untersagt. In diesen Kernzonen soll sich ohne Einwirkung des Menschen ein ursprünglicher Urwald entwickeln.

Dabei ist genau die Ausweisung der Kernzone der Grund für die Waldarbeiten, erklärt Michael Geier, Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats, der sich gemeinsam mit Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb – in der Gemarkung des Marktes befindet sich die Kernzone – sowie Forstoberrat Hubert Türich und Mathias Schlund vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt sowie dem Geschäftsführer des Naturpark Rhön, Klaus Spitzl, vor Ort ein Bild machte und über die Hintergründe informierte.

In den entsprechenden Regelungen für die Kernzonen, so Geier, ist festgelegt, dass, bevor die Natur sich dort selbst überlassen bleibt, die für den Standort ungeeignete Bäume in den nächsten zehn Jahren entfernt werden müssen. Betroffen davon sind in der Rhön hauptsächlich Fichten und Lärchen.

Die Umsetzung erfolgt entsprechend den jeweiligen Gegebenheiten in einer Kernzone, erläutert Hubert Türich. Während zum Beispiel in einer weiteren Kernzone auf Oberelsbacher Gemarkung, in der Leimertshecke, keine Arbeiten anstehen, habe im Bereich der Schornhecke bereits vor Jahren der Waldumbau hin zu einem Laubmischwald begonnen. Durch die Ausweitung zur Kernzone werde das Vorhaben nun beschleunigt. Zunächst gelte es, den Bestand der „zu entnehmenden Bäume“ in einer sogenannten Forsteinrichtung zu ermitteln. Dann werde der jährliche Hiebsatz festgelegt, indem durch Zehn geteilt wird.

Um die Arbeiten für den Boden und die nachwachsenden Bäume möglichst verträglich zu gestalten, werden die Bäume an der Schornhecke über die zehn Jahre gezielt und nicht flächig entfernt. Bei den dann anfallenden 1000en von Festmetern Holz kämen große Maschinen und Lkw zum Einsatz, was bei Wanderern und Naturfreunden zu den Irritationen führt, wie Hubert Türich erklärt.

Die Brisanz des Themas ist der Gemeinde bekannt, betonte Bürgermeisterin Erb. Entsprechend sollen Informationsschilder aufgestellt werden, möglichst bis zur Hauptwanderzeit im Herbst. Schließlich ist die Schornhecke ein Aushängeschild der Hochrhön, ist sie sich mit Naturpark-Geschäftsführer Spitzl einig.

Solche Schilder werden auch in anderen Kernzonen notwendig werden, auch wenn die nicht so auf dem „touristischen Präsentierteller“ liegen wie die Schornhecke. Am nahen Heidelstein müssen künftig ebenfalls auf etwa 20 Hektar Fläche die Fichtenbestände entfernt werden. Ebenso entlang des Franzosenwegs in der Kernzone Gangolfsberg oder in den Kernzonen bei Hausen und Fladungen.

Während Geier schätzt, dass in Rhön–Grabfeld rund 120 Hektar betroffen sind, liegt der Schwerpunkt des Waldumbaus mit grob geschätzten 380 Hektar im Raum Bad Brückenau. In den Kernzonen am Farnsberg oder zwischen Würzburger Haus und Platzer Kuppe finden sich große Fichtenbestände. Hier dürfte es ebenfalls größeren Erklärungsbedarf bei Rhön-Besuchern geben.

Informationen vor Ort: Über die Hintergründe der Arbeiten an der Schornhecke informierten (von links) Klaus Spitzl, Bürgermeisterin Birgit Erb, Michael Geier, Hubert Türich und Mathias Schlund.
Foto: Pfeuffer | Informationen vor Ort: Über die Hintergründe der Arbeiten an der Schornhecke informierten (von links) Klaus Spitzl, Bürgermeisterin Birgit Erb, Michael Geier, Hubert Türich und Mathias Schlund.
 
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  • H. B.
    Viele Forstarbeiter könnten in den zehn Jahren zusammen mit einigen Kaltblütern umweltschonend die Monstermaschinen ersetzen. Geht aber nicht, weil es Geld kostet und keinen Gewinn abwirft. Macht also das NaturSCHUTZgebiet weiter kaputt! Wehe aber der Moutainbiker oder Wanderer verlässt seinen gekennzeichneten Weg oder das Hundchen ist nicht an der Leine, schon kommt der NaturSCHÜTZER mit seinem Geländewagen querfeldein, um den armen Sünder zu bestrafen. Bald wird auch noch jemand einige Windräder auf der Hochrhön planzen und dazu die passenden Hochspannungsleitungen. Dann haben die Pseudo-Naturschützer was sie wollen - sauberen Strom, keine Bäume und keine Touristen mehr. Mal schauen, ob es dem Birkhuhn hilft..........
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