Liebe Leserin, lieber Leser,
waren Sie gut in Mathe? Ich so lala. Es genügt jedenfalls, um im Alltag zurechtzukommen. Da ist zum Beispiel die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Wie groß ist z. B. die Chance, dass ich bei "Mensch ärgere dich nicht!" mit einem Würfel eine Sechs werfe? Eins zu sechs, oder? Also eher unwahrscheinlich. Trotzdem kann eine Sechs kommen und aus Erfahrung weiß ich: Es passiert immer wieder. Denn die Chance ist immerhin eins zu sechs und nicht eins zu 15 537 573, wie beim Sechser im Lotto - ohne Zusatzzahl. (Das habe ich übrigens nicht selbst ausgerechnet, sondern nachgeschaut unter www.lotto.de). Ohne die Wahrscheinlichkeits-Hoffnung also, die aus Lebenserfahrung entsteht, würde ich längst nicht mehr "Mensch ärgere dich nicht!" spielen.
Noch schöner finde ich allerdings das Spiel "Mensch, vertrau drauf!". Denn das ist wohl das Spiel des Lebens, meines Lebens, unseres menschlichen Lebens. Trotz vieler bekannter und unbekannter Gefahren vertraue ich ja täglich darauf, dass irgendwas Gutes schon herauskommen wird bei dem, was ich tue. Wenn ich in den Zug oder ins Auto steige: Ich werde dort ankommen, wo ich hin will. Wenn ich mich abends ins Bett lege: Ich werde morgen wieder aufwachen. Wenn ich diese Sätze hier schreibe: Sie, liebe Leserin, lieber Leser, werden es lesen. Bei all dem ist mir klar, dass alles Gelingen, aller Erfolg nicht allein von mir abhängt. Ich kann zwar etwas anfangen, loslegen, eine Vorlage geben usw., aber ich muss auch auf günstige Umstände vertrauen.
Damit sind wir wieder bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Der älteste Text dazu, den ich kenne, stammt aus der Bibel: Lukasevangelium, Kapitel 8, Verse 5-8. Jesus erzählt hier von einem Sämann, der seine Saat aufs Feld streut. Viele der Körnchen verderben aus verschiedenen Gründen. Wie im echten Leben halt, wo auch nicht alles gelingt. Der Clou in Jesu Gleichnis ist dann: Die Körnchen, die gut gedeihen, bringen so viel Frucht, dass sich die Aussaat trotzdem lohnt und eine reiche Ernte heranwächst. Ein Körnchen Weisheit aus diesem Gleichnis ist für mich: Wir Menschen müssen im Leben handeln, auch wenn wir wissen, dass nicht alles gelingen wird. Dass Fehler und Misserfolg möglich sind. Denn wenn wir nicht handeln, wird es gar keine Ernte geben, nicht die geringste. Die Worte Jesu wollen uns Mut machen, nach bestem Wissen und Gewissen voll Hoffnung und Gottvertrauen zu handeln. Dass wir das in diesen besonderen Zeiten tun, wünsche ich uns allen.