
Den Blauen Laden kennt man in Münnerstadt. Die Stadt nutzt das Erdgeschoss des Privatgebäudes mit dem auffälligen blauen Erker in der Klostergasse 6 für Veranstaltungen und untervermietet es an diverse Akteure.
Seit Juli dieses Jahres ist auch die Regionalstelle Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld von "Mensch inklusive" dort Untermieter. Die Einrichtung gehört zur Lebenshilfe Schweinfurt, aus deren Pressemitteilung folgende Informationen stammen.
Seit zehn Jahren vermittelt "Mensch inklusive" Menschen mit Behinderung wohnortnahe Arbeitsplätze in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarkts. Hierfür gleichen "Mensch inklusive"-Mitarbeiter die Fähigkeiten und Wünsche eines Menschen mit Behinderung mit den Erwartungen des potenziellen Arbeitgebers ab. Dann bringen die Mitarbeiter die passenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen.
"Ein Mehrwert für unsere Gesellschaft"
Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl zeigte sich überzeugt, dass "Mensch inklusive" ausgezeichnet zum Ort passe. Auch Emil Müller schien von den neuen Untermietern überzeugt. "'Mensch inklusive' ist ein Mehrwert für unsere Gesellschaft", sagte der stellvertretende Bad Kissinger Landrat.
Norbert Hart, der Vorsitzende der Lebenshilfe Schweinfurt, merkte an: "'Mensch inklusive' hat in den vergangenen zehn Jahren Bemerkenswertes erreicht." Das neue Büro biete gute Voraussetzungen dafür, die Lebenshilfe-Einrichtung in der Region noch bekannter zu machen.
Knapp 100 Menschen mit Behinderung haben bislang über "Mensch inklusive" in der Stadt Schweinfurt sowie in den Landkreisen Schweinfurt, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen im allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß fassen können. In Schweinfurt und Haßfurt unterhält man bereits Büros.
In Münnerstadt eine neue Regionalstelle zu eröffnen, erschien da nur folgerichtig, wie Eva Lieb, die Leiterin von "Mensch inklusive", erläuterte. "Für die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld waren wir bislang zu weit weg." Nun hoffe man, den Menschen in der Region die Vorteile von "Mensch inklusive" noch besser näherbringen zu können.
Integration bedeutet, Menschen mit Behinderung gleichberechtigt und ohne Sonderstrukturen in den Arbeitsmarkt einzubinden. Was hier als Erfolg gefeiert wird, ist die Fortführung von Abhängigkeiten unter einem neuen Etikett. Wenn Unternehmen weiterhin sozial vergünstigte Arbeitskräfte mit Werkstattbindung erhalten, verfestigt das bestehende Strukturen statt sie aufzubrechen. Inklusion ist kein PR-Schlagwort. Sie bedeutet echte Gleichberechtigung – und die braucht keine Werkstatt im Hintergrund. Solange das nicht passiert, bleibt das Programm Etikettenschwindel!