Informativ war der Vortrag des evangelischen Pfarrers Lutz Mertten (Bad Königshofen) im Kulturarsenal Darre zum Thema „Das Zweite Vatikanische Konzil – Impulse für die Ökumene“. Im Rahmen der Vortragsreihe 50 Jahre II. Vatikanisches Konzil hatte Diakon Rudi Reuter den Referenten begrüßt und auch angesprochen, wie weit die Ökumene heute ist. Er berichtete von einem Ehepaar im Milzgrund, das vor 26 Jahren katholisch geheiratet hat, wobei die Frau evangelisch ist. Katholisch habe sie geheiratet, damit ihr Mann weiterhin zur Kommunion gehen darf. Allerdings wurde sie deshalb auch von einer Tante enterbt. So etwas sei heute sicher nicht mehr der Fall. Der Diakon sprach die guten Verbindungen zur evangelischen Kirche in Bad Königshofen und das Pfarrerehepaar Mertten an. Deshalb sei es fast selbstverständlich, dass im Rahmen der Vortragsreihe Lutz Mertten einmal aus seiner Sicht zum Zweiten Vatikanischen Konzil Stellung nimmt.
In seiner lockeren Art meinte der Referent, dass es einen Protestanten geradezu herausfordert, einmal zu schauen, was denn wirklich an der Ökumene in Verbindung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil dran ist. Kurz streifte der Pfarrer das „Gestern“ der Beziehungen zwischen katholischen und evangelischen Christen. Da gab es getrennte Schulklassen ebenso wie in einigen Orten katholische Bauern an Karfreitag, dem höchsten Feiertag der evangelischen Kirche, Gülle fuhren, wofür sich die Evangelischen dann an Fronleichnam revanchierten. Das alles gehört heute der Vergangenheit an. Trotzdem seien Zeitzeugen wichtig, die dies noch selbst erlebt haben und berichten können.
Einer dieser Augenzeugen ist Professor Otto Hermann Pesch, „einer meiner geschätzten Lehrmeister“, wie Pfarrer Lutz Mertten meinte. Ihn bezog Mertten deshalb immer wieder in seinen Vortrag mit ein. Der Referent erinnerte an Papst Pius XI., der die Ökumene verhindert hat. Papst Johannes XXIII wiederum berief bekanntlich ein Konzil ein und da kam die Ökumene eigentlich durch ein Missverständnis auf die Tagesordnung. „Das wird oft als eine List des Heiligen Geistes heute betrachtet.“
Der Papst hatte dem Konzil die Aufgabe gestellt, die Einheit der Christen zu stärken. Er meinte damit aber die Einheit der Katholiken. Das wiederum verstand die Weltöffentlichkeit ganz anders. Der Papst wertete dies als einen Wink des Heiligen Geistes und setzte die Ökumene auf die Tagesordnung. Lutz Mertten: „Papst Johannes XXII ist ein ökumenischer Heiliger“. Pfarrer Mertten sprach das Ökumenismusdekret an und berichtet, dass man erst ein Wort für die Ökumene erfinden musste, damit entstanden interkonfessionelle Bewegungen und die gemeinsame Arbeit begann. Seit 1946 gab es bereits den sogenannten Jaeger-Stählin-Kreis mit Erzbischof Lorenz Jaeger aus Paderborn und dem evangelischen Bischof Wilhelm Stählin aus Oldenburg. Ziel war eine ökumenische Verständigung. Papst Johannes XXIII ernannte Erzbischof Jaeger zum Kardinal und zu seinem Chef-Berater in Fragen Ökumene. So kam es, dass auf Vorschlag Jaegers offizielle Vertreter der nichtkatholischen Kirche als Beobachter zum Konzil eingeladen wurden. Man suchte Wege, um die Ökumene zu fördern. Alles in allem war das, was beim Zweiten Vatikanischen Konzil geschah, damit „unheimlich viel, was erreicht wurde“, betonte Pfarrer Lutz Mertten.
Schon 1974, so wusste er, stand der Vorschlag im Raum, die Kirchen sollten sich in einer vorläufigen Form zur Gemeinschaft zusammenschließen. Nach dem Konzil war die erste unmittelbare Folge, dass ökumenische Kommissionen und Arbeitsgemeinschaften gegründet wurden. Es gab das Sekretariat für die Einheit der Christen und den „Rat für die Einheit der Christen.“ Die Kirche setzte damit Vertrauen in die ökumenische Arbeit und man gab eine gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre heraus. Es gab, so Mertten, Gebetsgottesdienste für die Einheit der Christen. Die Liturgiereform hatte weitreichende Folgen. Heute wird Ökumene gelebt. Ökumenische Gottesdienste sind eine Selbstverständlichkeit, ebenso ökumenische Trauungen. Erfreulich wertete es der Referent, dass im neuen Gotteslob der katholischen Kirche auch Lieder von Martin Luther zu finden sind. Was die Ökumene betrifft, habe Bad Königshofen Vorbildcharakter, sagte Pfarrer Lutz Mertten. Er nannte als Beispiele die Familienarbeit, die ökumenischen Stammtische, konfessionsübergreifende Seelsorge und die gute Kooperation der Amtsträger. Pfarrer Mertten: „Ich fühle mich reich beschenkt in Bad Königshofen.“
Angesprochen hat er abschließend das Herrenmahl und meinte, dass es nicht mehr zu kontrollieren sei, wer wo zum Abendmahl oder zur Kommunion geht. Mutiges Handeln sei gefragt, wobei Merten dazu den verstorbenen Kardinal Julius Döpfner zitierte, der einmal von einem „vorauseilendem Gehorsam“ sprach. Mit dem Pontifikat von Papst Franziskus stehen die Zeichen der Zeit sehr gut. „Für konfessionelle Grabenkämpfe haben wir heute keine Zeit mehr.“ Mutig sollte man sein und Grenzen überwinden. „Alle Menschen, die getauft sind, und sich zu Jesus Christus bekennen, haben eine Zugangsberechtigung zum Abendmahl“, sagte Pfarrer Lutz Mertten zum Vortragsabschluss.
Der nächste Vortrag ist am 29. Oktober. Dann heißt es: Erneuerung der Liturgie – lebendige Gottesdienste mit der Gemeinde. Dazu kommt Pastoralreferent Bernhard Hopf nach Bad Königshofen. Am 12. November wird die Vortragsreihe mit dem Thema „Die Rolle der Laien – mit einem besonderen Blick auf die Frauen von Heide Firnkes beendet. Die Vorträge beginnen jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.