Ende Januar dieses Jahres musste die Edinger Fachmarkt GmbH in Mellrichstadt ein Insolvenzverfahren beantragen.Betroffen davon waren die Standorte in Mellrichstadt und Bad Königshofen sowie der Online-Handel des Unternehmens. Nun gibt es eine gute Nachricht für den Mellrichstädter Betrieb und die Online-Sparte: Für beide Geschäftsbereiche wird es weitergehen. Das verkündete Geschäftsführer Oliver Edinger in einem Pressegespräch am Montag.
Ein Blick zurück: Oliver Edinger hatte für sein Geschäft, das ein umfangreiches Angebot für Heimwerker, Haus und Garten vorhält, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Im Gegensatz zu einer "Regelinsolvenz", bei der ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird, bleibt der Geschäftsführer bei der Eigenverwaltung persönlich verantwortlich für das weitere Verfahren. Als Sanierungsberater wurde ein erfahrener Rechtsanwalt aus Berlin hinzugezogen. Als Grund für die Schieflage wurde die zunehmende Konkurrenz im Online-Handel sowie die Abhängigkeit von Markenartikeln angegeben. Für die Kunden änderte sich zunächst nichts, die Geschäfte blieben auf. Im April wurde der Standort in Bad Königshofen geschlossen - dieser wird auch seine Türen nicht mehr öffnen. Am Standort in Mellrichstadt läuft es nach wie vor weiter.
Wie sieht die Lösung aus?
"Heute kann ich sagen, dass wir, was die Sanierung betrifft, auf einem sehr guten Weg sind. Wir können das Gipfelkreuz sehen", erklärte Oliver Edinger bei dem Pressegespräch. Die nun gefundene Lösung sieht folgendermaßen aus: Die Edinger GmbH verkauft die Immobilien in Bad Königshofen und die beiden Mellrichstädter Komplexe mit dem Fachmarkt am Mühlenweg und dem Logistikzentrum am Kiefernweg. Königshofen ist bereits verkauft und geräumt. Das Fachmarkt-Gelände in Mellrichstadt ist ebenfalls verkauft und muss bis zum 1. November geräumt werden. Auch das Areal am Kiefernweg soll verkauft werden, soll aber durch die Edinger GmbH zurückgemietet werden. Letzterem muss die Gläubigerversammlung Ende September noch zustimmen. Der Grundschuldgläubiger, die Sparkasse Bad Neustadt, habe bereits sein Ja gegeben. Die weitere Planung sieht einen Umzug des Fachmarktes vom Mühlenweg an den Kiefernweg vor. Der Fachmarkt soll im linken Gebäudeteil sein neues Zuhause finden, dort, wo jetzt zwei Rampen zum Be- und Entladen sind.
Hier werde es aber wohl keinen nahtlosen Übergang geben, meinte Edinger, der auf eine Neueröffnung Anfang Frühjahr hofft. Bis dahin seien noch einige Umbaumaßnahmen notwendig. Für die Zwischenzeit sollen die Waren des Fachmarktes am Kiefernweg weiter erhältlich sein, nicht in Form eines klassischen Geschäftes, sondern über eine Art Kiosk, an dem die Kunden die Artikel ordern können und die dann umgehend gebracht werden. Bis Mitte Oktober findet am Mühlenweg ein dreiwöchiger Ausverkauf statt.
Was geschieht mit der Immobilie am Mühlenweg?
Die Immobilie am Mühlenweg wurde von Heizungstechnik Gue gekauft. "Das wird unser neuer Hauptgeschäftssitz. Wir wollen uns schon seit einiger Zeit vergrößern und suchten nach einem passenden Objekt", sagte Volker Gue auf Nachfrage gegenüber dieser Redaktion. Am Mühlenweg werde für Büro- und Lagerräume ausreichend Platz sein.
Waren Anfang des Jahres noch 41 Mitarbeiter bei der Edinger Fachmarkt GmbH beschäftigt, so sind es jetzt 25. Einige davon befinden sich in Kurzarbeit. Es seien keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen worden, betonte der Geschäftsführer, die Mitarbeiter hätten von sich aus etwas anderes gesucht. Oliver Edinger lobte seine Kollegen, diese hätten die vergangenen Monate engagiert weiter gearbeitet. Ein Lob ging auch an Landrat Thomas Habermann. "Ohne seine Initiative wäre diese Lösung nicht gefunden worden", sagte er und hob insbesondere dessen Vermittlungsfunktion gegenüber der Sparkasse hervor.
Wie sehen die Veränderungen aus?
Welche Veränderungen wird es im Innenleben des Unternehmens geben? "Im Fachmarkt wird das Sortiment größer werden, da nun auch die Produkte des benachbarten Lagers über eine Schnellorder erhältlich und sofort zur Mitnahme bereit sind", erläuterte Oliver Edinger. Die Produktpalette des Online-Handels wird verändert. Setzte man früher mit etwa 80 Prozent auf Markenartikel und mit 20 Prozent auf Import oder Eigenmarken, so wird sich das künftig bei 50:50 einpendeln. "Wir werden die Markenartikel reduzieren, um unseren Ertrag steigern zu können."
Oliver Edinger blickt nun optimistisch in die Zukunft, dazu würden ihm auch die aktuellen Geschäftszahlen recht geben. "Wir haben genügend gesunde Masse im Unternehmen, um zukunftsfähig zu sein. Wir können Arbeitsplätze halten, wenn auch nicht in voller Stärke und wir führen ein Unternehmen fort, das fortführenswert ist. Was daraus entsteht, wird die Zukunft zeigen", so das Fazit des Geschäftsführers. Er gibt offen zu, dass er in den vergangenen Monaten auch mal den ein oder anderen Durchhänger gehabt habe. "Die haben jedoch nie länger als 24 Stunden gedauert."