Ben Hur, Die zehn Gebote, Planet der Affen – alles Filmklassiker mit Charlton Heston. Der Mann war aber nicht nur Schauspieler, sondern Bürgerrechtler an der Seite von Martin Luther King. Wie das zu seiner späteren Funktion als Präsident der amerikanischen Waffenlobby NRA passt, versteh ich nicht. Überliefert ist sein „Ceterum censeo“ am Ende jeder NRA-Rede: „From my cold, dead hands!“ Frei übersetzt: Meine Knarre könnt ihr mir erst abnehmen, wenn ich tot bin.
So denken viele Amerikaner. Ihre Waffe ist ihnen heilig. Das kann auch ein automatisches Sturmgewehr sein mit der Feuerkraft für Kriegseinsätze. Da können Amokläufer noch so viele Menschen mit ihren Knarren bei Massakern niedermähen, die Amis legen ihre Waffen nicht aus der Hand.
Es gibt auf dieser Welt halt nur eine unerschöpfliche Ressource: die menschliche Dummheit. Weiteres Beispiel gefällig? Höchstgeschwindigkeit 130 auf Autobahnen. Da ist es in Deutschland wie in den USA mit den Waffen. Sobald dieses Thema auftaucht, steht die Autolobby – meist unter Führung des ADAC – auf. Sie kennen bestimmt noch den Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“. Und jetzt auch noch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. „Gegen jeden Menschenverstand“ ist Tempo 130 auf deutschen Autobahnen aus seiner Sicht.
Ja ist denn der Mann bescheuert? Oder hat der in Physik in der Schule nicht aufgepasst? Es ist doch ganz einfach. Wenn man langsamer fährt, braucht man weniger Energie, sprich weniger Treibstoff, also wird weniger CO2 in die Luft geblasen. Dass es weniger und nicht so schwere Unfälle bei Tempo 130 gibt, ist auch klar. Der Bremsweg wird kürzer und die Energie, die sich bei 200 km/h schlagartig und zerstörerisch entlädt, ist natürlich um ein Vielfaches höher als die bei 130 km/h. Ganz zu schweigen davon, dass die Staugefahr deutlich abnimmt, wenn der Unterschied zwischen dem langsamsten Auto und dem schnellsten Auto möglichst gering ist.
Die Frage nach dem Menschenverstand stellt sich da schon – vor allem nach dem von Andreas Scheuer. Und selbst wenn nur ein Prozent CO2 eingespart würde und nur zehn Menschen weniger pro Jahr bei Unfällen umkommen würden, wäre es das nicht wert? Überall sonst im europäischen Ausland sieht man das jedenfalls so. Lieber Herr Scheuer, mangelt es denen allen an Menschenverstand?