Bauern, die in Milch baden, um zu zeigen, dass sie billiger ist als Wasser, gingen durch die Medien – ein neuer Tiefpunkt bei der Preisschlacht ist erreicht. „Bei jedem Liter Milch legen wir drauf“, sagt Bauer Anton Fischer, der auch Stadtrat in Bad Königshofen ist.
Nun soll ein 100-Millionen-Paket als Soforthilfe für notleidende Betriebe durch das Bundeslandwirtschaftsministerium geschnürt werden. Reicht das aus und kommt das an?
„Ich habe nicht mehr erwartet“, sagt Fischer, der 80 Milchkühe auf seinem Hof hat, außerdem Bullenmast und Getreideanbau, zum geplanten Hilfsprogramm.
Er ist am Donnerstag zum Bayerischen Milchgipfel als Sprecher von Milcherzeugern aus Unterfranken eingeladen. Die Verbraucher würden denken, die Milchbauern bekommen jetzt direkt Geld in die Hand – das ist aber nicht der Fall, erklärt er in einem Gespräch. Zum Gesamtpaket gehöre die Erfüllung der schon lange vom BBV geforderten Möglichkeit der Anrechnung der Verluste auf die Gewinne.
Folgt auf ein gutes Jahr ein schlechtes, trifft die Steuerlast, die sich nach dem positiven Vorjahr richtet, die Bauern besonders hart. Jetzt sollen Verluste gleich geltend gemacht werden können.
Die zweite Maßnahme, in die der Hauptanteil der Bundesmittel (80 Millionen) fließen soll, ist eine Verringerung der Beiträge zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung, das gilt aber für alle Bauern und nicht nur für die Milchbauern. „Das bringt ein paar Euro“, kommentiert Fischer.
Die dritte geplante Maßnahme, Steuerfreiheit beim Verkauf von Flächen (bis 150 000 Euro) greift dort, wo die Bauern schon mitten im Strukturwandel stecken. Eine Fortsetzung des Höfesterbens werde nicht ausbleiben, sagt Fischer voraus. Besonders dann, wenn die nächste Generation übernehmen soll und vielleicht in einen neuen Stall investieren müsste. Wenn die Milchviehhaltung nur Verluste einbringt und durch andere „Standbeine“ unterstützt werden muss, wird der Hoferbe das nicht weiterführen.
Was Fischer besonders empört, ist die Meinung mancher Bürger, die Bauern wären selbst schuld an der Misere, weil sie zu viel Milch produzieren. Er erinnert an das Russland-Embargo, dadurch entfalle ein Absatzmarkt mit jährlich rund 100 000 Tonnen Käse und Milchprodukten, gleichzeitig drossele China die Einfuhr von Milchpulver, Irland und Holland hätten ihre Produktion angekurbelt, der Großteil der EU-Länder schaffe es nicht einmal den eigenen Bedarf zu erzeugen – das alles wirke sich aus auf einen sensiblen Markt.
Eine Besonderheit in Deutschland sei allerdings der Preiskampf der Supermarktketten bei gleichzeitigem Anheben der Standards. Der Druck werde über die Molkereien an die Bauern weitergegeben, die mit immer mehr Dokumentationspflichten und „Nachhaltigkeitsforderungen“ genervt würden, wie Fischer berichtete, der nach eigenen Worten „die Schnauze voll hat“, wenn wieder neue Fragebögen und Forderungen eintreffen.
„Wenn die Milch für 46 Cent pro Liter im Kühlregal steht, ist klar, dass beim Erzeuger nicht genug ankommt.“ Rund 24 Cent erhält Fischer momentan pro Liter, 35 Cent bräuchte er, um ordentlich wirtschaften zu können.
„Die Möglichkeiten der Politik sind begrenzt“, sagt BBV-Kreisvorsitzender Mathias Klöffel zum Milchpreisverfall. Man müsse die Mengen reduzieren, aber es hören die falschen Milchbauern mit der Produktion auf, nämlich die kleinen Betriebe. Das Hilfsprogramm ist für ihn ein Schritt in die richtige Richtung, es müssten sich aber alle, inklusive der Vermarkter, an einen Tisch setzen.
Günther Felßner, Milchpräsident des Bayerischen Bauernverbandes, formuliert seine Kritik etwas drastischer und spricht von „ruinöser Preispolitik“. Ein Discounter senke die Preise, die anderen ziehen nach. „Die niedrigen Preise bringen Bauernfamilien in Existenznot. Und was machen die Handelskonzerne? Sie reden über regionale und nachhaltige Produktion, treten die Nachhaltigkeit aber gleichzeitig mit Füßen!“, sagt Felßner.
„Während unsere Bauern höchste Qualität liefern und immer höhere Standards erfüllen, werden die Preise rücksichtslos gedrückt. So wird mutwillig unser ökonomisches Fundament zerstört.“
Anton Fischer hofft, dass das Preistief im nächsten Jahr überwunden wird. Sein Wunsch ist, dass genügend gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird und den Verbrauchern nach und nach bewusst wird, dass die Milch ein sehr hochwertiges Produkt ist, das einen höheren Preis wert ist und dass es ohne Bauern in der Umgebung keine regionale Milch mehr gibt.
Wenn jeder Wirtschaftszweig ständig nach staatlicher Regulierung und Subvention schreien würde, stünde es schlecht um uns.
Dabei kam bislang immer genug für den Einzelen raus und so soll das auch bleiben.
Es sind eben Sonderunternehmer, beinahe im Status von Staatsbeamten, denen der Wettbewerb am Markt fremd und das Jammern gerne von den Medien und Bürgern abgenommen wird.
Nun ist wieder mal der Steuerzahler dran, wenn er diese Menge nicht saufen kann.
Bauern sind nun mal diejenigen, die am erfolgreichsten ihren Artenschutz durchsetzen, koste es, was es wolle.
Von Marktwirtschaft mussten sie noch nie etwas befürchten.
Sie bestehen einfach auf die staatlich garantierte Abnahme der Produktion.