Mit dem Mountainbike einen Trail hinabzusausen ist rasant. Man muss sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren und kann dabei in einen sogenannten Flow kommen. Man erlebt dann das beglückende Gefühl völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in das Fahren. Aus diesem Grund werden die Abfahrten, die eigens dafür hergerichtet sind, als Flow-Trails bezeichnet. Vielleicht auch aufgrund des Lockdowns und der damit verbundenen Einschränkungen haben viele ihre Liebe zu dieser Freizeitbeschäftigung entdeckt, die mittlerweile schwer im Kommen ist.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass immer wieder Flow-Trails illegal im Wald angelegt werden. Das ist aber nicht nur verboten, sondern kann sogar ziemlich gefährlich sein. Denn hier wird kaum auf Sicherheitsvorkehrungen geachtet, was das Ganze sehr risikoreich macht.
In Mellrichstadt wollte man solchen illegalen Flow-Trails einen Riegel vorschieben. So hat man sich dazu entschieden, am Schulberg eine eigene Strecke einzurichten. Vor Ort kann man sehen, dass diese bereits Gestalt annimmt. Am Einstieg ist bereits ein großer Sprung modelliert, weitere Hindernisse schließen sich an. Schubkarre und mehrere Schaufeln zeugen davon, dass hier fleißig gebaut wird.
Der Eifer der Trailbauer war unermüdlich
Bei einem Vor-Ort-Termin war in dieser Woche ein Sicherheitsexperte der Spielplatzmobil GmbH vor Ort. Mario Ladu, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, prüft normalerweise Spielplätze darauf, ob die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Aber auch Flow-Trails nimmt er ab. In Mellrichstadt gab er wichtige Tipps, wie man die Unfallrisiken auf der Strecke minimieren könne. Vor Ort waren ebenso Bürgermeister Michael Kraus, Revierleiter Michael Merkel und nicht zuletzt Jonas Seifert, der mit seinen Mitstreitern an dem Flow-Trail baut. "Es war uns wichtig, dass die Mountainbike-Begeisterten hier ihre eigenen Ideen umsetzen können", erklärt Michael Kraus. Gleichzeitig bedankt er sich für den unermüdlichen Eifer, mit dem die Strecke in Eigenregie der Mountainbiker hochgezogen wird.
"Wir bemühen uns, den Flow-Trail möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Uns ist dabei aber ebenso wichtig, dass die Strecke möglichst sicher ist", betont Jonas Seifert. Aus diesem Grund sei auch der Vor-Ort-Termin mit dem Sicherheitsexperten sehr wichtig.
Die Hindernisse sind aus Baumstämmen gefertigt, die mit Erde überdeckt sind. Aufgrund dieser Naturmaterialien ist es noch eine größere Herausforderung, für die erforderliche Sicherheit zu sorgen. Doch das gehe ohne Probleme, so Mario Ladu. "Hindernisse, die vom Boden abstehen und auf die man mit dem Kopf fallen kann, können leicht entfernt werden. Die abgesägten Baumwurzeln auf dem Trail müssen abgeflacht werden, hierzu gibt es spezielle Maschinen", sagte er. Natürlich bleibe immer ein Restrisiko, aber die schlimmsten Unfallherde könne man leicht entfernen.
Mit vor Ort war Andi Rohe, Gründer und Entwickler der Mountainbike Agentur Rhöntrail. Er hatte viele Tipps auf Lager, die Jonas Seifert und seine Mitstreiter umsetzen wollen. Revierleiter Michael Merkel betonte, dass der Schulberg sowieso hätte durchforstet werden müssen. Da hier auch aufgrund der Borkenkäfer-Problematik Holz entnommen werden musste, konnte man dieses zumindest in Teilen sofort zum Bau des Flow-Trails verwenden.
Über die Strecke intensiv Gedanken gemacht
Erste Besprechungen, auf denen Details zum Flow-Trail festgelegt wurden, gab es im vergangenen Herbst. Dann ging alles sehr schnell. Ohne die Initiative von Jonas Seifert und seinen Mittrailbauern wäre es allerdings nicht gegangen. "Wir haben uns zum Streckenverlauf intensiv Gedanken gemacht", so Seifert. Das merkt man an vielen Details. So können die großen Sprünge von weniger geübten Mountainbikern umfahren werden, und es gibt verschiedene Schwierigkeitsstufen, sodass vom Anfänger bis zum Profi für jeden etwas dabei ist. Außerdem ist die Strecke recht lang, sodass man von der Abfahrt auch etwas hat. Die ehemalige Bobbahn, die nach dem Krieg von den Amerikanern angelegt wurde, ist im unteren Bereich in den Flow-Trail miteinbezogen.
"Am Ausgang des Flowtrails ist dann eine Wiese. Wenn man die überquert hat, kann man auf der geteerten Straße hochfahren", erklärt Seifert. Dann kann der Spaß von vorne losgehen. "Wir hoffen, dass wir den Flow-Trail noch in diesem Jahr eröffnen können", freut sich der Bürgermeister. Andi Rohe ist der Überzeugung, dass der Flow-Trail gut angenommen werden wird. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Verschiedene Hindernisse müssen noch genauer ausgearbeitet werden. Und es fehlen auch noch die Schilder, auf denen der Streckenverlauf und der Schwierigkeitsgrad eines einzelnen Hindernisses beschrieben ist. Notrufnummer und Nutzungsbestimmungen müssen ebenso abgedruckt sein. Denn trotz aller Bemühungen um die Sicherheit: Die Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr. Beim Mountainbiking gibt es immer ein Restrisiko, das wird man nie ganz vermeiden können.
Bürgermeister Michael Kraus sieht in Mellrichstadt einen großen Bedarf für einen Flow-Trail. "Die Kids brauchen auch eine Möglichkeit, sich auf dem Mountainbike auszutoben", sagt er. Viele von ihnen seien in der Stadt unterwegs, was mit dem Verkehr nicht ungefährlich ist. Dieses Gefahrenpotential hofft er, so vermeiden zu können. Er freut sich darauf, dass mit dem Flowtrail ein neuer Besuchermagnet entstehen könnte. "So wird die Stadt noch attraktiver und lebenswerter", ist sich der Bürgermeister sicher.