Knapp 30 Grad im Schatten. Die Sonne brennt. Und dann geht es die letzten hundert Meter steil bergauf, bis der Rastplatz an der Altenburg bei Trappstadt endlich in Sichtweite kommt.
Kein Wunder, dass bei der Wanderung im unmittelbar an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gelegenen Naturschutzgebiet die zweibeinigen Teilnehmer ganz schön ins Schwitzen geraten. Kaum etwas auszumachen scheinen die schon hochsommerlich anmutenden Temperaturen dagegen ihren vierbeinigen Begleitern: den Grabfeld-Alpakas von Michael Hippold, der vor sechs Jahren zusammen mit ein paar Freunden mit dem Aufbau einer Alpaka-Herde begann.
Herde aus 13 Tieren
Mittlerweile ist eine große Familie daraus geworden. „Unsere Herde besteht aus 13 Tieren und wir erwarten im Sommer schon wieder Nachwuchs“, erzählt Hippold den Teilnehmern der Führung mit den Grabfeld-Alpakas.
Die Tour dürfte auch wegen ihres „Rahmenprogramms“ einzigartig sein in der ganzen Region: Neben dem hautnahen Kontakt mit den äußerst beruhigend auf die menschliche Seele einwirkenden Tieren gab es Wissenswertes von Kräuterexpertin Evi Treuting, die erklärt, was da am Wegesrand so alles wächst und gedeiht. Hochprozentiger Abschluss ist eine Edelbrandverkostung im Hof neben der Schnapsbrennerei von Mathias Gerstner.
Dass auch der Landkreischef samt seiner Familie mit hinauf zur Altenburg laufen würde, davon erfahren Michael Hippold und die anderen Teilnehmer erst, als die Habermanns am Stall der Alpakas auftaucht. „Ich wusste gar nicht, dass es so etwas in meinem Landkreis gibt“, meint der Landrat. Die Alpaka-Führung habe einer seiner Söhne von dessen Bruder zu Weihnachten geschenkt bekommen. Als die Kinder ihn und seine Frau gefragt hätten, ob sie mitkommen würden, hätten sie sofort ja gesagt.
Nach einer kurzen Einführung in die Alpakazucht von Michael Hippold und der Präsentation von Dingen, die man aus der Wolle von Alpakas machen kann, geht es mit den Alpakas zunächst recht gemächlich in Richtung Naturschutzgebiet an der Altenburg. Es dauert nicht lange, bis jeder seinen vierbeinigen Begleiter gut im Griff hat, denn die friedfertigen und immer entspannt wirkenden Tiere machen keinerlei Anstalten wegzulaufen. Als Herdentiere orientieren sie sich eh immer am Leittier und bleiben so in der Regel eng zusammen. „Und wenn doch einmal eines wegrennen sollte, findet es wieder zu seiner Koppel zurück“, zerstreut Michael Hippold Befürchtungen, das Alpaka könnte auf Nimmerwiedersehen verschwinden, sollte man die Führungsleine kurz loslassen.
Die Jahreszeit ist ideal für eine Kräuterwanderung mit „tierischer Begleitung“. Denn die Trappstädter Kräuterpädagogin Evi Treuting musste nicht lange suchen nach gesunden Gewächsen wie Wiesenlab, Spitzwegerich, Gänseblümchen oder Giersch, die entlang des Weges zur Zeit prächtig gedeihen. Schon unterwegs erklärt sie bei mehreren Halts, was man mit den zarten Pflänzchen alles anstellen kann, doch die eigentliche Überraschung wartet am Ziel, dem Aussichtspunkt an der Altenburg.
Von da hat man einen grandiosen Blick bis zur Rhön. Noch besser passt die von Evi Treuting und ihrem Mann vorbereitete Brotzeit mit Kräuterkäse, frischem Brot und einer Kräuterlinonade. „Das schmeckt ja wirklich fantastisch“, frohlockt eine Teilnehmerin und eine andere fügt hinzu. „Das muss ich zuhause gleich einmal ausprobieren.“ Auf dem Rückweg zur Koppel bestimmen dann die Alpakas das Tempo. Genauer gesagt: Es geht sehr flott wieder zurück zur am östlichen Ortsrand von Trappstadt gelegenen Weide. Grund für das kräftige Ziehen der Tiere an der Leine: Einige Alpakas waren zuhause zurückgeblieben. Die „Ausflügler“ können es offenbar nicht erwarten, wieder mit dem Rest der großen Tier-Familie zusammenzukommen.
Lob vom Landrat
Eine Edelbrandverkostung im Hofe neben Mathias Gerstners Schnapsbrennerei rundet einen „sehr, sehr schönen Nachmittag“ ab, wie Landrat Habermann urteilte.
Der Trappstädter Edelbrandsommelier hat schon viele Auszeichnungen für seine Produkte erhalten und kredenzt nach einer kurzen Einführung in die Kunst der Schnapsbrennerei sechs seiner Destillate und Liköre – angefangen beim Mirabellenwasser über den Schlehengeist bis hin zu Apfelbrand aus Grabfelder Streuobst.
Die Alpakas haben derweil wieder ihre Ruhe auf der Weide. Dass sie in der kommenden Woche geschoren werden, davon ahnen sie noch nichts. Für die Schur hat Michael Hippold einen Fachmann engagiert. „Es ist gut für die Tiere, wenn das schnell und professionell gemacht wird“, weiß der Trappstädter Alpakazüchter. Denn wirklich Freude mache die Schur den Tieren nicht. „Doch sobald sie die Prozedur hinter sich haben, sind sie froh, dass sie nicht mehr so viel Wolle mit sich herumschleppen müssen.“
Das Alpaka
Beim Alpaka handelt es sich um eine Kamelform aus den Anden. In Peru liegt der Bestand der Tiere bei geschätzten 3,5 Millionen Exemplaren. Sie werden vor allem wegen ihrer Wolle gezüchtet. Wegen ihres ungewöhnlich ruhigen und friedlichen Charakters werden die Tiere immer öfter auch in Deutschland gehalten und zum Beispiel in tiergestützten Therapien eingesetzt. Alpaka-Weibchen werden 55 bis 65 Kilogramm schwer, Hengste bis zu 80 Kilogramm. Alpakas werden auch als Lasttiere eingesetzt, dürfen dann aber nur bis zu maximal 30 Kilogramm tragen.