
Das Spitzenreiten von Irmelshausen zieht alljährlich viele Besucher an. Diesmal waren es sogar einige mehr als im Vorjahr. "Wir wollten uns das einmal selbst ansehen und sind begeistert", hieß es etwa von Besuchern. "Gut, dass ein Brauch über die vielen Jahrhunderte erhalten geblieben ist und die Jugend sich dafür begeistert", fand auch Adrian Müller von der Irmelshäuser Burschenschaft.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Merlin Josefs das Spitzenreiten gewonnen. Er siegte auch in diesem Jahr mit seinem Pferd "Gugga". Glückwünsche gab es im Anschluss an das Reiten rund um den Badesee von Hans Freiherr von Bibra, der einen Geldbetrag an den Sieger übergab. Dann wurde die bändergeschmückte Spitze durch Konfirmandin Lea Barthelmes überreicht, sozusagen das Siegeszeichen.
Beifall gab es nicht nur für Merlin Josefs, sondern auch für den Zweitplatzierten Yannick Buchen sowie die Mitreiter Luis Wiener, Linus Hey und Marius Mauer. "Es war wieder ein tolles Erlebnis", hieß es von ihnen. Unterwegs hatte ein Pferd seinen Reiter abgeworfen und nach der Ziellinie war es Yannick Buchen, der vom Pferd fiel. Beide Reiter blieben jedoch unverletzt.
Brauch am Pfingstmontag
Mit dem sogenannten Spitzenreiten hielten die Irmelshäuser am Pfingstmontag einen Brauch wach, bei dem es sich – glaubt man der Überlieferung– um einen germanischen Fruchtbarkeitsritt handelte. Freiherr Hans von Bibra weiß, dass der Ritt seit Jahrhunderten eng mit der Familiengeschichte verbunden ist. Früher wurden die Knechte eines Schlosses im Reiten unterrichtet und dann auch mit in den Krieg genommen. In späteren Jahren wollten die Burschen bei Wettkämpfen zeigen, wie gut sie auf den Pferden reiten.
Es könnte aber auch sein, dass das Spitzenreiten mit dem thüringischen Dorf Mendhausen, das nur einen Kilometer entfernt ist, zu tun hat. Hier gibt es urkundliche Niederschriften, aus denen hervorgeht, dass das Spitzenreiten zwischen Mendhausen in Thüringen und Irmelshausen stattfand. Als es zu einem schweren Unfall kam, wurde die Strecke an den Badesee verlegt. Lediglich die unverheirateten Burschen des Dorfes hatten die Möglichkeit, an dem Wettreiten teilzunehmen. Zugezogene mussten fünf Jahre im Dorf ansässig sein, besagen die Statuten.
Dass es in diesem Jahr gleich sechs Teilnehmer waren, zeigt, dass es das Spitzenreiten von Irmelshausen wohl auch in den kommenden Jahren geben wird. Traditionell hatte das Spitzenreiten mit einem kleinen Festzug von der Milzgrundhalle zum Badesee begonnen. Von da an ging es wieder zurück, wo das Brauchtum zünftig gefeiert wurde.








