Der Turm ist eigentlich schon bezahlt, doch die "Kirchengemeinde ist arm wie eine Kirchenmaus", beschrieb Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf lachend die Gründe für die Benefizaktion in der Irmelshäuser Milzgrundhalle. Drei Kabarettisten wechselten sich bei der Mundart-Rallye ab und sorgten dafür, dass die Kasse der Kirchengemeinde wieder etwas gefüllt wird.
Der aus dem Motorsport entliehene Begriff führt allerdings etwas auf die falsche Spur. Die drei Akteure Philipp Simon Goletz, Jonas Greiner und Ines Procter wechselten sich gegenseitig bei ihren Auftritten in Irmelshausen, Behrungen und Milz ab. Bekanntlich sind die Entfernungen zwischen den Orten aber nicht gewaltig, auch mit Staus war nicht zu rechnen und die Veranstalter hatten ausreichend Zeit zwischen den einzelnen Darbietungen gelassen, so dass es recht gemütlich zuging.
Den Auftakt in Irmelshausen machte Philipp Simon Goletz, ein höchst selbstbewusster Stanzelsänger, der der Ansicht war, dass der Frankenwälder immer Recht zu haben hat, über eine rasche Auffassungsgabe, Intelligenz, Sprachgewandtheit und viele weitere bewundernswerte Eigenschaften verfügt. Allerdings hat er auch seine Macken, wie er einräumt und auf die Oma verweist, die seit 50 Jahren die selbe Kittelschürze trägt, obgleich sie jedes Jahr zum Geburtstag eine neue bekommt, die sich schon in ihrem Kleiderschrank stapeln. Zu den Eigenschaften zählt außerdem die Liebe zur Hausmannskost und natürlich als höchste Delikatesse die fränkische "Broatwurscht".
Mit 2,07 Meter war Jonas Greiner als zweiter Kabarettist ein im wahrsten Sinne des Wortes herausragender Vertreter seiner Zunft. Als er eine Kostprobe des Dialekts aus seiner Heimatstadt Lauscha gab, war klar, warum er seinen Vortrag nicht in Mundart hielt. Mit der erfrischenden Jugendlichkeit eines 21-Jährigen polterte Greiner los. Sein Thema vor allem: Dummheit. Die kann er nicht ausstehen: Dumme Fragen zu seiner Größe. "Sagen Sie mal, wie wird man eigentlich so groß"; Im Privatfernsehen dumme Entertainer, die dumme Zuschauer noch mehr verdummen; dumme Politiker, die es nicht schaffen, ein marodes Bildungssystem zu verbessern, das junge Menschen verdummt; dumme Wohlstandsgenießer, die nicht mehr merken, wie sie die Zukunft ihres Nachwuchses zunichte machen. Viel Beifall bekam der Recke, der mit seiner jugendlichen Frische und intelligenten Satire bestimmt noch viel Aufmerksamkeit erregen wird.
Die dritte im Bunde war schließlich Ines Procter, die wiederum von einem ganz anderen Schlag war. Sie zog von Anfang an das Publikum in ihren Bann. Unter dem Gesichtspunkt "Ehrlichkeit" betrachtet sie das Verhältnis von Mann und Frau im Eheleben. Das kann sehr lustig sein, stellte das Publikum bei den Anekdoten der Würzburgerin fest und lachte bis zum Umfallen.
Der Lacherfolg spiegelt sich aber auch in der Freude von Schirmherrin Yvonne von Bibra wider. Großartig findet sie, dass die Bevölkerung die dreijährige Spendenkampagne so intensiv unterstützt und sich bei den zahlreichen kulturellen Anlässen eingebracht hat, damit letztendlich auch die notwendigen Mittel zur Kirchturmsanierung zusammenkamen. Im September endet aber nun die Veranstaltungsreihe, wenn die Stadtkapelle von Mellrichstadt ein Benefizkonzert gibt.