
Die Wiedervereinigung ist wohl einer der größten Glücksfälle, die Deutschland widerfahren konnte. Damals, vor 31 Jahren, trat am 3. Oktober 1990 die Deutsche Demokratische Republik der Bundesrepublik Deutschland bei. Aus zwei Völkern, deren Herzen jedoch immer im Gleichklang schlugen, wurde wieder eines. Unvergesslich sind dabei die Fernsehbilder der friedlichen Revolution und des Mauerfalls. Der Eiserne Vorhang war auf einmal nicht mehr existent und die zarten Bande, die in dieser Anfangszeit geknüpft wurden, wurden fester. Besonders im damaligen Zonenrandgebiet in Mellrichstadt konnte man diese Entwicklung hautnah miterleben.
Auch dies ist ein Grund, warum die Chöre der Sängervereinigung Mellrichstadt und der Agrabella-Chor am 3. Oktober an einer ganz besonderen Aktion teilnehmen, die da heißt: "Deutschland singt". Unter dem Motto "Freiheit, Einheit, Hoffnung. Die musikalische Danke-Demo" wird deutschlandweit musikalisch der Wiedervereinigung eine Ode der Freude dargebracht. Mit dem Erleben einer gemeinsamen Feier soll ganz bewusst ein Diskurs über die Einheit im Land und die Errungenschaften und Baustellen der letzten Jahrzehnte angestoßen werden.
Erster öffentlicher Auftritt seit Corona
Und in diesem Jahr hat diese Aktion noch eine weitere Bedeutung. "Es ist der erste öffentliche Auftritt, den wir seit Corona haben", sagt Marianne Fritz, die Leiterin des Sängervereins Mellrichstadt. Sie kann sich noch genau erinnern: Mitte Juli diesen Jahres gab es das erste Treffen, in dem man sich auf die Veranstaltung vorbereitete. "Es war einfach wieder schön, gemeinsam zu singen. Das haben wir doch sehr vermisst", so Fritz. Die strengen Hygienebestimmungen machten es für Chöre unmöglich, sich ihrem Hobby zu widmen. Aber jetzt kehrt die Kultur so langsam wieder in den Alltag zurück, was die Sängerinnen und Sänger sehr freut.
Dabei hatten sie nach der langen Pause auch gleich ein großes Pensum zu bewältigen. Für "Deutschland singt" mussten viele neue Lieder einstudiert werden. "Für die Aktion wurde sogar ein eigenes Lied komponiert, das da lautet 'Die Hoffnung lebt zuerst'", sagt Fritz. Dieses Lied drückt recht schön die Stimmung unmittelbar vor der Wiedervereinigung aus, bei der man ja auch noch nicht wusste, ob sie von Erfolg gekrönt sein wird. Neben traditionellen Volksweisen und Schlagern wird auch ein jüdisches Lied gesungen. Fehlen dürfen am Ende der Veranstaltung natürlich nicht die deutsche Nationalhymne und auch die Europahymne.
"Die Lieder sind ziemlich anspruchsvoll", so Marianne Fritz. Aber für die Sängerinnen und Sänger war gerade das eine schöne Herausforderung. Musste die Veranstaltung im letzten Jahr aufgrund von Corona ausfallen, so freut man sich heuer umso mehr, dass sie stattfinden kann.
Bericht eines Zeitzeugen
Die Proben waren in der Markthalle, da man dort die Sicherheitsabstände einhalten kann und regelmäßiges Lüften möglich ist. Die Veranstaltung findet auf dem Marktplatz in Mellrichstadt statt. Los geht es am 3. Oktober um 18.30 Uhr. Bürgermeister Michael Kraus wird ein Grußwort sprechen. Ein Zeitzeuge wird ebenso vor Ort sein, der die Zeit von damals noch einmal Revue passieren lassen wird. Punkt 19 Uhr ist es dann so weit: Nicht nur in Mellrichstadt, sondern deutschlandweit beginnt dann das Konzert.
Mit von der Partie werden der gemischte Chor des Sängervereins Mellrichstadt unter der Leitung von Mario Gebert sein, sowie der Chor "Mittendrin" unter der Leitung von Marianne Klemm und der "Agrabella-Chor" unter der Leitung von Sonja Rahm. "Jeder kann sich zu dieser Veranstaltung seine eigene Sitzgelegenheit mitbringen", so Marianne Fritz, außerdem stehen natürlich die Bänke am Marktplatz zur Verfügung. Die Gastronomen am Marktplatz werden sich um die Bewirtung kümmern. "Auch sie freuen sich schon auf die Veranstaltung", sagt Fritz. Für eine schöne Beleuchtung der Szenerie wird die Freiwillige Feuerwehr Mellrichstadt sorgen.